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Bille und Zottel 09 - Im Sattel durch den Sommer

Bille und Zottel 09 - Im Sattel durch den Sommer

Titel: Bille und Zottel 09 - Im Sattel durch den Sommer
Autoren: Tina Caspari
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bearbeitete.
    „Hoffentlich haben wir’s damit geschafft!“ seufzte Bille. „Ich habe wirklich die Nase voll von dieser Bruthitze.“
    Aber es sollte nicht sein. Billes Null-Fehler-Ritt schien die nach ihr kommenden Reiter bei ihrem Ehrgeiz gepackt zu haben. Es war also doch möglich — und wenn es ihr geglückt war, mußte es auch anderen glücken. Unter den nach ihr kommenden vierzehn Reitern blieben vier ohne Fehler!
    „O nein!“ stöhnte Bille. „Uns bleibt auch nichts erspart!“
    „Nerven behalten, mein Deern , geh die Sache genau so ruhig an wie vorhin. Egal, ob ihr nun Fehler macht oder nicht“, redete Onkel Paul ihr begütigend zu. „Lohengrin ist ein alter Hase und weiß, wie er sich verhalten muß. Denk doch mal, wo der früher in seinen großen Jahren überall war! In Rom, an der Riviera, in Madrid! Da war es sicher noch heißer als hier, das kannst du mir glauben!“
    „Da hast du eigentlich recht, daran habe ich noch nie gedacht.“ Bille faßte wieder Mut. „Er ist zwar jetzt ein alter Herr, aber ich werde es ganz ihm überlassen, wie er die Sache angehen will, dann kann nichts schiefgehen.“
    Bille hatte recht . Sie ließ Lohengrin laufen, wie er es für richtig hielt, und achtete nur darauf, ihn so wenig wie möglich zu belasten oder zu behindern. Er sollte springen, als hätte er keinen Reiter im Sattel. Und Lohengrin dankte es ihr. Er brachte das Stechen zwar schwer atmend und naß vor Schweiß hinter sich — aber auch diesmal ohne Fehler!
    Als Bille aus dem Sattel rutschte, hatte sie die Empfindung, ihr ganzer Körper sei zu einer schwammigen Gummimasse geworden. Die Knie zitterten, die Reithose, Bluse und Jackett waren so naßgeschwitzt , daß man sie hätte auswringen können. Unter der Reitkappe liefen kleine Bäche an Nacken und Schläfen entlang.
    „Setz dich da ins Gras, ich mach das schon.“
    Onkel Paul kümmerte sich um Lohengrin, kühlte ihm die Fesseln, rubbelte ihn sorgsam ab.
    „Enorm, was der alte Knabe leistet!“ kam eine Stimme aus dem Hintergrund.
    Ein weißhaariger, alter Herr mit gebräuntem Gesicht und lebhaften, dunkelbraunen Augen gesellte sich zu ihnen. Interessiert kam er näher.
    „Ich kenne ihn nämlich aus seinen besten Tagen!“ erklärte der alte Herr und zog höflich vor Bille den Hut. „Ich will Ihre großartige Leistung nicht schmälern, mein gnädiges Fräulein, aber ich bewundere dieses Pferd! Seine Ausdauer und Exaktheit! Erstaunlich bei seinem Alter, aber das Springen scheint ihm noch richtig Freude zu machen! Dabei wäre es für ihn doch allmählich Zeit, in den Ruhestand zu gehen.“
    Bille sprang auf und trat zu Lohengrin.
    „So gut wie heute war er schon lange nicht mehr. Ich weiß nicht, was gerade heute seinen Ehrgeiz so anstachelt. Es ist, als wollte er es den Jüngeren mal so richtig zeigen!“
    Der alte Herr tätschelte Lohengrin den Hals und betastete fachmännisch Kopf und Beine.
    „Sein Puls geht ziemlich schnell. Na, kein Wunder bei der Hitze! Nun werden Sie’s ja hoffentlich geschafft haben. Die ersten zwei Ihrer Konkurrenten haben bereits jeder acht Fehler.“
    „Sie sind auch Reiter?“ erkundigte sich Bille.
    „Nicht mehr aktiv. Aber ich war nicht nur Reiter, ich war Turnierarzt auf vielen Spring- und Dressurwettbewerben. Daher auch unsere Bekanntschaft.“
    „Ja, dann!“ Bille lächelte. „Ich beneide Sie um alles, was Sie gesehen haben! Sie müssen all die Pferde persönlich kennen, die ich nur noch auf dem Foto bewundern kann!“
    „Beneiden? Nun ja, es war nicht immer nur Schönes, was ich gesehen habe. Aber ich möchte die Zeit nicht missen, das ist gewiß. Gehört Lohengrin jetzt Ihnen?“
    „O nein, er steht immer noch in Groß-Willmsdorf und gehört zu Herrn Tiedjens Mannschaft. Ich bin eine Schülerin von Hans Tiedjen“, erklärte Bille voller Stolz.
    „Ich weiß.“ Der alte Herr lächelte. „Und selbst wenn ich es nicht wüßte, könnte ich es mir denken. Sie haben ganz seinen Stil. So wie dieser andere Schüler Tiedjens, der jetzt so viel von sich reden macht, dieser Simon Henrich...“
    Billes Herz tat einen kleinen Hüpfer.
    „Sie kennen Simon Henrich?“
    „Ich habe ihn auf mehreren Turnieren gesehen. Ein hochbegabter Junge. Der wird bald zu den ganz Großen zählen.“
    „Nicht wahr?“ In Billes Stimme schwang unverhohlener Stolz mit.
    Auf dem Turnierplatz jubelte das Publikum auf. Der Lautsprecher quakte. „Null Fehler“, schallte es über den Platz.
    „Verdammt!“ Bille biß sich auf die
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