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Bewegungswissenschaft

Bewegungswissenschaft

Titel: Bewegungswissenschaft
Autoren: Rainer Wollny
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Sportler durch das Hintereinanderschalten mehrerer Teilimpulse (Teilkraftstöße). Beim Strecksprung wird eine optimale Endgeschwindigkeit dadurch erzielt, dass der Beschleunigungskraftstoß des aufwärts gerichteten Armschwungs kurz vor dem Beschleunigungskraftstoß der Körperstreckung erfolgt. Dies verlängert die Dauer des Beschleunigungskraftstoßes der Körperstreckung.
    Beim Fosbury-Flop beeinflusst nicht nur die Krafteinwirkung des Sprungbeins, sondern auch das Schwungbein und die Armbewegung die Sprungleistung. Fixiert der Hochspringer die hochschwingenden Arme beim Absprung, überträgt sich der Kraftimpuls von den oberen Körperextremitäten auf den Rumpf und unterstützt den Absprungkraftimpuls. Die größte Endgeschwindigkeit erzielt der Athlet dann, wenn der Beschleunigungsstoß der Armschwungbewegung zeitlich vor der Beinstreckung liegt und die Beschleunigungsmaxima der einzelnen Teilbewegungen zeitlich aufeinander folgen.
    5. Prinzip der Gegenwirkung
    Das die biologischen Eigenheiten des menschlichen Körpers aussparende Prinzip der Gegenwirkung basiert auf dem 3. newtonschen Gesetz „actio et reactio“ ( vgl. Lektion 10, Kap. 3.2 ). Bei Bewegungen im freien Fall oder Flug, bei denen der Körper keine Reaktionen in der Umwelt findet, rufen Körperteilbewegungen unwillkürlich bestimmte Gegenaktionen anderer Körperteile hervor. Beim Weit- oder Dreisprung erreicht der Springer eine große Sprungweite dadurch, indem er die Beine nach vorn bringt. Das Vorführen der Beine löst das gleichzeitige Vorbeugen des Oberkörpers aus ( vgl. Abb. 90 a). Bewegt der Handballspieler beim Torwurf die Schulterpartie der rechten Wurfarmseite beim Abwurf des Balls zur Verlängerung des Beschleunigungswegs nach links, findet zwangsläufig eine entgegengesetzte Verdrehung der Hüftpartie nach rechts statt ( vgl. Abb. 90 b). Beim Trampolinspringen bewirkt die Aufwärtsbewegung des linken Arms eine Gegenbewegung des rechten Arms.

    Abb. 90: Prinzip der Gegenwirkung
a ) Weitsprung (mod. nach H OCHMUTH , 1982, S. 185)
b ) Torwurf im Handball (mod. nach D ONSKOI , 1961; in H OCHMUTH , 1982, S. 186)
    6. Prinzip der Impulserhaltung
    Das ebenfalls weit gehend mechanisch ausgerichtete Prinzip der Impulserhaltung beansprucht nach H OCHMUTH Legitimität für motorische Handlungen mit Drehungen im freien Flug oder Fall um eine feste oder eine elastische Drehachse unter Einwirkung der Schwerkraft. Die physikalisch-mechanische Grundlage bildet der Drehimpulserhaltungssatz, nach dem der Drehimpuls konstant bleibt ( vgl. Lektion 10, Kap. 3.2 ). Die Geschwindigkeit der Drehbewegung kann durch das Heranführen der Extremitäten an eine Körperdrehachse ohne Veränderung des Krafteinsatzes erhöht oder durch das Abspreizen verringert werden ( vgl. Abb. 91 a und b).

    Abb. 91: Vergrößerung der Winkelgeschwindigkeit durch Verkleinerung des Trägheitsmoments
a ) Salto vorwärts
b ) Riesenfelge am Hochreck
    Durch eine mehr oder weniger gehockte Körperhaltung kann der Turner beim Salto vorwärts sein Massenträgheitsmoment und damit die Winkelgeschwindigkeit der Drehbewegung verändern ( vgl. Abb. 91 a). Bei der Riesenfelge am Hochreck erfolgt die Vergrößerung der Winkelgeschwindigkeit durch die Verkleinerung des Trägheitsmoments, d. h. durch die Annäherung der Massenteile an die Drehachse (Reckstange; vgl. Abb. 91 b).
4 Was kennzeichnet biomechanische Modelle der Wirklichkeit?
    Zahlreiche Problemstellungen der Sportpraxis lassen sich nur mithilfe der Modellmethode angemessen und ökonomisch bearbeiten: Wie funktioniert die Powerhalse beim Windsurfen, der Gienger-Salto am Hochreck oder der V-Stil beim Skispringen? Mit welcher speziellen Bewegungstechnik kann die sportliche Leistung gesteigert werden? Wie kommt es zu Muskelrissen beim Sprinten, zu Knieverletzungen beim alpinen Skilauf oder zu Bänderrissen im Sprunggelenk beim Volleyball? Welche Eigenschaften zeichnen einen optimalen Carverski, Laufschuh, Speer, Tennisschläger oder Rennrodel aus?
    Biomechanische Modelle versuchen, die komplexe
Wirklichkeit durch sinnvolle Vereinfachungen und Reduktionen
beschreibbar und verstehbar zu machen. Nach B ALLREICH (1989, S. 104) stellen biomechanische Modelle des sportmotorischen
Leistungszustands ( Y ) pragmatische Abbildungen dieses
Zustands dar (Modellierung). Ziel ist es, die Veränderung y
     + Δ y in Abhängigkeit von der Änderung der
biomechanischen Einflussgrößen xi um einen Betrag Δ x i quantitativ zu
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