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Beutewelt 06 - Friedensdämmerung

Beutewelt 06 - Friedensdämmerung

Titel: Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
Autoren: Alexander Merow
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November des Jahres 2042 und der von den Medien weltweit bejubelte Staatsbesuch fand tatsächlich statt.

    St. Petersburg war von Menschenmassen überlaufen und Hunderte von Polizisten und Volksarmisten sicherten die Zufahrtsrouten zum Präsidentenpalast ab, um dem prominenten Gast die ausreichende Sicherheit zu gewährleisten. Tausende von kleinen Russland- und Drachenkopffähnchen wurden geschwenkt, während sich die Masse am Straßenrand sammelte und in der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft in Jubel ausbrach.
    General Kohlhaas hätte hingegen würgen können und wurde nicht müde, diese Tatsache jedem seiner Warägergardisten unter die Nase zu reiben. Alf und er standen nun schon eine Stunde lang starr in der ersten Reihe eines Blocks grau uniformierter Elitesoldaten und warteten auf die Ankunft des Besuchers.
    Heute hatten sie sich herausgeputzt wie seit Jahren nicht mehr und ihre glatt gebügelten und geschniegelten Uniformen ließen sie adrett und edel erschienen. Sogar die Knöpfe an den extra für Staatsempfänge angefertigten, neuen Soldatenkleidern blitzten und blinkten wie kleine Diamanten.
    Gegen 15.00 Uhr näherte sich eine schwarze Limousine dem mit roten Samtteppichen belegten und mit Warägertrupps vollgestellten Platz vor dem St. Petersburger Präsidentenpalast. Schließlich hielt die noble Karosse an und der Weltpräsident entstieg ihr mit galanten Bewegungen. Er strich sich durch seine geglätteten, dunklen Haare, schenkte den Ehrengardisten zu seiner Rechten ein selbstgerechtes Lächeln.
    „Jetzt einfach die Knarre nehmen und Paff!“, fauchte Kohlhaas still auf Deutsch in sich hinein und versuchte, weiterhin geradeaus zu schauen.
    „Wie bitte, Herr General?“, flüsterte sein Nebenmann.
    Frank drehte ihm kurz den Kopf zu und nuschelte, dass er lediglich laut gedacht hätte. Seine grünen Augen pulsierten vor Hass und am liebsten wäre er losgesprungen, um den „Menschenfreund“ an Ort und Stelle in Stücke zu hacken. Doch seine Aufgabe war es heute lediglich, gut auszusehen, zu schweigen und zackig zu wirken.
    Nachdem der Weltpräsident aus seiner Limousine gestiegen war, begann er sich vor den zahlreichen Kameras und Journalisten zu postieren, um einige kurze Statements abzugeben, seinen Willen zum Weltfrieden erneut zu bekunden und zu lächeln.
    Nach einer Weile kam auch Artur Tschistokjow in einer Limousine herangefahren und das schwarze, glänzende Gefährt wurde sofort von einem gewaltigen Pulk von Berichterstattern und Journalisten belagert, so dass es kaum noch weiterfahren konnte. Sie waren heute alle da. Sowohl die Vertreter der Medien des Nationenbundes, als auch Hunderte von Journalisten aus aller Herren Länder, die pausenlos knipsten, tippten und fragten.
    Unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Menschenmasse hinter den Absperrungen, die den Platz umgaben, stieg der russische Souverän aus seinem Wagen und schritt langsam auf seinen Gast zu.
    „Stillgestanden!“, donnerte eine Stimme hinter dem Trupp Waräger gen Himmel und die edel uniformierten Soldaten standen stramm.
    Auch Frank fügte sich murrend dem Befehl, ließ das befremdliche Szenario an sich vorbeiziehen. Jetzt standen Artur Tschistokjow und das Oberhaupt des Weltverbundes voreinander und schenkten sich gegenseitig ein skeptisches Lächeln.
    „Willkommen in St. Petersburg!“, sagte Tschistokjow schließlich. Er schüttelte seinem Gast die Hand und verneigte sich höflich.
    „Vielen Dank, Herr Tschistokjow! Es ist mir eine Ehre, Sie endlich einmal persönlich kennenlernen zu dürfen!“, erwiderte der Weltpräsident und die beiden Politiker drehten sich leicht zur Seite, um in zahllose Kameras zu grinsen.

    Der Weltpräsident und Artur Tschistokjow unterhielten sich nun schon seit über einer Stunde und hatten sich erst einmal gegenseitig mit einigem Smalltalk abgetastet. Der Vorsitzende des Weltverbundes bemühte sich, überaus freundlich und zuvorkommend zu erscheinen, um seinen Verhandlungspartner nicht zu beunruhigen. Sein russischer Gastgeber hingegen wirkte heute keineswegs so, als sei er in Höchstform, und überließ ihm zunächst das Reden.
    „Wie haben Sie es geschafft, Ihre Freiheitsbewegung der Rus buchstäblich aus dem Nichts aufzubauen, Herr Tschistokjow? Bei all dem Widerstand, dem Sie sich entgegenstellen mussten?“, fragte der Logenbruder.
    „Nun, ich war der festen Überzeugung, dass man sich gegen Leute wie Sie wehren muss!“, gab Artur Tschistokjow mit einem breiten Lächeln
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