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Beutewelt 06 - Friedensdämmerung

Beutewelt 06 - Friedensdämmerung

Titel: Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
Autoren: Alexander Merow
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vorzulesen: „Einige von uns stellen sich die Frage, woher die Logenbrüder das Recht nehmen, so viele Millionen Menschenleben auszulöschen, Kriege zu inszenieren, ganze Nationen zu zerstören und den Erdball mit den eisernen Ketten ihrer grausamen Sklaverei zu belegen.
    Ich selbst stelle mir diese Frage nicht mehr, denn diese Todfeinde aller freien Völker haben sich ihre Machtposition redlich verdient, und sind dort, wo sie sind, weil sie erfolgreich waren. Dass sie die Mittel der Lüge, des Verrats und der Zersetzung rücksichtslos angewandt haben, um ihre Ziele zu erreichen, spielt dabei leider keine Rolle. Im ewigen Kampf auf dieser Welt zählt nur der Erfolg.
    Europas Völker hingegen haben im Grunde nur das bekommen, was sie verdienten. Es ist die schreckliche Strafe für ihre Ignoranz, ihre dumme Gutmütigkeit, ihre Dekadenz und ihren Egoismus. Zwar haben die Hintergrundmächte diese Laster nach Kräften gefördert, doch haben die Europäer ihre teuflischen Versuchungen in der Masse auch gerne angenommen. In den Zeiten, in denen sie mit Konsum und Wohlstand fett und träge gemacht worden waren, vergötterten die Europäer den Komfort und den Mammon. Was morgen sein würde, interessierte die Generationen vor uns nicht. Ob die Kinder und Enkel eines Tages in Armut und Verfall hausen würden, war den Wohlstandsbürgern der Vergangenheit vollkommen gleich.
    Keinen Gedanken verschwendeten diese Leute an die wenigen kritischen Stimmen, die vor dem Chaos und der Katastrophe zu warnen versucht hatten. Nein, diese mutigen Männer und Frauen der Vergangenheit wurden von ihren Landsleuten sogar verlacht und verspottet.
    Heute wissen wir, dass sie Recht hatten und es noch schlimmer geworden ist, als sie es damals vorausgesagt haben. Da die Völker Europas in der Vergangenheit nichts von ihrem drohenden Untergang hören wollten, müssen sie heute dafür fühlen. Das ist die Strafe Gottes für die Sünden der Ignoranz, der Selbstverleugnung und des Egoismus. Damals waren sie zu faul, um sich zu wehren. Heute müssen sie dafür in der Hölle auf Erden ein freudloses Dasein fristen.
    Wenn es für uns einen neuen Morgen geben sollte, dann wird er nur durch gewaltige Opfer erkämpft werden können. Dann werden die leidenden Menschen der Gegenwart ihre Großväter und Väter noch in ihren Gräbern verfluchen.“
    Agatha Wilden verzog den Mund. Sie erschien wenig angetan von diesen Aussichten zu sein. Julia legte das Buch wieder auf den Wohnzimmertisch und sagte: „Die Sache ist noch lange nicht beendet. Warte es ab.“

    Pjotr Balkov, der junge Soldat, dem Frank im russischen Bürgerkrieg das Leben gerettet hatte, gähnte und nahm einen Schluck Limonade zu sich. Er saß schon den ganzen Tag in einem zum Kommandostand der Volksarmee umgewandelten, alten Haus in der Nähe des Brandenburger Tores. Es gab für ihn derzeit nicht viel zu tun und er war glücklich darüber. Die Kämpfe der letzten Tage hatten ihn viele Nerven gekostet und Pjotr war fest entschlossen, erst einmal seine übermüdeten Glieder für eine Weile baumeln zu lassen.
    Das Kalenderblatt zeigte heute den 12. Mai des Jahres 2051 und es war 15.34 Uhr Nachmittags. Der blonde Russe gähnte erneut, als einer der Offiziere in den Raum kam und ihn zu einer Runde Schach aufforderte.
    „Ich bin total müde, Sergej!“, stöhnte Pjotr, sich auf seinem Stuhl räkelnd.
    „Stell dich nicht so an, Balkov! Wir gehen ein paar Straßen runter, setzen uns irgendwo hin und machen ein Spiel“, sagte der Offizier der Volksarmee und lächelte.
    „Nein, nicht jetzt!“, brummte der Waräger.
    „Ach, komm! Dawaj!“, drängte der andere.
    Pjotr Balkov verdrehte die Augen und stand von seinem Platz auf. „Von mir aus!“
    Der Offizier grinste zufrieden; dann klemmte er sich ein kleines Schachbrett unter den Arm. Balkov trottete ihm hinterher und sie verließen den Kommandostand. Einige Volksarmisten kamen ihnen entgegen und murmelten eine kurze Begrüßung. Kurz darauf setzten sich die beiden auf eine kleine Mauer und gönnten sich ein wenig Zerstreuung beim Schach. Pjotr blickte auf die Umrisse des Brandenburger Tores, dessen oberer Teil in einiger Entfernung über den Häuserdächern hervorlugte.
    „Diese Stadt muss einmal schön gewesen sein, bevor man sie zu Grunde gerichtet hat“, murmelte er.
    „Keine politischen Vorträge heute“, bat der Volksarmist und ließ einen seiner Bauern vorrücken.
    „Was soll der Zug denn?“, wunderte sich Pjotr und rieb sich das
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