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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition)
Autoren: Jenk Saborowski
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Schulter.
    »Mach dir nichts draus, Dimitrij Sergejewitsch, das kann jedem passieren. Außerdem stand die Sonne wirklich beschissen.« Dimitrij glaubte dem üblicherweise Poloshirts tragenden Juppie kein Wort. Natürlich nahm er den misslungenen Elfer persönlich, Sonne hin oder her, aber er ließ es sich nicht anmerken. Schließlich gab es noch ein nächstes Spiel, und der Trupp sollte nicht von einem frustrierten Kapitän weiter demoralisiert werden. So lächelte er Viktor zu und drückte gedankenlos eine extragroße Portion Haarwaschmittel aus der Plastikflasche.
    Auf dem Parkplatz lief ihm Viktor zum zweiten Mal über den Weg, die Haare frisch gegeelt, Sonnenbrille im Haar. Sie kannten sich noch nicht sonderlich gut, Viktor spielte erst seit zwei Monaten in ihrem Verein und studierte Wirtschaft und nicht Computerwissenschaften, wie die meisten anderen.
    »Hey, Dimi«, nannte Viktor ihn bei seinem Kosenamen, der ihm verhasst war, aber auch das ließ er sich gegenüber seinen Freunden nicht anmerken, »sehen wir uns heute Abend im Prospekt?« Dimitrij seufzte innerlich. Während Viktor seine Sporttasche in einem scheinbar nagelneuen Golf verstaute, nutzte er die Zeit, um nachzudenken. Das Prospekt war ein unter Studenten sehr angesagter Klub, aber leider auch entsprechend kostspielig. Sein Budget als Sohn eines mittleren Angestellten und einer Russischlehrerin reichte für maximal zwei Besuche eines solchen Klubs im Monat. Und obwohl er schon an seiner Kandidatur-Dissertation schrieb, war er auf die Unterstützung seiner Eltern angewiesen.
    »Hey, was ist das Problem?«, fragte Viktor und legte einen Arm um ihn. »Wenn es um die Kohle geht, mach dir keine Gedanken, mein Alter zahlt.«
    Dimitrij blickte ihn skeptisch an, aber Viktor grinste nur verschwörerisch: »Er hat mir gesagt, ich könne mitnehmen, wen ich wolle. Sein schlechtes Gewissen, dass er sich so wenig um mich kümmert, weißt du?«
    Dimitrij nickte. Was hätte er auch sonst tun sollen? Und wenn er ehrlich war, wollte er natürlich ins Prospekt. Die schärfsten Bräute an der Uni gingen ins Prospekt.
    »Weißt du was?«, raunte Viktor ihm konspirativ zu. »Manchmal glaube ich, ich liebe sein schlechtes Gewissen mehr als ihn selbst.«
    Vielleicht war er ja doch kein so schlechter Kerl, dachte Dimitrij auf dem Rückweg in seine Wohnung. Immerhin schien er mit der Kohle seines Vaters ganz okay umzugehen. Klar, er ließ es ein bisschen raushängen, aber bei Weitem nicht so schlimm wie viele andere. Ich muss dringend rauskriegen, wer eigentlich sein Vater ist, nahm sich Dimitrij vor und stellte in seinem Kopf schon einmal die Suchbefehle zusammen. Während er durch die grauen Betonklötze des Studentenwohnheims lief, schrieb er im Kopf dazu ein kleines Computerprogramm, das ihm vielleicht noch etwas mehr über Viktors Vater verraten würde. Das waren die Privilegien eines armen Studenten, aber immerhin eines Studenten der besten Hightech-Uni, die Russland zu bieten hatte.

    Die Schlange vor dem Prospekt an diesem Abend war lang, die überwiegend jungen, gut angezogenen und vor allem gut aussehenden Menschen scharten sich fast den gesamten roten Klinkerbau entlang bis zur nächsten Straßenecke. Geduldig reihte sich Dimitrij am Ende der Schlange ein und flirtete mit dem Mädchen vor ihm, einer rothaarigen, zierlichen Kommilitonin, die er aus der Mensa kannte. Sie trug ein weißes Tanktop, einen sehr kurzen Rock und Schuhe mit den höchsten Absätzen, die Dimitrij je gesehen hatte. Sie amüsierten sich prächtig, und Dimitrij gelangte zu der Überzeugung, dass er sich bei ihr vielleicht sogar eine Chance ausrechnen durfte. Wenn nicht wieder einer dieser neureichen Schnösel mit den großen Autos und Brieftaschen so dick wie seine Doktorarbeit auftauchte und sie ihr im letzten Moment wegschnappte. Junge Russinnen, wie wahrscheinlich junge Frauen überall auf der ganzen Welt, konnten unglaublichem Reichtum einfach nicht widerstehen. Geld schon, kein Mädchen heiratete einen Mann seines Geldes willen, wenn er nur doppelt so viel verdiente wie sie. Aber die Sorte Reichtum, bei dem Geld keine Rolle mehr spielte, die Jachten, die Villen in Cannes, die Ferraris, das war etwas anderes. Die Schlange bewegte sich kaum, es konnte Stunden dauern, bis sie auch nur einen Fuß in den Klub setzen würden, aber Dimitrij genoss die Zeit mit Maja. Sie lachte gerade über einen seiner Scherze, als ihm jemand den Arm um die Schulter legte.
    »Da bist du ja endlich«, begrüßte
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