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Beutewelt 06 - Friedensdämmerung

Beutewelt 06 - Friedensdämmerung

Titel: Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
Autoren: Alexander Merow
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raste auch der konventionelle Krieg an der russischen Südfront, in Asien und Europa weiter über die zerstörten Landschaften und wurde immer schrecklicher. Auf den Weltmeeren standen sich Kriegsflotten in blutigen Seegefechten gegenüber und riesige Schwärme aus Bombern ebneten ganze Städte unter sich mit ihrer todbringenden Fracht ein.
    Der Vormarsch der Volksarmee der Rus war durch die nukleare Vernichtung Berlins jedenfalls zunächst gestoppt worden und Tschistokjow ließ seine Soldaten auf die Frontlinie östlich von Berlin zurückfallen.
    Der russische Souverän wusste in diesen Tagen selbst nicht, was er nun tun sollte, denn er war eigentlich nicht bereit, den Atomwaffenangriff des Weltverbundes mit den gleichen Mitteln zu beantworten. Nicht anders erging es Präsident Matsumoto in Japan, der sich kaum von der Schreckensnachricht aus Europa erholen konnte.

    Artur Tschistokjow, Außenminister Wilden und die anderen Mitglieder des russischen Kabinetts verharrten nach wie vor in einem Zustand aus Verwirrung und Entsetzen. Der Anführer der Rus tigerte bereits seit Stunden durch die Gänge des Präsidentenpalastes in St. Petersburg und kam einfach nicht zur Ruhe. Schließlich war er in seinen Büroraum in der obersten Etage zurückgekehrt und sinnierte mit seinen Getreuen über das weitere Vorgehen in diesem Krieg.
    „Können wir uns überhaupt ausreichend verteidigen, Artur?“, wollte Wilden von Tschistokjow wissen und bat ihn um eine ehrliche Antwort.
    „Ja, mir du musst glauben, Thorsten! Wir können das!“, erwiderte der russische Staatschef zerknirscht auf Deutsch.
    „Auch gegen Atomwaffenangriffe?“
    „Ja, ich denken schon!“
    Jetzt wechselte Tschistokjow wieder in die russische Sprache, fragte seine Minister und Generäle, ob sie inzwischen schon etwas von Peter Ulljewski gehört hätten.
    Doch diese schüttelten lediglich die Köpfe und sagten, dass sie glaubten, der ADR-Chef wäre zuletzt im Umkreis von Dresden gesehen worden.
    Schließlich redete Wilden wieder auf Tschistokjow ein und löcherte ihn mit Fragen bezüglich einer Abwehrstrategie gegen Kernwaffenbeschuss. Verteidigungsminister Lossov fiel ihm ins Wort.
    „Wir arbeiten an einigen neuartigen Waffen, um uns gegen derartige Angriffe zu schützen. Die Entwicklung steht kurz vor dem Abschluss, aber die Geräte sind noch nicht voll einsatzbereit“, erklärte Lossov.
    „Was für Geräte?“, wollte der Außenminister wissen.
    „Das ist nach wie vor streng geheim. Es dauert noch ein paar Wochen, bis wir mit der Herstellung beginnen können“, gab der Russe zurück.
    Auf einmal öffnete sich die Tür des Büros und Tschistokjows Sekretär kam hereingestürmt. Die versammelten Männer schreckten auf und der Anführer der Rus fuhr ihn barsch an: „Wie wäre es, wenn Sie in Zukunft anklopfen, Herr Medbedow?“
    „Es tut mir Leid, Herr Präsident! Ich muss Ihnen etwas mitteilen. Bitte setzen Sie sich erst einmal“, antwortete dieser nervös.
    „Was ist denn?“, brummte Tschistokjow.
    „Ich habe eine sehr unangenehme Nachricht für Sie, Herr Präsident?“
    „Dann reden Sie endlich!“
    „Herr Peter Ulljewski ist bei dem Atombombenangriff auf Berlin ums Leben gekommen. Das ist heute Morgen als Meldung vom Oberkommando durchgekommen“, erklärte der Sekretär.
    Artur Tschistokjow riss die Augen auf und starrte seinen Mitarbeiter mit offenem Munde an.
    „Was?“, schrie er.
    „Ja, es tut mir Leid, Herr Präsident!“
    „Das kann nicht sein! Peter war doch in Dresden oder nicht?“
    „Nein, das ist leider nicht richtig. Er war an besagtem Tag mit einigen ADR-Trupps in Berlin unterwegs“, berichtigte ihn der Sekretär.
    „Ganz sicher?“, stammelte Tschistokjow.
    „Ja, Herr Präsident! Ganz sicher!“
    Der Anführer der Freiheitsbewegung schwieg für einige Minuten und sprang dann mit Tränen in den Augen aus seinem Bürostuhl. Er hastete zum Fenster, unverständliche Satzfetzen vor sich hin brabbelnd. Wilden und einige andere versuchten ihn zu beruhigen, aber die Nachricht vom Tode seines besten und ältesten Freundes war zu viel für Artur Tschistokjow. Er stieß einen klagenden Schrei aus und begann dann wie ein kleines Kind zu lamentieren.
    „Nicht Peter! Oh, Gott! Nein!“, wimmerte er.
    Wilden fasste ihn an der Schulter, wollte ihn an sich drücken, doch Tschistokjow schüttelte seine Hand ab und rannte zum anderen Ende des Raumes. Dann drehte er sich um und stellte sich vor seine Getreuen. Für einen Augenblick rang er
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