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Bille und Zottel 16 - Pusztaferien und Ponybriefe

Bille und Zottel 16 - Pusztaferien und Ponybriefe

Titel: Bille und Zottel 16 - Pusztaferien und Ponybriefe
Autoren: Tina Caspari
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Bille verlegen ab. „Fertig? Dann laß uns gehen.“
    Sie führten die Pferde am Zügel über den Hof. Die letzten Regenwolken hatten sich verzogen, die Dächer dampften unter der plötzlich einsetzenden kräftigen Sonneneinstrahlung. Aus den Bäumen des Parks klang ein vielstimmiges Vogelkonzert herüber, und die Sträucher hatten sich wie mit duftigen Schleiern aus frischem Grün überzogen. Es roch nach Frühling.
    „Gib zu, du hast vorhin über unsere Reise nachgedacht! Machst du dir Sorgen?“ fragte Simon.
    „Sorgen. . . worüber?“
    „Ob du es mit mir aushältst. Ob du es aushältst, so lange von Zottel getrennt zu sein. Oder von zu Hause. Oder wie es ist, in so einem fernen, fremden Land zu sein, dessen Sprache man nicht spricht.“
    Bille schüttelte lächelnd den Kopf.
    „Irrtum. Ich mache mir überhaupt keine Sorgen, ich freue mich rundherum und ohne Abstriche und. . . ach, einfach unbeschreiblich! Worüber ich nachgedacht habe, das war eher. . . wie soll ich dir das erklären. Es ist so ein Gefühl, das mich manchmal ganz plötzlich überkommt. Wie ein großes Erstaunen darüber, daß ich es so gut habe. Verstehst du? Ich frage mich, womit ich das verdient habe.“
    „Darauf wüßte ich eine Antwort: Du verdienst es dir täglich mit harter Arbeit und totalem persönlichem Einsatz. Und vor allem mit Liebe.“ Simon sah seine Freundin an.
    „Könnte stimmen. He, der Frühling ist wohl eine ansteckende Krankheit, jetzt wirst du auch noch feierlich! Dagegen hilft nur eines: aufsitzen und los geht’s!“
    Zunächst einmal ließen sie die Pferde sich im Schritt lösen. Während sie noch den Platz umrundeten, gesellte sich Florian auf seiner Stute Florentine zu ihnen.
    „Na? Wie geht’s ihrer königlichen Hoheit heute?“ neckte Bille den jüngsten der Henrich-Geschwister.
    „Danke, recht gut. Die Frühjahrsmüdigkeit macht ihr offensichtlich zu schaffen“, berichtete Florian ernsthaft. Für ihn gab es kein wichtigeres Thema auf der Welt, als das Wohlbefinden seiner heißgeliebten Stute; daß die anderen ihn deswegen hin und wieder verspotteten, nahm er gelassen hin.
    „Ach was“, widersprach Simon, „sie hat bei weitem zu viel Winterspeck angesetzt. Sie braucht ein paar Wochen scharfes Training bei halben Rationen.“
    „Spinnst du?“ Florian tätschelte Florentine den Hals, als müsse er sie für die Äußerung seines Bruders um Verzeihung bitten. „Das reguliert sich alles von selbst, dazu brauchen wir keine Radikalkur.“
    Bille wollte etwas bemerken, ließ es dann aber. Es hatte keinen Sinn, Florian gute Ratschläge zu geben, er ignorierte sie einfach - es sei denn, man stimmte eine Lobeshymne auf sein Goldstück an. Sie trieb San Pietro an, ließ ihn ein paar Runden traben, um ihn für das anstrengende Training geschmeidig zu machen, und freute sich an den gelösten, weit ausgreifenden Schritten des jungen Wallachs.
    Als Hans Tiedjen auf dem Platz erschien, waren sie fast mit der Arbeit fertig.
    „Nur noch ein paar Galoppwechsel, dann haben wir’s geschafft.“
    „Ihr wart fleißig, wie ich sehe. Er ist prachtvoll in Form!“
    „Stimmt. Wir haben beide einiges runtergeschwitzt heute“, bestätigte Bille lächelnd und parierte San Pietro zum Schritt durch. Lobend klopfte sie ihm den vor Nässe dunkel glänzenden Hals. „Feiner Junge. Gut hast du’s gemacht.“
    Sie hielt vor Hans Tiedjen an. Der Wallach prustete erleichtert und schüttelte heftig den Kopf. Ein Tropfenregen sprühte nach allen Seiten.
    „He, ich habe heute schon geduscht, du Witzbold!“ protestierte Tiedjen und wischte sich das Gesicht mit dem Jackenärmel ab. „Übrigens habe ich eine Neuigkeit für euch, Bille. Im Büro lag ein Brief aus Ungarn, von meinem Freund Sandor. Er freut sich auf euren Besuch, schreibt er, ihr könnt so lange bleiben, wie ihr mögt.“
    „Super! Und wir können dort auch übernachten? Ich meine, wir wollen ihm ja keine Umstände machen, wir könnten im Zelt oder auf dem Heuboden schlafen!“
    „Nun“, Hans Tiedjens Ausdruck war schwer zu beschreiben, er überspielte geschickt ein Schmunzeln mit einer betont geschäftlichen Miene, „ich denke, da wird es keine Probleme geben. Er wird euch auf seinem kleinen Hof schon irgendwie unterbringen. Ihr werdet staunen, wie gastfreundlich die Ungarn sind!“
    „Ja, davon habe ich schon gehört.“
    Bille preßte unvermittelt die Hand auf den Magen. „Es ist dieses Flattern in der Magengrube. Mit jedem Tag wird’s ein bißchen schlimmer“,
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