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Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten

Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten

Titel: Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten
Autoren: Tina Caspari
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flachen Talmulde galoppierte der Fremde nun in gemächlichem Tempo über ein Stoppelfeld. Er war ein Profi, das sah man sofort, seine Haltung war einwandfrei, und Janosch bewegte sich unter ihm gelöst und aufmerksam. Aber daß die beiden einen scharfen Galopp hinter sich hatten, erkannte Bille schon von weitem, der Wallach dampfte vor Schweiß. Das machte Bille so wütend, daß sie Darling die Sporen in die Flanken preßte und querfeldein auf den Fremden zustürmte.
    „He, Sie!“ schrie Bille und richtete sich im Sattel auf. „Anhalten! Steigen Sie sofort ab! Hören Sie nicht! Anhalten! Geben Sie sofort das Pferd zurück!“
    Der Fremde hatte sie nicht sofort bemerkt. Jetzt wandte er sich erstaunt zu ihr um und schaute ihr halb verwirrt, halb ärgerlich entgegen.
    „Was... was soll das?“ stotterte er.
    Bille sah das nasse Fell Janoschs, das von Schaumflocken übersät war, der Wallach schnaubte heftig.
    „Sie müssen nicht alle Tassen im Schrank haben!“ brüllte Bille. „Wie kommen Sie dazu, einfach ein Pferd aus unserem Stall zu nehmen und damit abzuhauen? Und es dann noch bis zum Umfallen durch den Wald zu jagen! Steigen Sie sofort ab und geben Sie mir das Pferd zurück, oder ich hole die Polizei!“
    Es war schwer zu sagen, was in dem Fremden vorging. Er wurde abwechselnd rot und blaß, mal schien es, als würde er im nächsten Augenblick explodieren, dann wieder biß er sich auf die Lippen, und in seinem Gesicht zuckte es, als wolle er in Tränen ausbrechen. Bille nahm es kaum wahr, ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem erschöpften Janosch und Darling, die bei ihrem Wutausbruch nervös hin und her tänzelte.
    „Was berechtigt dich eigentlich, hier derart mit mir umzuspringen“, sagte der Fremde schließlich und musterte Bille neugierig. „Darf ich wissen, wer du bist?“
    Bille warf ärgerlich den Kopf in den Nacken.
    „Was mich berechtigt? Ich bin für das Pferd verantwortlich! Ich bin die Assistentin von Herrn Tiedjen und... und seine Adoptivtochter“, fügte sie nach einem kurzen Zögern hinzu. Sollte der ruhig wissen, mit wem er es hier zu tun hatte!
    Der Fremde sah seufzend den Weg zurück, den er gekommen war. Dann sprang er aus dem Sattel und reichte Bille Janoschs Zügel.
    „Ja, wenn das so ist... dann beuge ich mich der Gewalt.“
    „ Dem Recht, meinen Sie wohl. “
    „Und dem Recht. Natürlich.“
    Eigentlich sah er gar nicht so unsympathisch aus. Er war nicht groß, aber seine Figur war sportlich durchtrainiert. Sein Alter war schwer zu schätzen, das Gesicht schmal und jung, aber an den Schläfen zeigten sich die ersten grauen Haare. Wie ein Dieb sah er jedenfalls nicht aus. Gentlemanverbrecher, dachte Bille. Jetzt grinste er auch noch. Dachte wohl, er könne sie mit einem Flirt einwickeln. Sollte sie ihn nach seinen Personalien fragen? Vielleicht wollte Daddy Anzeige erstatten? Wegen groben Unfugs, wenn nicht gar wegen Diebstahls?
    „Haben Sie einen Ausweis dabei?“ fragte sie steif.
    Der Fremde hob bedauernd die Achseln.
    „Tut mir leid. Aber mein Name ist Hans Meier aus Unteroberbach, Mittlere Gasse 3. Das wolltest du doch wissen, nicht wahr?“
    Kein Zweifel, Name und Adresse waren erstunken und erlogen, er wollte sie auf den Arm nehmen. Bille schnaufte wütend.
    „Sie halten mich wohl für blöd, wie? Aber das Lachen wird Ihnen schon noch vergehen, das verspreche ich Ihnen!“
    „Ja, das fürchte ich auch“, seufzte der Fremde und sah wehmutsvoll in Richtung Groß-Willmsdorf. „Aber für seine bösen Taten muß man büßen.“
    Bille warf ihm zum Abschied einen vernichtenden Blick zu, nahm die Zügel auf und trabte mit Janosch als Handpferd davon.
    Das Erlebnis hatte sie viel Zeit gekostet, und so mußte sie hart arbeiten, um mit ihrem Tagespensum fertig zu werden. Hans Tiedjen war gleich nach seinem Ausritt zu einer Besprechung mit dem Notar nach Neukirchen gefahren, und Tom und Simon waren mit ihren Pferden ins Gelände gegangen; so kam es, daß Bille bis zum Abend mit niemandem über Janoschs Entführung sprechen konnte.
    Gegen sechs Uhr hetzte sie nach Hause, duschte und machte sich für die Party hübsch. Um sieben Uhr hupte Simon vor dem Tor. Seit ein paar Tagen war er stolzer Besitzer einer uralten „Ente“, deren zahlreiche Roststellen an das gefleckte Fell Zottels erinnerten. Er öffnete gerade die Tür, als Bille in ihrem weißen Sommerkleid die Treppe hinunterhüpfte.
    „Wow!“ murmelte Simon. „Sie sind ’ne Wucht, Fräulein! Wenn ich nicht schon in
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