Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Billigflieger

Titel: Billigflieger
Autoren: Philip Tamm
Vom Netzwerk:
das ist auch gut so.«
    »Aber …«
    »Nein, Gerd. Kein Aber.«
    Sein Körper verlor das letzte Maß an Spannung, und der Griff, mit dem Benni und Hacki ihn bisher festgehalten hatten, diente nur noch dazu, ihn zu stützen. »Du hast Recht, Katie. Ich sehe es ein. Vielleicht tut es mir sogar ganz gut, einmal für eine Zeit von der Bildfläche zu verschwinden und über die Dinge nachzudenken.«
    Katie nickte nachdenklich. Wir alle verspürten eine tiefe Beklemmung. Es war schon seltsam, wie viel eine einzige Nacht verändern konnte. Und wie schnell sich die Karten neu gemischt hatten.
    »Lass uns einfach von hier verschwinden«, sagte Katie zu mir. »Ich bin erledigt. Ich brauche jetzt eine lange, lange Pause, um mich wieder zu erholen.«
    »Einverstanden. Nur eine Sache muss ich noch erledigen. Gib mir zwei Minuten.«
    »Ich gebe dir alle Zeit dieser Welt.«
    Ich ging auf Nina zu, die verstört am Rande des Geschehens stand und nicht so recht wusste, was hier vor sich ging und worin eigentlich ihre Rolle bestand. Ich zog sie mit mir mit, bis wir, abgeschirmt durch das Löschfahrzeug der Feuerwehr, so etwas wie eine Privatsphäre hatten.
    »Ich wollte mich bei dir entschuldigen, Nina. Ich habe mich nicht fair verhalten. Dir gegenüber nicht - und mir selbst gegenüber auch nicht.«
    »Das stimmt. Das hast du wirklich nicht«, sagte sie. Ihre Stimme klang nicht weniger erschöpft als meine eigene. In ihrem Blick sah ich die tiefe Verletzung, die ich ihr zugefügt hatte. Ich verspürte ein schlechtes Gewissen und wusste doch zugleich, dass ich keine Wahl gehabt hatte.
    »Mir sind in den zurückliegenden Tagen einfach einige Dinge klargeworden. Darum weiß ich, dass es besser so ist, wie es ist. Ich wünschte mir auch, ich hätte das alles früher erkannt und ich hätte einen besseren Weg gefunden, es dir zu sagen. Das tut mir unendlich leid, Nina. Ich hoffe, du glaubst mir.«
    Nina rang sichtlich um Fassung. Ein paar Tränen kullerten über ihre Wangen und hinterließen breite, ausgefranste Spuren aus Make-up und Kajal. Es dauerte lange, bis sie sich so weit im Griff hatte, dass sie wieder sprechen konnte. »Ja, ich glaube dir, Jo. Ich bin mir nur nicht sicher, ob es das besser macht. Aber darauf kommt es eigentlich auch nicht mehr an. Außerdem muss ich zugeben, dass ich nicht ehrlich zu dir war. Und zu mir selbst übrigens auch nicht.«
    Ich sah sie fragend an. Sie wischte sich mit den Händen über die Augen und schnäuzte sich dann laut die Nase.
    »Was meinst du damit, dass du nicht ehrlich warst?«, fragte ich sie.
    »Ich habe es gewusst, Jo. Schon lange.«
    »Du hast was gewusst?«
    »Dass du mich nicht liebst. Es war mir schon klar, seit wir über die Hochzeit gesprochen haben. Oder sogar noch davor. Aber ich habe es verdrängt. Ich habe die Augen davor verschlossen. Weil, du wirst es nicht glauben, es bei mir anders ist. Ich liebe dich wirklich. Ich weiß, dass ich nicht immer fair zu dir war und dass ich dir viel zu viele Vorschriften gemacht habe und dass ich versucht habe, aus dir einen Menschen zu machen, der du nicht bist. Ich habe das nicht böse gemeint. Im Grunde hatte ich die ganze Zeit Angst, dass du dir eines Tages über deine eigenen Gefühle klarwirst und dass dann genau das passiert, was wir gerade erleben.«
    »Aber die Idee mit der Hochzeit? War das dann nicht ein Fehler?«
    »Ja, das war es wohl. Sie entstand aus einer Mischung aus Trotz und Verzweifelung heraus. Vielleicht habe ich gehofft, dass die Zeit etwas an den Dingen ändert. Dass wir zueinanderfinden. Du bist ein anständiger Kerl, Jo. Ich hoffe, deine neue Freundin weiß das.«
    Ein Lächeln spielte um Ninas Lippen, und ich bewunderte die Größe, die sie durch ihre Worte zeigte. Ich spürte, wie auch mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich hatte Nina unterschätzt oder falsch gesehen. Vielleicht habe ich es mir auch einfach nur selber leichtgemacht, indem ich sie für meine eigene Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen, in gewisser Weise zur Verantwortung gezogen habe. Ich habe so viele Dinge einfach ihr überlassen, und wenn sie dann in eine Richtung liefen, die mir nicht passte, dann habe ich ihr die Schuld gegeben. Ich habe es mir wirklich zu leichtgemacht. Das war nicht fair.
    Ich trat einen Schritt auf sie zu, um sie ein letztes Mal in die Arme zu nehmen. Nina aber wich zurück und schüttelte den Kopf. »Nein, Jo. Tu das bitte nicht. Es ist gut, dass wir jetzt kurz miteinander geredet haben. Aber du wirst verstehen, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher