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Beute der Woelfe

Beute der Woelfe

Titel: Beute der Woelfe
Autoren: Alana Rose
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irgendwoher, bevor er ins Wasser gestiegen war, und ich hatte es nicht bemerkt. Jetzt wollte ich mich ihm definitiv nicht mehr vorstellen. Ich öffnete die Augen und wollte aufstehen und weglaufen. Stattdessen schrie ich.
    Vor mir kauerte eine Bestie und starrte mich an. Es war ein riesiger, schmutzig grauer Wolf, den mein gellender Schrei nicht im Geringsten beirrte. Seine gelben Augen hielten mich fixiert. Zu meinem Entsetzen hörte ich ein rasselndes Knurren, das tief aus seiner Kehle stieg.
    Zitternd kämpfte ich mich auf meine käseweiß gewordenen Beine, zwischen denen noch meine heruntergezogene Unterhose hing, und versuchte, den Fremden am Ufer zu warnen. Doch meine Stimme versagte und ich brachte nicht mehr heraus als: »Wo... ein Wo...«
    Plötzlich stand der Fremde neben mir. Er hatte den Weiher umrundet, um nach mir zu sehen; nun blickten wir beide der Bestie ins Angesicht.
    »Da hast du eine frische junge Beute aufgespürt, mein Freund. Gute Arbeit«, sagte er in einem ruhigen Tonfall, der mich verwirrte. Dann rief er: »Kommt her!«
    Die Büsche und das Geäst rings um uns raschelten. Vor meinen Augen glitten zwei weitere Wölfe aus den Schatten.
    Ich war sicher: das war mein Ende. Ohne meine Füße zu bewegen, wusste ich, dass sie mich keinen Schritt weit tragen würden. Meine Beine waren völlig schlaff. Ich konnte nicht fliehen. Aus weit aufgerissenen Augen starrte ich auf die Raubtiere, die mich und den Fremden einzukreisen begannen. Aus ihren gebleckten Mäulern triefte unaufhörlich klarer Speichel. Als ich hilflos zu dem Fremden aufblickte, wandte er mir das Gesicht zu und ich sah, dass seine Pupillen gelb waren und glühten wie zwei heiße Kohlen in der Nacht.
    »Mein Name ist Lenard«, sagte er. »Und du, Mädchen, bist unsere Beute. Heute Nacht wirst du unseren Hunger stillen.«
    Ich wimmerte in fragendem Tonfall etwas unverständliches. Dann erlöste mein Körper mich aus meiner Angst, indem er mich in Ohnmacht fallen ließ.
    Als ich wieder zu mir kam, war es dunkel. Ich setzte mich auf, warf einen verwirrten Blick ringsum und sah, dass ich auf einem Lager aus Stroh und Blättern im Inneren einer Höhle lag. Der Eingang lag wenige Meter entfernt und leuchtete trüb im Licht, das von draußen einfiel. Die Dämmerung war angebrochen. Ich musst viele Stunden hier gelegen haben.
    Es dauerte einen Augenblick, ehe ich mich an die Situation erinnerte, die zu meiner Ohnmacht geführt hatte. Mit einem Ruck saß ich aufrecht und spähte erneut, diesmal ängstlich, zum Höhleneingang. Wer hatte mich hergebracht? War es der Fremde gewesen, oder die Wölfe? Die Antwort auf meine Frage zeigte sich mir, noch ehe ich mich erhoben hatte.
    Der pechschwarze Umriss eines Wolfes war im Höhleneingang erschienen. Als er mir den Kopf zuwendete, funkelten zwei gelbe Augen im Schatten.
    Ich schrie, sprang auf und stolperte über meine eigenen Füße. Das Tier glitt in die Höhle und näherte sich mir. Sein Fell war pechschwarz, nur der Bereich um seine Schnauze glänzte silbern. Ich wich, atemlos, zurück, bis ich mit dem Rücken an die Wand stieß. Ich konnte nicht fort. Als die silberne Schnauze eine Handbreit vor meinem Gesicht schwebte, erkannte ich, dass das Tier keinerlei Zeichen der Drohung oder Angriffslust zeigte. Vielmehr wirkte es neugierig. Als es an mir schnupperte, stupste seine kalte Schnauze an meine Nasenspitze. Ich schloss die Augen und schickte ein stummes Gebet zum Himmel. Bitte mach, dass er mich nicht auffrisst!
    »Hab keine Angst.«
    Der Klang einer tiefen Männerstimme ließ mich die Augen aufreißen. Ich blickte in das kantige Gesicht des Fremden, den ich beim Bad im Wald beobachtet hatte. Ich starrte ihn an.
    Seine Kleider war abgetragen und nicht ganz sauber; trotzdem roch er kein bisschen unangenehm. Er erweckte den Eindruck eines Mannes, der unter freiem Himmel schlief und sich nichts aus seiner Erscheinung machte. Dabei war er schön. Seine schwarzen Haare schienen so weich, dass ich am liebsten mit den Fingern hindurchfahren wollte.
    »Ihr seid...«, begann ich.
    »Lenard«, half er mir auf die Sprünge. »Und du brauchst nicht so förmlich zu sein. Ich bin kein Edelmann.«
    »Was tut... tust du hier?«
    »Ich habe dich hergebracht. Wie heißt du, Mädchen?«
    »Lilia«, sagte ich. Hundert Fragen schossen mir durch den Kopf. Die, die mir am stärksten unter den Nägeln brannte, stellte ich zuerst.
    »Wo sind die Wölfe?«
    Lenards Mundwinkel hoben sich belustigt. »Ich sitze vor dir,
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