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Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten

Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten

Titel: Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten
Autoren: Tina Caspari
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majestätische Aristokraten von der Größe gut gemästeter Kälber, die hochmütig ihre Marken auf die umliegenden Bäume und Sträucher verteilten. Sogar eine Perserkatze entdeckte Bille hinter dem Rückenfenster eines Wagens. Sie hatte sie für ein Maskottchen aus dem Spielzeugladen gehalten, bis das Plüschtier begann, sich hingebungsvoll die Pfoten zu putzen.
    Eines hatten alle Ankömmlinge gemeinsam: sie waren von heftigem Lampenfieber befallen. Keiner konnte auch nur für einen Augenblick an seinem Platz bleiben. Hatte man ihn gerade in seinem Zimmer abgeliefert, schoß er schon wieder durch die Halle, riß alle Türen auf, rannte nach draußen und wieder hinein und stieß auf seinem Weg mindestens fünfmal mit jemandem zusammen.
    „Es ist, als hättest du einen Ameisenhaufen breitgewalzt“, stöhnte Florian. „Überall trittst du auf die Biester!“
    Bille, Bettina und Florian hatten in der Halle einen Informationsstand aufgebaut. Von hier aus geleiteten sie die Ankommenden in ihre Zimmer, zeigten ihnen den Weg zum Stall, den Kofferkeller, Tischtennisraum und Speisesaal, und beantworteten geduldig immer wieder die gleichen Fragen. Begeisterungsrufe über das behaglich und liebevoll eingerichtete Gut nahmen sie mit Genugtuung zur Kenntnis, Mäkeleien wurden mit gerunzelter Stirn registriert.
    Ein blasses, verschlossenes Mädchen, das besonders hochnäsig schien, mußte sich von Florian die erste Abfuhr gefallen lassen. Als sie sich maulend darüber beschwerte, daß sie ihr Zimmer mit drei anderen teilen mußte, zeigte er seelenruhig auf die Eingangstür.
    „Du kannst gern wieder nach Hause fahren. Es gibt eine Menge Leute, die glücklich wären, deinen Platz hier zu bekommen. Keiner wird gezwungen.“
    „Doch, ich“, knurrte das Mädchen. „Sonst wäre ich jetzt nicht hier.“
    „Dann laß deine Wut auf deine Alten nicht an uns aus, wir können nichts dafür“, sagte Florian gleichmütig. „Wir tun unser Bestes, damit ihr euch hier wohl fühlt.“
    Plötzlich wurde sein Blick starr, seine Augen weiteten sich, als wäre draußen vor der Einfahrt ein Ufo gelandet. Wie von einer Wippe hochgeschleudert, vollführte Florian einen Luftsprung, bei dem er mit Armen und Beinen in alle Richtungen zappelte. Dabei ließ er einen so fürchterlichen Indianerschrei los, daß die anwesenden Schüler und Eltern vor Schreck wie auf Kommando alles fallen ließen, was sie in den Händen hielten. Koffer, Taschen und zum Platzen gefüllte Plastiktüten gingen mit einem Donnerschlag zu Boden.
    „Nicoooo! Halloooo!!!“
    „Flori, leidest du an Gehirnerweichung?“ flüsterte Bettina erschrocken und lächelte entschuldigend in die Runde.
    Aber Florian beachtete sie gar nicht. Er stürzte auf ein knabenhaft schlankes Mädchen mit kurzgeschnittenen Haaren und abgewetzten Jeans zu, das in der Tür aufgetaucht war, hob sie hoch und wirbelte sie herum. Nico antwortete mit einem ähnlichen Indianergeheul.
    Florian mußte gefühlt haben, daß alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Sicher hielten sie Nico für einen Jungen und wunderten sich über die Art der Begrüßung. Und mit einem entschuldigenden Lächeln, mit dem nun auch er alle Anwesenden bedachte, sagte er in die Stille hinein: „Sie ist nämlich ein Mädchen!“

    Womit er die Situation keineswegs rettete. Aber weder das Kopfschütteln noch das belustigte Tuscheln fielen ihm auf, er hatte jetzt nur noch Augen für Nico.
    „Komm in den Stall“, drängte er. „Du mußt sofort die beiden Neuen sehen — super, sage ich dir! Eine Trakehnerstute und ein Rappe, der aussieht, als wäre er Bongos großer Bruder!“
    Für den Rest des Nachmittags waren die beiden nicht mehr zu sehen.
    Billes Aufmerksamkeit wurde jetzt von einem kleinen Mädchen gefesselt, das schon eine ganze Weile vor dem Schwarzen Brett stand und hingerissen die Anschläge studierte. Die Art, wie sie die Füße nach außen kippte und auf den Fußkanten vor- und zurückwippte, erinnerte ein bißchen an Pippi Langstrumpf, aber das Mädchen hatte lange blonde Haare und ein Spitzmausgesicht mit großen dunkelbraunen Knopfaugen. Auf einem Kostümfest würde sie sicher als Mickymaus gehen.
    Bille trat zu ihr heran.
    „Na, hast du deine große Schwester herbegleitet?“
    „Wieso Schwester?“
    „Oder ist’s ein Bruder? Reitet er schon lange?“
    Die Mickymaus-Knopfaugen weiteten sich erstaunt.
    „Ich hab keine Geschwister!“
    „Und wen hast du dann herbegleitet?“
    „Herbegleitet? Mich selber!“ Die
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