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Bewegungswissenschaft

Bewegungswissenschaft

Titel: Bewegungswissenschaft
Autoren: Rainer Wollny
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miteinander. Das Hochsprungmodell reduziert den Sportler und seine Bewegungsaktivitäten auf die im Körperschwerpunkt konzentrierte Masse. Die Lattenüberhöhung H 3 definiert die Differenz zwischen der Scheitelhöhe der Flugbahn des Körperschwerpunkts H max und der Sprunglattenhöhe H L . Der Wert der Lattenüberhöhung H 3 zeigt an, um welchen Betrag der Hochspringer seinen Körperschwerpunkt bei den einzelnen Hochsprungtechniken über die Hochsprunglatte bringen muss. Die Gegenüberstellung der Lattenüberhöhung H 3 verschiedener Hochsprungtechniken verweist darauf, dass die Lattenüberhöhung H 3 mit der Weiterentwicklung der Hochsprungtechnik – vom Hocksprung über den Schersprung zum Fosbury-Flop – zwischen 30 cm und 50 cm abnimmt.
4.2.2 Wie gliedert sich die Modellkonstruktion?
    Die Modellkonstruktion umfasst die Wahl des Modellansatzes, die Identifikation und die Auswahl bedeutsamer Modellvariablen, die Datenbeschaffung zur Bestimmung der Modellvariablen und die Erstellung der Relationen zwischen den Ziel- und Einflussvariablen ( vgl. Abb. 93 ). Abschnitt 4.2.2 skizziert die zentralen Arbeitsschritte der Modellkonstruktion: die Wahl des Modellansatzes, die Bestimmung und die Auswahl bedeutsamer Modellvariablen.
    Die Wahl des Modellansatzes verbindet die Alternativentscheidungen für das datenbasierte versus theoriebasierte Modellkonzept und die deterministische versus indeterministische Modellform. Datenbasierte Modellkonzepte stellen empirisch-statistische Vorgehensweisen dar, die nach der „Schrotschussmethode“ tendenziell ohne tief greifende theoretische Überlegungen über das Modelloriginal mit problemangemessenen Experimenten die Einflussfaktoren des Originals bestimmen (B ALLREICH , 1996, S. 124). Theoriebasierten Modellkonzepten liegen aus dem theoretischen Umfeld des Modelloriginals verschiedene Informationen über die möglichen Modellvariablen und deren funktionalen Zusammenhänge zu Grunde.
    Die Wahl der Modellform betrifft die Entscheidung, inwieweit die Zufälligkeit biomechanischer Kenngrößen berücksichtigt (deterministische Modellform) oder vernachlässigt werden kann (indeterministische Modellform). Der Zufallscharakter biomechanischer Bewegungsmerkmale liegt in den nicht bekannten Bedingungsfaktoren begründet. Hierzu zählen die muskuläre und zentralnervöse Ermüdung, die Motivation der Versuchsperson oder die natürliche Variabilität der Versuchsbedingungen.
    B ALLREICH (1989) verdeutlicht deterministische und indeterministische Zusammenhänge am Beispiel des Hochsprungs. Der Zusammenhang zwischen der Flughöhe des Körperschwerpunkts und den beiden vollständig zu erfassenden biomechanischen Einflussfaktoren Masse des Sportlers und vertikaler Beschleunigungskraftstoß beim Absprung wird als deterministisch bezeichnet, da der Körperschwerpunkt des Hochspringers bei einer speziellen Ausprägung der beiden Einflussgrößen zwangsläufig eine bestimmte Flughöhe erreicht.
    Demgegenüber ist der Zusammenhang zwischen der regelgerecht bewältigten Sprunghöhe und den beiden biomechanischen Einflussfaktoren Masse des Sportlers und vertikaler Beschleunigungskraftstoß beim Absprung weniger eng ( indeterministisch ). Bekanntermaßen hängt die erfolgreich bewältigte Sprunghöhe nicht nur von der Flughöhe des Körperschwerpunkts ab, sondern auch von der Höhe des Körperschwerpunkts beim Verlassen des Bodens (Abflughöhe), der Lattenüberhöhung H 3 und der Körperhaltung in der Phase der Lattenüberquerung ( vgl. Abb. 94 ).
    Für die Bestimmung und Auswahl bedeutsamer Modellvariablen besitzen das theoriebasierte Modellkonzept und die deterministische Modellform gegenüber ihren Alternativen, dem datenbasierten Modellkonzept und der indeterministischen Modellform, eine deutlich geringere Flexibilität. Dem theoriebasierten Modellkonzept dienen zur Identifikation der Modellvariablen physikalische, chemische, biologische, medizinische und mathematische Kenntnisse und Gesetzmäßigkeiten der motorischen Handlung(z. B. Grundgesetze der Dynamik). Das datenbasierte Modellkonzept greift zur Bestimmung zentraler biomechanischer Einflussfaktoren und deren spezifischen Einflusshöhen auf varianzanalytische und korrelationsstatistische Kriterien zurück. Hierdurch werden zahlreiche Einflussfaktoren aufgedeckt, die das statistische Verfahren der Faktorenanalyse reduzieren kann.
    Vereinfacht bündelt die Faktorenanalyse über die Korrelationsmatrix die varianzanalytisch oder
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