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Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Titel: Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843
Autoren: Alexander Merow
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übrigens 111-F-47...Patient 111-F-47! Haben Sie das verstanden?“
    Frank brachte ein „Ja“ heraus und nickte.
    „Gut“, fuhr der Wärter fort. „Dann folgen sie jetzt den Vollzugsbeamten, die Sie in Ihre Zelle im Block F bringen. Machen Sie keine Schwierigkeiten!“
    Der neue Gefangene wurde viele Treppenstufen hinauf geführt bis in eines der obersten Stockwerke des Gefängniskomplexes. Innerlich gebrochen stierte er die meiste Zeit auf den Boden, doch selbst in seiner lethargischen Schockstarre fiel ihm auf, dass von den anderen Gefangenen fast nichts zu hören war. Keine Gespräche, kein Schreien oder sonst ein Laut. Es war beklemmend. Die tiefen Gänge von „Big Eye“ waren unheimlich still und alle Zellentüren mit extrem dicken Stahltüren verschlossen auf denen Nummern standen.
    Die Zelle mit der Nummer 47 im Block F war für Frank bestimmt. Er versuchte sich vorzustellen, dass alles nur ein böser Traum sei. Es konnte einfach nicht real sein und gleich würde er aufwachen, um sich als erstes an dem fauligen Eiergeruch aus seinem Hausflur zu erfreuen. Er würde aus seiner Wohnung hinauslaufen und laut über den Flur schreien: „Schön, dass du da bist, Gestank!“
    Ja, das würde er machen, denn gleich würde er sicherlich fort sein und dieser schreckliche Ort würde zerplatzen wie ein böser Gedanke. Doch es war nicht so.
    „111-F-47! Wir sind da! Das ist ihre Zelle!“ sagte plötzlich einer der Vollzugsbeamten.
    Der stämmige Mann mit dem braunen Schnauzbart und den kantigen Wangenknochen gab den Access Code ein und die Zelle öffnete sich.
    „Rein da, 111-F-47!“ knurrte er.
    In diesem Moment schien die Klarheit wieder in Franks Geist zurückzukehren. Plötzlich wurde ihm mit unangenehmer Schärfe bewusst, dass er fünf ganze Jahre in so einem Loch verbringen sollte. Das ließ seinen Verstand wie Glas zersplittern. Er brach zusammen und verlor das Bewusstsein.
    Nach einer unbestimmten Zeit wachte Frank wieder auf. Aufgeweckt durch gleißend helles Neonlicht, das sich durch seine Augenlider fraß. Zwar war er noch recht benommen und ihm war schlecht, doch war das Licht so penetrant, dass es ihm regelrecht in den Schädel stach.
    „Wachen Sie auf, Patient 111-F-47!“ dröhnte eine Stimme in irgendeiner Ecke des Raumes, in welchen man den Heilungsbedürftigen gesperrt hatte. „Wachen Sie auf, Patient 111-F-47!“ schallte es erneut. Frank lag mit dem Rücken auf einer weißen Kunstlederpritsche und seine Kopfschmerzen kehrten mit aller Macht zurück. „Wachen Sie auf, Patient 111-F-47!“ Immer wieder und wieder.
    Der Schädel des jungen Mannes fühlte sich an, als hätte man ihn in einen Schraubstock gespannt, er hatte Hunger und war zugleich vollkommen müde und schlapp.
    „Lasst mich in Ruhe!“ stammelte er und versuchte, sich vom grellen Licht weg zu drehen, doch es war kaum möglich.
    „Patient 111-F-47! Hören Sie zu!“ hallte es von der Decke der Zelle.
    Frank setzte sich auf die Kante der Pritsche und hielt sich die Hände vor die Augen. „Was soll das?“ schnaufte er.
    „Herzlich willkommen in Ihrer Holozelle, Patient 111-F- 47! Haben Sie keine Angst. Sie befinden sich in einer Heilanstalt und wir wollen Ihnen helfen!“ erläuterte die metallische Frauenstimme aus einem Lautsprecher.
    „Diese neuartige Holozelle ist ein Teil Ihrer Therapie, Patient 111-F-47! Wir nutzen diese Einrichtungen hier in „Big Eye“, um Ihnen zu helfen, den Pfad des angepassten Bürgers wiederzufinden. In dieser Holozelle verschwimmen alle Konturen; sie ist unbegrenzt, wie die „One-World“, deren glücklicher Bürger Sie wieder werden sollen, Patient 111-F-47! Vertrauen Sie uns und unseren neuesten Therapiemöglichkeiten. Von Menschenfreunden entwickelt, um den Menschen zu helfen. Diese Zelle beinhaltet die Freiheit, weil sie keine Grenzen kennt. Es ist Ihre Freiheit, die Freiheit Ihres Geistes, der unter unserer Leitung lernen wird, sich selbst zu heilen.“
    Frank Kohlhaas hielt sich immer noch seinen schmerzenden Schädel. Dieses Licht war unerträglich und es sollte noch Wochen dauern, bis er sich halbwegs an den grellen Schein gewöhnt hatte. Er musterte seine neue Heimat. Der Raum war vielleicht zehn mal zehn Meter groß, unter Umständen auch kleiner. Man sah aufgrund des extrem hellen, weißen Lichtes kaum die Konturen der Wände oder die Zellentür.
    Der Lichtschein war grauenhaft und er drang bis in die letzten Winkel seines Gehirns vor. Auch wenn man die Augen zukniff, so belagerte
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