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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher
Autoren: Nancy Kress
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überhaupt ein Hund?«
    Bemerkte ich da einen Hauch von trübseliger Verwirrung in den braunen Augen?
    »Katous, bist du glücklich?«
    Stephanie sagte: »Sein Vokabular besteht nur aus zweiundzwanzig Wörtern. Verstehen kann er aber mehr.«
    »Katous, möchtest du ein Plätzchen? Einen Keks, Katous?«
    Er wedelte mit seinem lächerlichen Schwänzchen und trapste auf der Stelle. Er hatte keine Krallen an den Pfoten. »Keks! Bitte!«
    Ich hielt ihm ein Plätzchen hin. Sie stammten aus der hiesigen Niederlassung von Prousts Madelines, waren herrlich knusprig und dufteten nach Butter und Anis. Katous nahm das Plätzchen zwischen seine zahnlosen Kiefer. »Danke, Dame!«
    Ich sah Stephanie an. »Er kann sich nicht wehren. Und er ist ein geistiger Krüppel: klug genug, um zu reden, aber nicht klug genug, um seine Welt zu begreifen. Was soll das für einen Sinn haben?«
    »Wo liegt der Sinn bei deinen erotischen Blumen? Mein Gott, sind die obszön! Hat David sie dir mitgebracht? Sie sind einfach umwerfend.«
    »Nein, David hat sie mir nicht mitgebracht.«
    »Du hast sie selbst gekauft? Nachdem er abgehauen war, nehme ich an. Ein Ersatz?«
    »Ein Mahnmal für die männliche Fehlbarkeit.«
    Stephanie lachte. Sie wußte natürlich, daß ich log. In dieser Hinsicht war David nie fehlbar gewesen. Oder in irgendeiner anderen. Daß er mich verlassen hatte, war mein Fehler. Das Zusammenleben ist nicht einfach mit mir. Ich stichle, streite, stecke meine Nase in alles und stochere zwanghaft nach Schwachpunkten, um meine eigenen damit zu kompensieren. Und was das schlimmste ist, ich gebe das alles erst hinterher zu. Ich wandte den Blick von Stephanie ab und starrte durch einen Spalt zwischen den Blüten hinaus auf die San Francisco Bay, den eiskalten Drink in der Hand.
    Es ist vermutlich eine meiner häßlichsten Charakterschwächen, daß ich es nicht aushalte, mit Leuten wie Stephanie länger als zehn Minuten in einem Raum zu sein. Sie ist intelligent, erfolgreich, lustig, frech. Die Männer prügeln sich um sie, und nicht bloß ihres GenMod-Äußeren wegen, ihrer roten Haare, violetten Augen und endlos langen Beine wegen. Nicht einmal ihrer gentechnisch gesteigerten Intelligenz wegen. Nein, sie verfügt über den höchsten Reiz für übersättigte Männer: kein Herz. Sie ist eine einzige Herausforderung, eine unendliche Vielfalt, die durch die Macht der Gewohnheit nicht schal wird, weil alles an ihr einem steten Wandel unterliegt. Man kann sie nicht wirklich lieben und ihr nicht wirklich weh tun, weil es sie einfach nicht kümmert. Gleichgültigkeit in Kombination mit diesen Beinen wirkt unwiderstehlich. Jeder Mann glaubt, bei ihm würde es etwas anderes für sie sein, und keines ist es dann. Bei ihrem Gesicht fallen die Männer reihenweise um? Kein Problem, die nächste Armee steht schon stramm. Wenn Pheromon-GenMods nicht verboten wären, würde ich schwören, daß Stephanie sie hat.
    Eifersucht, sagte David immer, zersetzt die Seele.
    Ich hatte immer geantwortet, daß Stephanie keine Seele besitzt. Sie war achtundzwanzig, sieben Jahre jünger als ich, was sieben Jahre Vorsprung an zulässiger technologischer Evolution des Homo sapiens bedeutete. Und es waren fruchtbare Jahre gewesen. Ihr Vater war Harve Brunell – ›der‹ Brunell von Brunell Power. Für seine einzige Tochter hatte er jede Genmodifizierung eingekauft, die am Markt war, und einiges davon hatte sich nicht ganz legaler Wege bedient, um dorthin zu gelangen. Stephanie Brunell repräsentierte die zweitneuesten Errungenschaften amerikanischer Wissenschaft, amerikanischen Willens und amerikanischer Wertvorstellung.
    Sie kam gleich hinter Katous.
    Stephanie pflückte einen blauen Penis und drehte ihn versonnen in ihren Händen. Sie ließ mich ersticken an meiner Neugier, was Katous betraf. »Also ist es wirklich vorbei zwischen dir und David. Apropos, ich habe ihn gestern abend bei Annas Wasserfest gesehen. Aus der Ferne. Er war draußen auf den Seerosenblättern.«
    »Ach ja?« sagte ich salopp. »Mit wem?«
    »Ganz allein. Sah aber sehr gut aus. Ich glaube, er hat sich das Haar wieder ersetzen lassen. Es ist jetzt blond und lockig.«
    Ich streckte mich und gähnte. Die Muskeln in meinem Nacken fühlten sich so hart an wie Duragemketten. »Stephanie, wenn du David haben willst – nur zu! Mir ist es egal.«
    »Ach, wirklich? Sag, macht es dir was aus, wenn ich deinen ziemlich primitiven HausRob um einen frischen Krug schicke? Sieht so aus, als hättest du den letzten
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