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Beutewelt 06 - Friedensdämmerung

Beutewelt 06 - Friedensdämmerung

Titel: Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
Autoren: Alexander Merow
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Frieden anbieten?“, antwortete ihm der Vorsitzende des Weltverbundes.
    „Frieden?“, stieß ein Mann mit weißem Bart entgeistert aus.
    „Ja, Frieden! Wir versuchen uns gut mit ihm zu stellen und machen ihm Zugeständnisse, zumindest so lange, bis wir bereit sind, den Nationenbund der Rus in einen vernichtenden Krieg zu drängen“, erklärte der Weltpräsident mit wissendem Blick.
    „Aber das wird Tschistokjow doch schnell durchschauen. Er kennt unsere Pläne und weiß, wie wir denken!“, meinte ein Ratsmitglied.
    Daraufhin mischte sich der Vorsitzende in die Debatte ein und stimmte dem Vorschlag des Weltpräsidenten zu. Dann sagte er: „Natürlich ist Tschistokjow nicht naiv, aber er wird sich freuen, wenn er erst einmal in Ruhe sein Land aufbauen kann. Vielleicht wird er auch mit der Zeit nachlässiger und zögernder, was seine Rüstungsvorhaben betrifft. Ich halte es nicht für unrealistisch, dass wir ihn mit der Zeit dazu bringen können, uns gegenüber gutmütiger und weniger wachsam zu sein. So wie die GSA sein Persönlichkeitsprofil einschätzt, will dieser Mann das Gute und träumt keineswegs vom ewigen Krieg. Geben wir ihm doch seinen ersehnten Frieden, auf dass er faul und träge wird.“
    „Ja, wir töten ihn langsam - mit der Illusion des Friedens!“, zischte der Weltpräsident leise in die Runde und lächelte kalt.
    Einige der anderen Ratsmitglieder ließen sich im weiteren Verlauf der Diskussion von den Plänen der beiden obersten Männer des Rates der 13 überzeugen, andere hingegen blieben nach wie vor skeptisch. Doch letztendlich hatte wie immer der Vorsitzende die Entscheidungsgewalt und dieser ordnete schließlich etwas an, was den Logenbrüdern so fremd war, wie einem Vogel der Meeresgrund: Frieden.

    So ließ die permanente Hetze der internationalen Medien gegen den Nationenbund der Rus in den folgenden drei Monaten spürbar nach, was zugleich die erste Maßnahme der neuen Friedenpolitik des Weltverbundes darstellte.
    Die weltweit vernetzte Logenorganisation tat nun alles dafür, das Klima zwischen der Weltregierung und dem neuen Russland Schritt für Schritt entspannter werden zu lassen. Für Mitte November des Jahres 2042 kündigte sich schließlich hoher diplomatischer Besuch im neuen Präsidentenpalast von St. Petersburg an. Kein geringerer als der Weltpräsident selbst bat Artur Tschistokjow um Friedensgespräche und dieser willigte dankbar ein.
    Tief im Inneren wusste das Oberhaupt des Nationenbundes zwar, dass man eher einer Giftschlange als seinem baldigen Gast trauen konnte, doch Tschistokjow interpretierte dieses unerwartete Angebot trotz allem als Erfolg seiner Politik und redete zunehmend häufiger davon, die Konflikte mit der Weltregierung in Zukunft ohne Blutvergießen klären zu können.
    Thorsten Wilden, als Kenner der weltpolitischen Hintergründe, wie auch viele weitere Kabinettsmitglieder und Freunde Tschistokjows, betrachteten die neue Vorgehensweise der Weltregierung hingegen weit weniger euphorisch und warnten den russischen Souverän eindringlich davor, sich von den gespalteten Zungen seiner Feinde einwickeln zu lassen. Artur Tschistokjow betonte jedoch, dass ihm die Vorgehensweisen und Taktiken der Logenbrüder bestens bekannt wären und bat seine Mitstreiter, sich keine Sorgen zu machen. Doch wer ihn sah und reden hörte, der merkte ihm seine unübersehbare Freude darüber an, dass der übermächtige Gegner offenbar endlich bereit zu sein schien, den ewigen Kreislauf aus Hass und Krieg zu unterbrechen.
    „Natürlich werden wir oder unsere Nachfahren uns eines Tages wieder mit den Logenbrüdern auf dem Schlachtfeld auseinandersetzen müssen, aber wir sollten jede friedliche Minute nutzen, um aufbauend und konstruktiv unserem Land zu helfen“, sagte Artur Tschistokjow immer wieder.
    Schließlich gab er sogar zu, dass er des ständigen Kämpfens gründlich müde geworden war und manchmal schien er fast daran glauben, dass es einst so etwas wie eine friedliche Koexistenz des Weltverbundes und der freien, unabhängigen Staaten auf Erden geben könne.
    Thorsten Wilden warf seinem Freund und Weggefährten hingegen Kurzsichtigkeit vor und forderte ihn auf, sein Augenmerk auch weiterhin auf die militärische Aufrüstung Russlands zu legen und das Treffen abzusagen. Doch Tschistokjow war fest entschlossen, den Weltpräsidenten am 16.11.2042 in St. Petersburg zu empfangen.
    „Als oberster Mann des Nationenbundes der Rus trage ich die volle Verantwortung für mein Volk
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