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Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Titel: Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)
Autoren: Sarah Kassem
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sei.
    „Karate beginnt und endet mit Respekt!“, sagte Leon, machte eine Verbeugung, sagte „Ossu“, wartete , bis Angh Park auch eine Verbeugung machte, und ging erst dann wieder weg.
    Reihum vollführte jeder Junge die Begrüßung, verbeugte sich vor Angh Park, machte die Tritte, bis er das Gleichgewicht verlor, machten die Verbeugung und stellten sich dann ans Ende der Reihe.
    Viktor schaffte sieben Tritte, aber er gewann nicht. Ein stämmiger Junge namens Mahbub, der genauso aussah wie Gerald van den Berg, schaffte 15 Tritte, bevor er umfiel. Viktor nahm sich vor, mehr zu essen, damit er auch so ein starkes und dickes Bein zum Stehen hatte.
     
    Am Abend war Viktor viel zu müde, um noch zu üben, er hatte Muskelkater im Rücken und in seinen Beinen, also machte er nur einen mühseligen Sonnengruß, setzte sich in den Schneidersitz und versuchte, seinen Geist zu kontrollieren.
    Er konnte seine Eltern hören, die im Wohnzimmer saßen und redeten. Sein Vater war schon wieder da. Als Viktor nach Hause kam, fand er seinen V ater am Wohnzimmertisch sitzen. Er hatte Unmengen von Papier und Ordnern vor sich ausgebreitet und tippte gerade etwas in einen Taschenrechner ein, während seine Mutter „Ich bringe ihn um!“ rief.
    „Wen bringst du um?“, fragte Viktor, während er zu seinem Vater ging und sich von ihm umarmen ließ.
    „Oded“, sagte sie.
    „Warum wirst du Oded umbringen?“, fragte Viktor entsetzt.
    „Weil er schluderig mit den Quittungen umgeht und so ein Durcheinander hier verursacht hat. Es fehlen 24 Quittungen! Vier undzwanzig!“
    „Aber …“ stotterte Viktor. „Wenn du ihn umbringst, wer bringt mich dann immer zu Karate? Und wer holt mich ab?“
    Seine Mutter lachte, langte mit ihrem großen, langen Arm um den Tisch und zog ihn zu sich. „Ich bringe Oded nicht um, keine Sorge. Obwohl ich das jetzt am liebsten tun würde. Geh mal nach unten, Viktor, und sag Oded , er soll hier kommen.“
    Viktor lief nach unten, schrie Oded an, dass Helena ihn umbringen w ollte, und dass er deswegen nach oben kommen soll. Er empfahl ihm jedoch, dass er seine Sachen packen und schnell weglaufen sollte.
    Oded schaute besorgt, aber er ging die Treppen hinauf , während ihm Viktor aufgeregt hinterherlief.
    Oded musste sich im Wohnzimmer vor den Tisch stellen, Helena schimpfte u nd sagte ihm langweilige Sachen mit langweiligen Wörtern wie „Abrechnung“, „Buchhaltung“, „Quittung“, „Abbuchung“ und „Kassenbons“. Als es klar war, dass Oded nichts passieren würde und sich nichts weiter spannendes und dramatisches ereignete, ging Viktor gelangweilt in sein Zimmer.
     
    Es klopfte. Viktor riss die Augen auf und lief zum Fenster.
    Cristobal flog herein und warf sich auf das Bett.
    „Oh Phönix!“, rief er keuchend. „Wir haben gewonnen! Wir haben gewonnen!“
    Viktor war aufgeregt und nervös. „Was denn?!“, rief er.
    Cristobal japste und rang nach Luft, also wartete Viktor, bis der Kolibri wieder zu Atem kam, und gab ihm dann einen Schokoriegel und etwas Orangensaft.
    „Wir haben es g eschafft, Viktor!“, rief Cristobal und drehte aufgeregte, glückliche Kreise durchs Zimmer.
    „Was habt ihr g eschafft?“, rief Viktor.
    „Wir haben gewonnen!“
    „Was denn?!“
    „Wir haben den Krieg gewonnen!“, schrie Cristobal und drehte Pirouetten.
    „Cool!“, rief Viktor und hüpfte auf seinem Bett.
    Cristobal vollführte Spiralen und Pirouetten in der Luft und summte laut mit seinen Schwanzfedern, ließ sich dann erschöpft auf das Kissen fallen.
    „Das ist toll“, sagte Viktor. „Heißt das, der Krieg ist vorbei und jetzt ist alles gut?“
    „Ja!“, rief Cristobal.
    „Toll!“, sagte Viktor.
    „Wir haben Charles umgebracht“, verkündete Cristobal.
    Viktor spürte, wie eine eisige Kälte ihn erfasste und ihm die Luft zum Atmen wegnahm. Er setzte sich auf und blinzelte.
    „Was?“, fragte er.
    „Wir haben Charles umgebracht!“, rief Cristobal grinsend.
    „Charles, die Schildkröte?“, fragte Viktor.
    „Charles, die Galapagos-Schildkröte, Vorsitzender der Reptilienvereinigung gegen Sola Fide seit 190 Jahren“, bestätigte Cristobal. „Wir haben ihn getötet! Wir haben es endlich geschafft! Es ist ein Wunder! Es ist ein Freudentag! Es ist der wunderbarste Freudentag seit soooo vielen Jahrhunderten!“
    Viktor starrte Cristobal an und bekam eine Gänsehaut.
    „Was ist, Viktor? Warum freust du dich nicht?“, rief Cristobal.
    Viktor versuchte , etwas zu sagen, öffnete seinen
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