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Bezaubernd

Bezaubernd

Titel: Bezaubernd
Autoren: Emma Green
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damit verliere, sie zu suchen. Und weil ich nicht bei dir sein kann. Es macht mich verrückt, weil ich meinem Sohn seine Mutter nicht zurückgeben kann. Er ist ohne sie aufgewachsen, obwohl sie die ganze Zeit über in seiner Nähe war, aber sie wollte ihn nicht sehen. Auch ich habe Virgile im Stich gelassen, deshalb möchte ich das für ihn tun. Nur so werde ich irgendwann in der Lage sein, mir zu verzeihen. Und mich von diesem Phantom zu befreien. Sie hat mich die letzten dreizehn Jahre meines Lebens gejagt und ich will ihr keine weitere Minute mehr gönnen. Ich will, dass Silas endlich einen Schlussstrich ziehen kann, um mit Camille glücklich zu werden. Ich will, dass mein Sohn wieder lachen kann und Spaß am Leben hat und dass er ein Mann wird, der seiner Mutter die Stirn bietet, genau so, wie ich es mit Prudence machen kann. Ich will, dass du meine Frau wirst, die einzige und alleinige, und dass du nicht mit einem Witwer leben musst, der ständig von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Ich liebe dich, Amandine Baumann, und es macht mich verrückt, dass mich mein Unglücklichsein daran hindert, dich glücklich zu machen.“
    „ … Ich liebe dich.“
    Die lediglich drei Stunden Schlaf können der Energie, der Leichtigkeit und dem Glück, das ich in mir trage, nichts anhaben, als ich mich an diesem Montagmorgen auf den Weg zur Arbeit mache. Gabriel nackt in meinem Bett schlafen zu sehen, hat diese Nacht noch viel schöner und intensiver gemacht, als sie es ohnehin schon war. Ihn vor und nach meinem Kaffee, vor und nach dem Duschen, zwischen jedem Kleidungsstück, das ich anziehe, und noch zehn weitere Male, bevor ich endlich aufbreche, zu küssen, wird diesen Tag zu etwas ganz Besonderem machen.
    Nur ein einziger Schatten trübt dieses Bild: Ich kann Marion nicht erreichen. Das ganze Wochenende über habe ich nichts von ihr gehört und dieses Schweigen sieht ihr gar nicht ähnlich. Ich hoffe nur, dass sie in guter Gesellschaft und einfach nur zu beschäftigt war, um ihrer alten Freundin Amandine zu antworten. Allerdings habe ich nicht die Zeit, mir noch länger Sorgen zu machen, denn die gesamte Kommunikationsabteilung der Agentur wurde zu einem Meeting um Punkt neun Uhr im Büro des Chefs gebeten. Es ist eines dieser Meetings, zu denen man pünktlich, vorbereitet und heiter kommt und für das alle Dossiers aktualisiert wurden. Ich bin die Letzte, die das Büro betritt, und schlängle mich zwischen den bereits besetzten Stühlen durch. Ich mache mich ganz klein, um Ferdinands Blick möglichst nicht zu kreuzen. In dem Moment, als er in die Rolle des Geschäftsführers schlüpft, seine Ellbogen auf seinem Schreibtisch aufstützt und seine Truppen motiviert, indem er die Wochenziele verkündet, lässt er es sich auch nicht nehmen, eine Bemerkung loszulassen, die immer einen seiner Mitarbeiter betrifft und diesmal an mich gerichtet ist.
    „Gedenken Sie eigentlich, sich irgendwann Notizen zu machen, oder verlassen Sie sich auf Ihr Erinnerungsvermögen, wenn Sie den Bericht schreiben?“
    Schließlich hebe ich den Blick und bemerke, dass mein Chef mit mir spricht, und ich schenke ihm mein freundlichstes Lächeln … und mein ironischstes. Aber mein Lächeln vergeht mir sofort, als ich in einer Ecke seines riesigen Glasschreibtisches ein schwarz-weißes iPhone erspähe, dass ich unter Tausenden wiedererkennen würde: Denn ein Panda, der nicht nur das Logo des WWF, sondern auch Marions Lieblingstier ist, seit sie in ihrer Greenpeace-Phase steckt und sich für den Schutz der Natur und der Tiere einsetzt, ziert das Handy.
    Was macht Marions Telefon hier?
    Das kann nicht sein … nein … das kann nicht sein!
    In meinem Kopf gehe ich, als ob ich mich vom Gegenteil überzeugen möchte, schnell alle meine anwesenden und abwesenden Kollegen durch, um eventuell eine andere Brigitte Bardot ausfindig zu machen, der dieses verdammte Handy gehören könnte. Der amüsierte und verächtliche Blick, den mir Ferdinand verstohlen zuwirft, bestätigt das Unfassbare. Als er bemerkt, wie ich das verdächtige Objekt ansehe, beginnt er, die Konturen des Gehäuses mit seinem Finger nachzuziehen, während er weiter unermüdlich seine perfekt einstudierte Rede hält, die an seine aufmerksamen Angestellten gerichtet ist. Ein Augenzwinkern später beendet er das Meeting und entlässt seine Teams mit den aufmunternden Worten:
„Ich zähle auf Sie!“
,
„An die Arbeit!“
,
„Enttäuschen Sie mich nicht!“
und hält mich im letzten
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