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Bille und Zottel 08 - Ein Filmstar mit vier Beinen

Bille und Zottel 08 - Ein Filmstar mit vier Beinen

Titel: Bille und Zottel 08 - Ein Filmstar mit vier Beinen
Autoren: Tina Caspari
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sah er an Florian vorbei ins Leere.
    „Du machst ein Gesicht, als hättest du Zahnschmerzen“, rügte der Regisseur, „du mußt wütender sein! Brüll die Leute an! Noch mal!“
    Wieder begann die Szene. Diesmal schien es zu klappen, der Schauspieler saugte sich mit den Augen am Gesicht einer älteren Frau fest, aber plötzlich konnte er dem Drang, Florian anzusehen, nicht widerstehen. Aus war’s. Er prustete los.
    Beim nächstenmal versuchte Elmar Schreiner dahinterzukommen, was der Grund für die ungewollten Heiterkeitsausbrüche seines Darstellers war und stellte sich so, daß er dessen Blickrichtung folgen konnte.
    Diese Szene lief. Die Flüchtlinge lagen am Boden. Plötzlich wurden sie vom Lichtkegel einer Taschenlampe getroffen und rappelten sich auf die Füße. Russische Flüche erschollen.
    „Aus!“ brüllte der Regisseur und trat auf den armen Florian zu. „Sag mal, was treibst du da eigentlich?“
    „Ich? Wieso?“
    „Wenn man dir ins Gesicht sieht, glaubt man, du spielst Ophelia als Wasserleiche! Ich weiß nicht, was du dir dabei gedacht hast, aber bitte denk dir bei der nächsten Aufnahme gar nichts und bleib völlig stumpf und ausdruckslos im Gesicht, okay?“
    Florian nickte, tief gekränkt. Aber diesmal klappte die Aufnahme, und man konnte endlich zur Szene auf der Veranda schreiten.
    Es dauerte eine weitere Stunde, bis alles aufgebaut, die Lampen installiert und die Darsteller arrangiert waren. In Grüppchen standen die Offiziere herum und sprachen leise miteinander, bis der General auftrat, der die Dame des Hauses begrüßen mußte und sie mit großer Geste in den Park hinunter bat, wo zwei Diener die gedeckte Tafel herbeischleppten. Daraufhin bot der General der Dame den Arm und schritt mit ihr die Stufen hinunter, gefolgt von seinen Offizieren. Das Ende der Szene bildete ein anerkennendes „Oh!“ und „Ah!“ beim Anblick der Tafel.
    Geprobt wurde mit einem leeren Tisch, um die Diener nicht mit dem Gewicht der mit schweren Schüsseln und Platten bedeckten Tafel zu ermüden, und um die teuren Speisen nicht unnötig dem warmen Scheinwerferlicht auszusetzen.
    Endlich stand die Szene.
    „Sollen wir’s einmal mit dem Original-Tisch probieren?“ erkundigte sich der Hohlwangige.
    „Ach was, drehen wir’s doch gleich mal mit“, sagte der Regisseur. „Vielleicht haben wir Glück. Um so eher sind wir fertig.“
    Dieses Glück allerdings hatte Zottel ihm gründlich versalzen. Magisch angezogen von dem Lärm im Park hatte sich der geübte Entfesselungskünstler losgerissen (wobei ihm zugute kam , daß Bille beim Anbinden in der Eile etwas nachlässig gewesen war) und hatte sich auf den Weg in den Park gemacht. Und wie Bille war er auf den appetitlich gedeckten Tisch gestoßen, was allerdings — soweit es ihn betraf — nicht so wörtlich zu nehmen war.
    Zottel hatte diese Quelle der Freuden lange gewittert, bevor er mit ihr in körperlichen Kontakt geriet. Für den sorgte er dann freilich ohne große Umstände. Er schob das Tuch mit der Nase beiseite und senkte sie begeistert in die dargebotenen Schüsseln und Platten. Was seinem Geschmack nicht entsprach, wurde ärgerlich aus dem Weg geschoben, dazu gehörten die reichlich angebotenen Fleisch- und Fischspezialitäten. Aber Salate, Früchte, Süßspeisen und Kuchen und natürlich Brot und Butter waren genau das, was einem hart arbeitenden Filmschauspieler zu neuen Kräften verhelfen konnte.
    „So, können wir?“
    Die beiden Diener verschwanden im Dunkel und postierten sich rechts und links von der Festtafel, die es ins Licht der Szene zu tragen galt.
    „Fertig. Wir können!“
    „Dann bitte Ton ab!“
    „... läuft.“
    „Action!“
    „Fabelhaft!“ flüsterte Bille Florian zu. „Das funktioniert wie ein Ballett!“
    „Kein Wunder, die wollen alle so schnell wie möglich nach Hause! Da reißen sie sich zusammen“, wisperte hinter ihr die Garderobe. „Wer schlägt sich schon gern die ganze Nacht um die Ohren!“
    Jetzt klatschte die Dame des Hauses in die Hände.
    „Darf ich Sie bitten, meine Herren!“
    Der feierliche Zug setzte sich die Treppe hinunter in Bewegung, die Kamera folgte ihnen. Aus dem Hintergrund schleppten die Diener ahnungslos die kläglichen Überreste der Tafel. Als sie ins Licht traten, malte sich ungläubiges Staunen auf ihren Gesichtern. Die Offiziere vergaßen ihr „Ah!“ und „Oh!“
    Dem General klappte der Unterkiefer herunter. Noch hatte der Regisseur nichts von der Katastrophe bemerkt. Seine
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