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Billigflieger

Titel: Billigflieger
Autoren: Philip Tamm
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Leute, die in ihren Uniformen rund um das Sprungtuch standen und uns applaudierten.
    » Viva los heroes, viva amor «, skandierten sie und ließen uns hochleben. Und zwar im wörtlichen Sinne. Sie spannten das Tuch ruckartig so auf, dass Katie und ich in die Höhe flogen und kurz darauf wieder weich landeten. Es machte wirklich Spaß, hatte aber auch etwas Melancholisches, da hinter uns das Isla Mallorca gerade zu einem Haufen Asche zusammensank.
    Als ich gerade Katies Intensivbeatmung fortsetzen wollte, schoben sich Benni und Hacki durch die Menge zu uns durch. Zwischen sich führten sie jemanden, den ich zwar nicht kannte, aber der sich ganz offenbar mit den beiden angelegt hatte.
    Es war ein großer, breitschultriger Typ mit blonden Haaren und einem Anzug, der zum größten Teil angekokelt war. Hacki hatte ihm den Arm hinter dem Rücken verdreht, was den Blonden jedoch nicht davon abhielt, sich immer wieder befreien zu wollen. Allerdings gab er jeden einzelnen dieser Versuche schnell wieder auf und stöhnte dabei mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    »Seht mal, Leute. Diesen Herrn haben wir auf dem Grundstück hinter dem Hotel erwischt. Er war gerade dabei, ein paar Benzinkanister verschwinden zu lassen. Scheint kein Unfall gewesen zu sein, dieses Feuer.«
    Ich spürte, wie Katie neben mir erstarrte und den aus dem Dunkeln aufgekreuzten Kerl mit böse funkelnden Augen betrachtete. »Gerd! Sag, dass das nicht wahr ist«, flüsterte sie und schüttelte fassungslos den Kopf.
    Gerd? Dieser Typ war also ihr Exfreund, der sie so schmählich betrogen hatte. Und der sie jetzt offenbar auch noch um ein Haar umgebracht hätte. Mir wurde so einiges klar. Offenbar hatte der ach so erfolgreiche Immobilien-Hai die Geduld verloren, als er auf die Abrissgenehmigung für das Hotel warten musste. Und wie diese Typen so sind - sie wissen sich sehr gut selber zu helfen. Also hatte er kurzerhand höchstpersönlich für den Abriss des Isla Mallorca gesorgt, und zwar mit Hilfe seines Feuerzeuges. »Warmer Abbruch« nennen wir so etwas bei der Versicherung. Es konnte mich nicht wirklich wundern. Ich habe genug ähnliche Fälle erlebt.
    Jener Gerd war allerdings noch schlimmer und rücksichtsloser als die meisten dieser Typen, immerhin stand das Gebäude mitten im Ort, und der Brand hätte ohne weiteres auch auf bewohnte Nachbargebäude übergehen können. Aber selbst jetzt wollte er offenbar seinen Kopf aus der Schlinge ziehen.
    Er setzte einen Dackelblick auf und sagte mit schlingernder Stimme: »Glaub ihnen kein Wort, Katie. Alles Lügen. Es ist reiner Zufall, dass ich hier bin. Ich habe nichts mit dem Ganzen zu tun. Ich schwöre es …«
    Katie kletterte vom Sprungtuch, baute sich vor Gerd auf und sah ihm in die Augen. »Reiner Zufall, ja?«
    »Ja, genau.«
    »Und das schwörst du?«
    »Natürlich tue ich das.«
    »Weißt du, was ich am allerwenigsten leiden kann, Gerd? Schlechte Verlierer. Und das bist du. Ein sehr schlechter Verlierer sogar. Ich hoffe, dir ist wenigstens klar, dass ich für deine Gier beinahe mit dem Leben bezahlt hätte.«
    »Glaub mir doch, Katie. Ich wusste gar nicht, dass du hier bist. Das ist alles ein Missverständnis!«
    Hacki, der immer noch Gerds Arm fest im Griff hatte, hielt mit der anderen Hand den Benzinkanister in die Höhe. »Und das hier? Ist das auch ein Missverständnis? Es wird kein Problem für die Polizei sein, deine Fingerabdrücke hierauf zu identifizieren, Freundchen. Und den Rest werden die Brandsachverständigen auch schnell herausfinden.«
    Gerd senkte die Augen und seufzte. Uns allen war klar, dass sein Schweigen ein Schuldeingeständnis war.
    »Gratuliere, Gerd«, sagte Katie. »So weit ist es mit dir also gekommen. Jetzt begehst du sogar schon Verbrechen für deine Millionen.«
    Die leicht unverschämte und überhebliche Note verschwand endgültig aus seinem Gesicht. Mit leiser, erschöpfter Stimme sagte er: »Es tut mir leid, Katie. Ich habe das wirklich nicht gewollt. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist.«
    »Ich weiß es aber«, entgegnete Katie, und auch sie sprach jetzt um einige Nuancen leiser. »Du bist ein Spieler, Gerd. Und zwar einer, der bereit ist, für seinen Sieg über Leichen zu gehen. Aber diesmal bist du zu weit gegangen. Dafür wirst du die Konsequenzen tragen müssen. Vielleicht hast du sogar Recht und das Leben ist wirklich eine Art Monopoly-Spiel. Aber du erinnerst dich, auch da gibt es ein Gefängnis. Glaub mir, diesmal wirst du nicht drum herumkommen. Und
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