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Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Titel: Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)
Autoren: Sarah Kassem
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kriegst morgen neues Essen.“
    „Und was ist mit dem Essen von heute?“
    „Das schmeißt Andala weg.“
    Viktor war entsetzt. „Man darf Essen nicht wegschmeißen!“
    „Dann geben wir das Kennedy“, sagte sein Vater und bog auf die große Hauptstraße nach D9.
    „Das ist der falsche Weg“, sagte Viktor.
    „Was?“
    „Das ist der falsche Weg. Die Schule ist woanders.“
    „Nein, wenn wir hier fahren, dann müssen wir nur am Ende der Hauptstraße abbiegen und dann ist deine Schule schon dort.“
    „Nein“, sagte Viktor bestimmt. „Oded fährt immer anders.“
    „Ja, kann sein“, seufzte sein Vater. „Es gibt viele Straßen hier, man hat viele Möglichkeiten.“
    „Wir werden uns verlaufen!“, rief Viktor.
    „Keine Sorge. Ich verspreche dir, ich bringe dich zur Schule, du wirst sehen.“
    „Aber das dauert so lange und dann komme ich zu spät und ich kriege Ärger!“
    „Nein, das ist eigentlich der kürzeste Weg.“
    „Du weißt nicht , wo meine Schule ist! Wir werden uns verlaufen!“, sagte Viktor nervös.
    Sie standen an einer roten Ampel und Immanuel Abies senkte seinen Kopf, legte ihn aufs Lenkrad und seufzte.
    „Hier!“, rief sein Vater nach einer Weile, blieb neben einer Parklücke stehen und parkte rückwärts ein.
    „Nein. Das ist nicht meine Schule“, sagte Viktor.
    Sein Vater lachte. „Ich weiß. Da vorne ist eine Bäckerei. Ich hole dir was zu essen und wir fahren dann weiter. Bleib hier.“
    Sein Vater stieg aus , und während er sich entfernte, überlegte Viktor, ob er seine Tasche nehmen und sich alleine zu Fuß auf den Weg machen sollte, aber dann hatte er Angst, denn er wusste nicht, wo die Schule war. Wäre sein Vater den normalen Weg gefahren, den Oded immer fuhr, dann würde er den Weg kennen und könnte jetzt dort zu Fuß hingehen, dachte er wütend.
    Als sein Vater zurück kam, hatte er eine große braune Papiertüte in der Hand und legte sie in Viktors Schoß. Viktor schaute hinein. Fünf belegte Brote in Frischhaltefolie, zwei Croissants, zwei Schokoriegel, ein Apfel, eine Mandarine und eine große Flasche Orangensaft.
    „Das ist nicht mein Mittagessen“, sagte Viktor.
    „Doch. Das wirst du heute essen. Da ist eine ganze Auswahl von verschiedenen Sachen. Du findest da schon was, was dir schmeckt.“
    Viktor nahm ein Brot heraus und schaute es sich an. „Ich esse keinen Käse!“, sagte er.
    „Seit wann isst du kein Käse?“
    „Ich mag keinen Käse!“
    „Wir haben doch letztens in der Kantine Pizza gegessen, da war ganz viel Käse darauf, das hast du doch gemocht.“
    „Ja, Käse auf Pizza ist gut . Aber nicht Käse, wenn er kalt ist. Das stinkt.“
    „Dann gibst du das deinen Freunden und isst das andere. Da ist auch eins mit Hühnerbrust.“
    „Ich esse keine Hühner!“
    „Dann nimmst du ein anderes Brot.“
    „Ich mag kein Brot!“
    Sein Vater machte eine Vollbremse, drehte sich zu Viktor und schaute ihn an. Die Autos um sie herum hupten laut.
    Nach ein paar Sekunden, in denen er Viktor anstarrte und Viktor den Kopf senkte und beschämt nach unten schaute, nahm er seine Geldbörse aus seiner Hosentasche, zog ein paar Geldscheine heraus und tat sie Viktor in die braune Papiertüte. „Dann kauf dir selber was zu essen in eurem Kiosk in der Schule, wenn in der Tüte gar nichts sein sollte, was dir gefällt.“ Er fuhr dann wieder los.
    Viktor sagte gar nichts mehr. Als sie dann an der Schule ankamen , parkte sein Vater, stieg aus, schnallte Viktor ab und tat ihm den Rucksack über die Schultern.
    „ Okay Viktor, hab einen schönen Tag. Tut mir leid, dass das mit deinem Essen heute so chaotisch war.“
    Viktor zögerte kurz, umarmte dann das Bein seines Vaters und presste sein Gesicht gegen den schwarzen Nadelstreifenstoff.
    Sein Vater ging in die Hocke, umarmte ihn und drückte ihm einen Kuss auf den Nacken.
    „Hab dich lieb, Papa“, sagte Viktor und lief dann ins Schultor hinein. Als er die Treppen hochlief und zurückschaute, hockte sein Vater immer noch an derselben Stelle und schaute ihm nach.
    Viktor winkte, sein Vater winkte zurück, führte seine Finger zum Mund, küsste sie und tat so, als ob er den Kuss wie einen Pitcher beim Baseballspiel werfen würde. Viktor ließ die braune Essenstüte fallen, nahm einen imaginären Baseballschläger in die Hand, zielte auf einen imaginären Punkt, der auf ihn zuflog, und schlug dann zu. Sein Vater tat so, als ob er einen Baseballhandschuh anhätte, und visierte einen imaginären Punkt an, der durch
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