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Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Titel: Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843
Autoren: Alexander Merow
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sofort.
    „Ich bin der letzte Depp für Sie, was A-341?“ zischte der Mann.
    „Äh...nein! Natürlich nicht, Herr.. .äh.. .Sasse!“ stotterte Frank. „Wie meinen Sie das jetzt?“ fügte er stammelnd hinzu.
    „Wie ich das meine, du Schwachkopf?“ grollte der Beamte mit einem Blick, der dem jungen Mann das größtmögliche Unbehagen schenkte.
    Mehrere bedrückende Sekunden lang herrschte ein bösartiges Schweigen, während sich die Augen des Vorgesetzten bedrohlich verkleinerten und sich buschige, schwarze Augenbrauen darüber schoben.
    Als nächstes sah Frank eine mit breiten und speckigen Fingern versehene Faust auf sein Gesicht zufliegen. Es schmerzte und mit einem leisen Knacken reagierte sein Nasenbein auf den heftigen Schlag ins Gesicht. Während einige Blutfäden aus seiner Nase flossen, vernahm A-341 ein Knurren: „Wie ich das meine, du kleiner Pisser?“
    „Wenn ich befehle, dass der „One-World-Song“ gesungen wird, dann hast auch du mit zu singen und nicht blöd in der Gegend herum zu glotzen, klar?“ ergänzte Herr Sasse sein schlagkräftiges Argument. Sein Tonfall schwankte nun zwischen leichter Genugtuung und wuchernder Gemeinheit. Frank Kohlhaas war inzwischen in die Knie gegangen, der Schlag hatte wirklich gesessen, und Sasse versetzte ihm noch einen kräftigen Tritt in den Unterleib. „Ob du das verstanden hast, du Idiot? Du denkst wohl, dass du hier einen Sonderstatus hast, was?“ brüllte er.
    Die anderen Arbeiter glotzen verdutzt und vergruben ihre Gesichter hinter den Pausenbroten, die sie mitge- bracht hatten. Kohlhaas fühlt sich derweil wie ein getretener Köter, den man vor allen umherscheuchte, was der Realität auch sehr nahe kam.
    Ohne seine Handlung zu überdenken, sprang er auf und richtete sich vor dem Beamten des „Ministeriums für Produktionsüberwachung“ auf.
    „Sei froh, dass du mein Vorgesetzter bist, sonst würde ich dir deine Fresse polieren!“ schrie er mit aufkochender Wut. Gert Sasse war verdutzt. A-341 wischte sich das Blut trotzig von der Oberlippe.
    Etwa eine Stunde später wartete der Arbeiter noch immer vor der Tür des Produktionskomplexleiters. Sasse war in seinem Büro und Frank hörte ihn fluchen und wettern. Das verhieß wahrlich nichts Gutes.
    „A-341, reinkommen!“ tönte die Stimme des obersten Chefs dieser Arbeitsanlage durch den hell erleuchteten Gang.
    Der junge Mann setzte sich in Bewegung und ließ sich auf einem Stuhl in der Mitte des Büroraums nieder. Es folgte eine kurze Stille, dann begann es:
    „Ich habe mir mal Ihren Scanchip angesehen, A-341!“ berichtete Herr Reimers, der Produktionskomplexleiter. „Sie sind in den zehn Jahren ihrer Tätigkeit hier dreimal zu spät gekommen. Zudem fallen Sie mir hier ehrlich gesagt auch nicht das erste Mal negativ auf. Sie sind bereits wegen subversiver Aussagen am Arbeitsplatz, was sicher auch einige Ihrer Kollegen bestätigen können, vorgemerkt — sogar mit einem Blaucode 67-Beta, falls Sie es noch nicht wussten, A-341?
    Wir werden in den nächsten Tagen die Videobänder Ihrer Arbeitstage durch den Computer jagen und dann per „Voice-Analysis-System“ sicherlich noch das eine oder andere finden.
    Was Sie hier getan haben, gab es bisher noch nie! Bedrohung eines Mitarbeiters der obersten Behörde für Produktionsüberwachung. Haben Sie denn nur Luft im Kopf, Junge? Wenn ich in einem solchen Fall nicht durchgreife, dann droht mir der dickste Ärger und darauf habe ich keine Lust. Ich muss Sie entlassen, A-341! Weiterhin bin ich vorschriftsmäßig dazu verpflichtet, auf einen solch unglaublichen Vorfall mit einer Meldung an die zuständige Bezirksverwaltung zu reagieren. Verschwinden Sie jetzt aus diesem Produktionskomplex und packen Sie Ihre Sachen, A-341!“
    Frank Kohlhaas, der soeben entlassene Arbeiter, wusste sich vor Entsetzen kaum zu halten. Seine Stimmbänder schienen eingerostet, seine Kehle war verschnürt, sein irgendwo auf Eis gelegter Mut hatte sich verflüchtigt.
    Er ging, ging einfach hinaus, leichenblass und mit dröhnendem Schädel, ohne zu antworten. Gerade hatte er die Quelle für seinen Lebensunterhalt verloren und das war in dieser Zeit kein Spaß.
    Wie in Trance ging der junge Mann in den Umkleideraum des Produktionskomplexes und öffnete geistesabwesend die verbeulte Blechtür seines Spints. „Entlassen“ — dieses Wort klang in jener Zeit wie der Schnitt eines Rasiermessers in das Bewusstsein eines jeden Hörers.
    Es war mit dem Wort „Liquidierung“ verwandt,
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