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Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Titel: Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)
Autoren: Sarah Kassem
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neue Vorsitzende der Reptilienvereinigung gegen Sola Fide wird bestimmt Edison, er ist ja der stellvertretende Vorsitzende. Aber du hast ihn ja gesehen, er ist klein, viel kleiner als eine Taube. Wie lächerlich! Jetzt wird er sich nicht trauen, irgendwas zu machen, denn er weiß bestimmt, dass er als Nächstes dran sein wird, wenn er uns blöd kommt.“
    Viktor dachte eine Weile darüber nach, seufzte und sagte. „ Okay.“
     
    Als Cristobal weg war, ging Viktor zu seinen Eltern, sagte gute Nacht, ging in sein Zimmer, machte das Licht aus, machte seine Goldfischlampe an und legte sich ins Bett.
    Er schaute den Goldfischen und Seesternen zu, wie sie an seinen Wänden und an seiner Zimmerdecke entlangglitten und dachte nach. Über den Krieg, über die Vögel, über Charles, über die Alligatoren und Krokodile. Dann dachte er über Hala nach und wie sie sich einen Seestern ins Haar getan hatte, wie der Sand auf ihren Wangen im Sonnenlicht geglitzert hatte und wie sie sagte, dass sie am Meer leben will. Er überlegte, dass er vielleicht auch am Meer leben will, wenn er groß ist.
    Er würde sich ein Boot bauen und jeden Tag auf das Meer hinausfahren . Er würde sehr oft schwimmen gehen, und er würde sehr gut schwimmen können und die Wellen würden ihm nichts antun. Dann würde er angeln und Fische fangen. Er mochte keinen Fisch, aber er wusste, dass Hala gerne Fisch aß, also würde er ihr Fische bringen und sie würde sich freuen und sie essen. Dann würde er für sie Blumen pflücken, denn sie mochte Blumen und freute sich immer über den Rhododendronbusch, der im Hinterhof wuchs, und pflückte immer Gänseblümchen und brachte sie ihrer Mutter und schleppte immer Gießkannen mit Wasser in den Hinterhof und goss die Nelken und die Margaritten und redete auch manchmal mit den großen Hibiskusblumen, was Viktor immer albern fand, trotzdem auch irgendwie schön. Als er den Seesternen und Goldfischen zu sah, die auf den Wänden hin- und herschwammen, fiel ihm ein, dass Hala gesagt hatte, an dem Tag in Lantana Camara, als sie Muscheln sammelten, dass sie wollte, dass er irgendeinen Film mit ihr guckte, über irgendwelche Muscheln, und er nahm sich vor, dass er sie daran erinnern wollte.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

Embryogenese

     
    Am nächsten Morgen ging Viktor nach dem Zähneputzen und Anziehen in die Küche und sah seinen Vater vor der Kaffeemaschine stehen.
    „Hast du schon wieder hier geschlafen?“, fragte er erschrocken.
    „Guten morgen, Viktor!“, sagte sein Vater. „Ich freu mich auch , dich zu sehen!“
    Viktor setzte sich hin und sah seinem Vater zu, wie er Wasser in die Kaffeemaschine füllte und auf den Knopf drückte.
    „Hast du keine Wohnung mehr?“, fragte Viktor.
    Sein Vater lachte und setzte sich hin. „Doch, ich habe noch meine Wohnung.“
    „Warum wohnst du dann nicht dort?“
    „Wir haben gestern wieder bis spät die Steuererklärung gemacht, dann habe ich hier geschlafen.“
    „Wohnst du jetzt hier?“, fragte Viktor misstrauisch.
    „Nein“, sagte sein Vater , und Viktor war erleichtert.
    Sein Vater stand auf und ging zum Kühlschrank. „Willst du denn, dass ich hier wohne?“, fragte er.
    Viktor starrte ihn an und war überfordert.
    In dem Moment kam seine Mutter herein. Sie hatte sich die Haare immer noch nicht hochgesteckt, und sie wehten wie ein orangeroter Schweif hinter ihr her. Das fand Viktor seltsam. An diesem Zeitpunkt, nachdem Viktor sich die Zähne geputzt und sich angezogen hatte und schon am Frühstückstisch saß, kam seine Mutter immer aus dem Schlafzimmer in die Küche und war schon vollständig angezogen und hatte immer die Haare schon ordentlich hochgesteckt. Heute hatte sie immer noch ihren Bademantel an.
    „Mama, wohnt Papa jetzt hier?“, fragte er sie.
    „Nein, er hat ja kein Zimmer hier, wo soll er denn wohnen?“
    Das fand Viktor nachvollziehbar.
    „Aber wenn du mich nervst und nicht immer das tust, was ich dir sage, dann schmeiße ich dich raus und lasse dann Papa in deinem Zimmer wohnen, und er darf dann mit deinen ganzen Spielsachen spielen“, sagte sie dann.
    Sein Vater lachte schallend , während Viktor sie entsetzt anstarrte.
    „Viktor, das war ein Scherz“, sagte seine Mutter und rollte mit den Augen.
    „Viktor“, sagte sein Vater, während er sich etwas Butter auf ein Knäckebrot schmierte, „darf ich heute Abend wieder hier her kommen?“
    Viktor dachte nach und sagte dann : „Ja.“
    „Das freut mich“, sagte sein Vater.
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