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Bezaubernd

Bezaubernd

Titel: Bezaubernd
Autoren: Emma Green
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Moment zurück, genau, wie ich es befürchtet habe.
    „Amandine, beim nächsten Mal versuchen Sie bitte, etwas mehr Konzentration an den Tag zu legen. Sie waren heute nicht bei der Sache, wenn Sie meine Meinung hören wollen.“
    „Will ich aber nicht.“
    „Sehr gut. Geben Sie das bitte Ihrer besten Freundin zurück“, sagt Ferdinand ruhig und hält mir das schwarz-weiße iPhone hin.
    „Ich bin fertig mit ihr. Aber nicht mit Ihnen.“
    „Gehen Sie doch …“
    „Ja?“, unterbricht er mich. „Sind Sie sicher, dass Sie diesen Satz zu Ende sprechen wollen?“
    „ … und holen Sie sich einen Kaffee. Gehen Sie doch und holen Sie sich einen Kaffee.“
    „Danke für den Tipp.“
    Als ich aus dem Büro meines Chefs komme, schicke ich sofort eine hetzerische Nachricht an Marion. Nur, dass diese Nachricht wenige Sekunden später auf dem Panda-iPhone ankommt, das ich in meiner Hand halte.
    Wie dumm kann man eigentlich sein!
    Schnell lösche ich meine Nachricht und denke für einen Moment darüber nach, ein wenig in diesem verdammten Handy zu stöbern, verwerfe meine Idee bei dem Gedanken daran, Ferdinands schmutzige Nachrichten zu lesen, jedoch wieder.
    Mist …
    Dieser unendliche Morgen lässt mir zumindest die Zeit, darüber nachzugrübeln, wie ich meine beste Freundin erreichen kann. Sie antwortet nicht auf meine E-Mails und Tristan sagt mir, dass er sie zuletzt zu Hause gesehen hat, wie sie singend im Salon herumgewirbelt ist. Ich erzähle Marcus von dieser neuen Episode à la
Sturm der Liebe
bei Agence Models Prestige und mein vergnügter Kollege versucht mich dazu zu bringen, die Situation zu relativieren … vergeblich.
    „Du bist nicht die Einzige, die auf Schweinereien steht, Süße!“
    „Das hat damit nichts zu tun!“
    „Marion hat das Recht, der Versuchung manchmal eben nicht zu widerstehen.“
    „Sie macht nichts anderes. Sie kann einfach nicht Nein sagen.“
    „Ich könnte bei Ferdinand auch nicht Nein sagen.“
    „Wie bitte?!“
    „Warum sind die intelligentesten, lustigsten und schönsten Männer immer hetero?“, beschwert sich Marcus und macht dabei ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter.
    „Weil ihr, das heißt, du, Marion und alle anderen, immer nur das haben wollt, was ihr ohnehin nicht bekommen könnt!“
    „Und Sie vielleicht nicht, Fräulein Diamonds?“
    „Auch das hat damit nichts zu tun. Und Beauregard hat ihr mit Sicherheit nur schöne Augen gemacht, um sie ins Bett zu bekommen!“
    „Und wenn sie Lust dazu hatte, Amandine?“
    „Du bist nicht derjenige, der sie dann wieder aufbauen muss, wenn sie am Boden zerstört ist, und der Ferdinands spöttischen Blicken standhalten muss.“
    „Gut, ich sag nichts mehr!“
    Punkt zwölf Uhr mittags verlasse ich das Büro, um zur WG der Aubrac-Geschwister im 11. Arrondissement von Paris zu fahren. Ich steige bei den Champs-Elysées in die U-Bahn ein und gehe in meinen Gedanken immer und immer wieder die gehässigen Bemerkungen durch, die ich Marion an den Kopf werfen werde. Doch dann habe ich plötzlich Mitleid mit ihr, denn mir wird klar, dass Beauregard sie schon aus seinem Leben gestrichen hat und dass Marion es mit Sicherheit noch nicht einmal weiß. Sie und ihr weiches Herz sind vielleicht schon dabei, Zukunftspläne zu schmieden: Hochzeit, Flitterwochen auf Hawaii, Luxusleben in Paris, ein Vermögen zum Ausgeben und vier oder fünf Kinder.
    Ich mache mir nicht einmal die Mühe zu klingeln und benutze stattdessen meinen Ersatzschlüssel (von dem ich nur in Notfällen Gebrauch machen darf).
    Doch das ist ein Notfall!
    Mir bleiben nur noch fünfunddreißig Minuten meiner Mittagspause und ich muss fünfundzwanzig Minuten für die Rückfahrt in die Agentur einplanen: Jetzt muss ich mich auf die Effizienz meiner Gesten verlassen. Eine Standpauke, eine Umarmung, ein „Es tut mir leid“, ich gebe ihr ihren Unglückspanda zurück und mache mich wieder an die Arbeit! Ich gehe durch den Gang in das leere Wohnzimmer, beinahe enttäuscht, meine beste Freundin nicht anzutreffen, wie sie auf der Couch liegt und von ihrer Zukunft mit einem steinreichen Dandy träumt. Dann höre ich eine weibliche Stimme, die nicht Marion gehört und aus der Küche zu kommen scheint. Bestimmt Iris.
    Wie konnte ich die nur vergessen?
    Macht die auch mal was anderes, als bei den beiden rumzuhängen?
    Hinter der verschlossenen Tür verstummt ihre Stimme von Zeit zu Zeit. Als sie wieder zu sprechen beginnt, klingt ihre Stimme wie ein schrilles Flüstern, das
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