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Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick

Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick

Titel: Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick
Autoren: Tina Caspari
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niemand. Eine erwartungsvoll schweigende Menschenmenge scharte sich um Onkel Paul.
    Eine Minute nach zehn. Bille mußte sich auf Zottel stützen, sie hatte das Gefühl, ihre Knie bestünden aus nasser Watte. Zottel scharrte ungeduldig mit dem Huf. Die Leute begannen, ihre Uhren zu vergleichen, sie tuschelten und steckten die Köpfe zusammen. Drei Minuten nach zehn. Onkel Paul räusperte sich nervös.
    Da — endlich! - bog Inges alter VW um die Ecke und hielt genau vor dem Portal. Bille sah Mutschs ratloses Gesicht und ihren Versuch, sich zu sträuben. Aber Onkel Paul war schon bei ihr, riß die Autotür auf und bot ihr den Arm. Die Leute kamen neugierig näher. Mutsch blieb gar nichts anderes übrig, als den dargebotenen Arm zu nehmen und an Onkel Pauls Seite wie eine Braut zum Eingang des Spar-Marktes zu schreiten.
    „Sieht sie nicht wunderhübsch aus?“ flüsterte Bille Karlchen zu.
    Karlchen nickte. Mutsch trug ein weitschwingendes geblümtes Sommerkleid, sie war beim Friseur gewesen und sogar ein wenig Make-up hatte sie aufgelegt, das war sicher Inges Verdienst.
    „Nachdem . . Onkel Paul räusperte sich. „Nachdem . . .“, brüllte er jetzt mit fester Stimme über die Köpfe der Menge hinweg, „unsere Hauptperson, die künftige Leiterin unserer Filiale, Frau Olga Abromeit, eingetroffen ist, habe ich die Ehre und das Vergnügen, den Spar-Markt Leesten feierlich zu eröffnen!“
    Aus dem Lautsprecher kam ein Tusch, donnernder Applaus antwortete.
    Onkel Paul übergab Mutsch die Schlüssel. Die zwei Angestellten öffneten auf ein Zeichen von Onkel Paul das Portal, einige offizielle Herren schüttelten Mutsch und Onkel Paul die Hände, Helga, Heike und Karlchen begannen Sekt auszuschenken. Die Leute drängten sich um die Stände, um einen Gratis-Trunk zu erwischen.
    „Bravo, Frau Abromeit! Ja so eine Überraschung! Herzlichen Glückwunsch!“ Mutsch war von gratulierenden Bekannten umringt. Sie lächelte verwirrt nach allen Seiten und brachte kein Wort heraus.
    Onkel Paul ließ sie nicht aus den Augen. Schließlich nahm er sie am Arm, führte sie zur Kutsche und rief laut: „Und jetzt möchte ich unsere neue Chefin zu einer Ehrenrundfahrt einladen!“
    Bille übergab Onkel Paul die Zügel und führte Zottel durch die Menge bis auf die Straße. Dort flüsterte sie ihm ins Ohr: „Entschuldige, mein Kleiner, ich mach’s nachher wieder gut!“ Damit kniff sie ihm einmal kräftig in den Bauch.
    Zottel machte einen Satz und jagte in wilden Galoppsprüngen die Straße hinunter. Bille sah nur noch, daß Mutsch Onkel Paul die Zügel aus der Hand nahm, dann waren sie in einer Staubwolke verschwunden.
    „Bille! Komm, du mußt uns helfen!“ rief Helga verzweifelt. „Wir brauchen Nachschub, schnell!“
    *
    Bille wußte nicht, wie sie die nächsten zwei Stunden verbracht hatte. Wie ein Schlafwandler rannte sie zwischen Lager und Vorplatz hin und her, holte Flaschen, spülte Gläser, schenkte aus — rannte wieder ins Lager, um Gläser oder Flaschen zu holen. Hin und wieder drang ein Satz in ihr Bewußtsein, wenn Heike flüsterte: „Gib dem nichts mehr, der war schon sechsmal da!“ oder Helga zu Karlchen sagte: „He, du bist nicht zum Trinken, sondern zum Helfen hier!“ Aber meistens drehten sich ihre Gedanken um Zottel, Mutsch und Onkel Paul.
    Warum blieben sie so lange weg? Hatten sie sich soviel zu sagen? Machte Mutsch am Ende doch Schwierigkeiten? War Zottel etwa durchgegangen — und sie hatten einen Unfall gehabt?
    „Wir brauchen frische Gläser, willst du gehen, oder soll ich?“ fragte Heike.
    „Laß nur, ich mach das schon!“ Bille nahm das Tablett mit den schmutzigen Gläsern und drängte sich durch den inzwischen überfüllten Laden ins Lager. Ein dutzendmal war sie heute schon zum Wasserhahn gelaufen, hatte Gläser gespült und abgetrocknet. Aber diesmal war etwas anders — ein Geräusch, das vorher noch nicht dagewesen war. Bille sah sich um. Das Lager schien so ruhig wie — halt, da hinten! Hinter den Obstkisten! Bille stellte das Glas aufs Tablett zurück und lief zwischen Kisten und Kartons zum anderen Ende des Raumes.
    „Um Himmels willen, Zottel!“
    Da stand er, noch im Geschirr, die eine Deichsel baumelte abgebrochen in der Lederschlaufe an seiner Seite. Zottel frühstückte Äpfel und frischen Salat.
    Bille wurde blaß. Also doch ein Unfall! Wo war der Wagen? Sie lief zur Laderampe vor. Ja, da hing er, Zottel hatte versucht mit dem Wagen ins Lager zu marschieren, dabei war die Deichsel
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