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Billionen Boy

Billionen Boy

Titel: Billionen Boy
Autoren: David Walliams
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meinte er verächtlich. »Mehr nicht?«
    »Stimmt etwas nicht, mein Sohn?« Für einen Moment senkte Mr Spud seine Zeitung.
    »Ich habe doch letztes Jahr schon eine Million bekommen, als ich elf wurde«, beklagte sich Joe. »Deswegen muss ich zum zwölften Geburtstag mehr kriegen!«
    Mr Spud langte in die Tasche seines glänzenden grauen Designer-Anzugs und zückte sein Scheckheft. Sein Anzug war schrecklich und auch schrecklich teuer gewesen. »Entschuldige bitte, mein Sohn«, sagte er. »Machen wir zwei Millionen daraus.«
    An dieser Stelle muss man unbedingt wissen, dass Mr Spud nicht immer so reich gewesen war.
    Es war noch nicht allzu lange her, dass die Familie Spud äußerst bescheiden gelebt hatte. Seit seinem sechzehnten Geburtstag hatte Mr Spud in einer riesigen Klopapierfabrik am Rande der Stadt gearbeitet. Der Job, den Mr Spud dort machte, war entsetzlich langweilig gewesen. Er hatte die Blätter auf die Papprollen aufwickeln müssen.
    Rolle um Rolle.
    Tag für Tag.
    Woche um Woche.
    Jahraus, jahrein.
    Immer und immerzu tat er dasselbe, bis er schließlich so gut wie alle Hoffnungen verloren hatte. Mit Hunderten anderer gelangweilter Arbeiter stand er von morgens bis abends am Fließband und wiederholte dieselbengeisttötenden Handgriffe. Sobald genügend Papier um die Papprolle gewickelt war, begann das Spiel von vorn. Und jede Klorolle sah gleich aus.

    Weil die Familie so arm war, benutzte Mr Spud die Papprollen, um seinem Sohn Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke daraus zu basteln. Mr Spud hatte einfach kein Geld, um Joe die neuesten Spielsachen zu kaufen. Stattdessen bastelte er ihm zum Beispiel ein Klorollen-Rennauto oder eine Klorollen-Burg mit ganzen Heerscharen von Klorollen-Rittern. Die meisten Sachen gingen allerdings kaputt und endeten im Papierkorb. Nur eine kleine, etwas traurig wirkende Klorollen-Rakete gelang es Joe aufzuheben – wenn er auch nicht genau wusste, warum.
    Das einzig Gute an der Arbeit in der Fabrik war, dass Mr Spud viel Zeit zum Träumen hatte. Und eines Tages träumte er davon, dass er das Hintern-Abwischen für alle Zeiten revolutionieren würde!
    Man müsste eine Klorolle erfinden, die auf der einen Seite feucht und auf der anderen Seite trocken ist , überlegte er, während er Papier auf die tausendste Rolle dieses Tages wickelte. Mr Spud hielt seine Idee streng geheim und mühte sich hinter der verschlossenen Klotür ihrer winzigen, billigen Gemeindewohnung stundenlang mit der exakten Fertigung seiner doppelseitigen Klorolle ab.

    Als Mr Spud »Sauberpo« schließlich auf den Markt brachte, hatte er augenblicklich Erfolg. Von nun an verkaufte er täglich auf der ganzen Welt Billionen von Rollen. Und an jeder verkauften Rolle verdiente er zehn Pence. Insgesamt kam eine unsagbareSumme Geld zusammen, wie man an dieser einfachen Gleichung erkennen kann:
    10 Pence x 1 000 000 000 Rollen x 365 Tage im Jahr = jede Menge Zaster.
    Als »Sauberpo« herauskam, war Joe Spud erst acht Jahre alt, und innerhalb kürzester Zeit wurde sein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Zuerst trennten sich Joes Eltern. Es hatte sich herausgestellt, dass Joes Mutter viele Jahre lang eine heiße Affäre mit Joes Wölflingsführer Alan gehabt hatte. Sie bekam zehn Billionen Pfund Scheidungsabfindung und Alan tauschte sein Kanu gegen eine pompöse Yacht ein. Nach dem, was man von den beiden zuletzt gehört hatte, schipperten Carol und Alan vor der Küste Dubais herum und gossen sich jeden Morgen den teuersten Champagner über ihr Müsli. Joes Vater schien die Trennung schnell zu verdauen und begann mit einem Mädchen von Seite 3 nach dem anderen auszugehen.
    Bald schon zogen Vater und Sohn aus ihrer schäbigen Gemeindewohnung in ein herrschaftliches Anwesen um. Mr Spud taufte es »Villa Sauberpo«.
    Das Haus war so riesig, dass man es vom Weltraum aus erkennen konnte. Allein um die Zufahrt entlangzufahren brauchte man fünf Minuten. Hunderte frisch gepflanzter, aufstrebender kleiner Bäume säumten den endlos langen Kiesweg. Die Villa besaß sieben Küchen, zwölf Wohnzimmer, siebenundvierzig Schlafzimmer und neunundachtzig Bäder.
    Von den Bädern aus gelangte man direkt in ein weiteres Bad. Und von einigen dieser angeschlossenen Bäder gelangte man wiederum in ein neues Bad.
    Obwohl Joe schon seit einigen Jahren dort lebte, hatte er bislang höchstens ein Viertel des Haupthauses erkundet. Auf dem weitläufigen Grundstück befanden sich Tennisplätze, ein Teich zum Boot fahren, ein
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