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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition)
Autoren: Jenk Saborowski
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ihn Viktor. »Was ist los, wollen wir nicht reingehen? Komm mit!« Er zog ihn weg von Maja, aber Dimitrij wollte Maja auf keinen Fall alleine lassen.
    »Maja kommt mit«, sagte Dimitrij bestimmt. Viktor zuckte mit den Schultern und lief vorneweg, an der gesamten Schlange vorbei bis zum Eingang. Als Viktor das schwarze Schirmchen am VIP-Eingang sah, unter dem dunkel gekleidete Türsteher die Arme verschränkten, wurde Dimitrij klar, warum sich Viktor aufführen konnte, als gehörte ihm der Club höchstpersönlich. Sie zierte das Logo der Wodkafabrik, bei der sein Vater als CEO arbeitete. Die neue obere Mittelschicht. Bei Weitem unterhalb der Oligarchen, aber für russische Verhältnisse astronomische Gehälter auf Westniveau, wie Dimitrij seit heute Nachmittag aufgrund eines Geschäftsberichts auf der Firmenwebsite wusste. Als die Security-Leute ihnen die Tür aufhielten, warf er einen Blick auf Maja. Sie sah sehr glücklich und stolz aus. In diesem Moment beschloss Dimitrij, dass es gut war, Viktor als Freund zu haben, auch wenn er ihn anfangs für einen aufgeblasenen Schnösel gehalten hatte. Zu diesem Zeitpunkt machte er sich keine Gedanken darüber, welchen Preis diese Freundschaft mit ihren Privilegien haben könnte. Das kam später.

KAPITEL 3
    Tel Aviv, Israel
04. September 2012 (zur selben Zeit)
    Der bis auf den letzten Platz gefüllte Airbus A 340 setzte mit über zwei Stunden Verspätung zur Landung an. Marcel Lesoille seufzte, als der Fensterplatz die Sandalen über seine blauen Socken zog, kaum dass der Pilot die Anschnallzeichen ausgeschaltet hatte. Pflichtschuldig schälte er seine 1,85 Meter aus dem engen Sitz und stand gebeugt im Gang, während neben ihm seine Mitreisenden eifrig die Fächer leerten, nur um eine Minute länger am Gepäckband warten zu dürfen. Um die Zeit zu überbrücken, nahm er seine Kamera aus der gewachsten Messenger-Tasche und prüfte zum dritten Mal auf diesem Flug, ob die Batterien der 5000-Euro-Leica voll und der Speicherchip leer waren. Jungfräulich wie seine erste Freundin, grinste Marcel und starrte wieder dem aufgeregten Ehepaar vor ihm auf die gestreiften Hemdrücken. Zwei Reihen weiter vorne weckte eine junge Frau seine Aufmerksamkeit, die dem Bild, wie er sich Israelinnen vorgestellt hatte, schon ziemlich nahe kam. Schwarze dicht gelockte Haare, ein olivfarbener Teint und sehr geheimnisvolle, rabenschwarze Augen. Und sie schien ihn auch bemerkt zu haben. Er lächelte ihr zu, und sie wich seinem Blick nicht aus. Da sich Marcel mit Frauenblicken auskannte oder sich das zumindest einbildete, nahm er an, dass sie an ihm interessiert sein könnte. Grüne Augen, Lockenkopf, einigermaßen in Form, normalerweise funktionierte es. Auch frühe erste graue Haare mit Ende zwanzig hatten daran bis jetzt nichts geändert. Aber ihrem flüchtigen Interesse folgte kurz darauf eine unvermittelte Kühle, eine Distanz, die bei ihrem nicht einmal existenten Flirt überhaupt nicht notwendig gewesen wäre. Ganz im Gegenteil. Sie wirkte viel zu persönlich betroffen, vollkommen unsinnig. Über die Schultern des Ehepaares versuchte er ihren Blick zu erhaschen, diese schwarzen Augen zu fixieren, ihnen zuzulächeln, nur den Bruchteil einer Sekunde lang. Aber sie war abgetaucht in eine andere Welt, die sich in weiter Ferne abspielte und in die ihr Marcel nicht folgen sollte. Als er sich Zentimeter für Zentimeter durch den engen Gang des überlangen A 340 schob und mit einem freundlichen Lächeln einem allein reisenden Asiaten den Vortritt ließ, dachte er für einen Moment an Solveigh. Sie hatte einen Auftrag in Osteuropa, irgendetwas Wichtiges, Unaufschiebbares. Wie immer. Er hatte sie seit zwei Monaten nicht mehr gesehen, nur einmal, für zwei Stunden auf ein sonniges Picknick im Jardin des Tuileries. Keine Frage, sie war eine tolle Frau, dachte er, während er weiter vorne nach dem dunklen Haarschopf Ausschau hielt. Sie hatten so vielversprechend angefangen: er, der verirrte Medizinstudent auf Sinnsuche, und sie, die aufregende Polizistin irgendeiner geheimen Sondereinheit der EU-Kommission. Und sie hatte ihn mit ihrer schieren Willenskraft und ihrem unerschütterlichen Glauben daran, dass man alles erreichen kann, was man will, auf den richtigen Weg geführt. Auf die richtige Schiene gehievt, würde Solveigh sagen. Und es stimmte. Vom ambitionierten Hobbyfotografen hatte er es bis zu einem Praktikum bei der angesehenen Zeitung L’Echo Diplomatique gebracht. Immerhin. Er war fast schon ein
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