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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher
Autoren: Nancy Kress
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ganz allein ausgetrunken. Na, er funktioniert wenigstens, dein Rob; bei den BullenRobs ist die Ausfallsrate schon wieder in die Höhe geklettert. Ich würde die Inhaber der Ersatzteildepots ausnahmslos für echte Gauner halten, wenn ich nicht wüßte, daß sie alle zu meinen engsten Freunden gehören. Wie heißt dein Rob?«
    »Hudson!« sagte ich, »noch einen Krug.«
    Er schwebte davon. Katous sah ihm furchtsam nach und verzog sich in eine Ecke des Balkons. Sein absurdes Schwänzchen streifte eine der herabhängenden Blüten, die sich augenblicklich um das Schwänzchen wand, und Katous japste, machte einen Satz vorwärts und zitterte.
    »Ein GenMod-Hund, der zwar einen Ansatz von Ich-Bewußtsein, aber Angst vor einer Blume hat?« fragte ich. »Ist das nicht ein bißchen grausam?«
    »Er ist als gehätscheltes Schoßtierchen gedacht. An sich ist Katous ein Beta-Test-Prototyp für den internationalen Markt. Zugelassen laut Sondergenehmigungsgesetz zur Ankurbelung der Wirtschaft, Abschnitt 14-C: zum Export bestimmte nicht landwirtschaftlich genutzte Haustiere.«
    »Ich dachte, der Präsident hätte das Sondergenehmigungsgesetz noch nicht unterzeichnet.« Der Kongreß stritt seit Wochen deswegen herum: Wirtschaftskrise, Handelsbilanzdefizit, strenge AEGS-Vorschriften, Gefahr für das Leben, wie wir es kennen. Das Übliche eben.
    »Er wird es nächste Woche unterzeichnen«, sagte Stephanie. Ich fragte mich, welcher ihrer Liebhaber wohl über soviel Einfluß an wichtiger Stelle verfügte. »Etwas anderes kann er sich einfach nicht leisten. Die GenMod-Lobby wird mit jedem Tag mächtiger. Und denk an all die reichen alten Weiber in China, Südamerika und der Europäischen Gemeinschaft, die ganz begeistert sein werden von so einem zum Kotzen süßen, harmlosen, hilflosen, empfindlichen, kurzlebigen, extrem teuren Schoßhündchen ohne Zähne?«
    »Kurzlebig? Ohne Zähne? Aber nach den Zuchtvorschriften der AEGS…«
    »Die kommen bei Exporttieren nicht zur Anwendung. Und inzwischen erledige ich die Beta-Testerei für einen Freund. Ah, da kommt Hudson.«
    Der Rob schwebte mit einem frischen Krug Wodka-Tonic aus der offenen Glastür. Ängstlich und mit vier zitternden Ohren zuckte Katous zurück, wobei er gegen eine Reihe herabhängender Blüten anrannte, die sich sofort um ihn ranken wollten. Eine lange, schlaffe Blüte legte sich weich über seine Augen, und Katous jaulte auf, riß sich los und schoß ans andere Ende des Balkons.
    »Hilfe!« schrie er. »Hilf Katous!«
    An diesem Ende des Balkons hatte ich zwischen den Geländerstangen in niedrigen Kästen Mondstaub gepflanzt, um mir die Sicht auf die Bay nicht völlig zu verstellen. Seine kopflose Flucht beförderte Katous in das Sensorfeld des Mondstaubs, der eine Wolke süßduftender blauer Fasern, fein wie Seide, ausstieß. Der Hund atmete sie ein und japste. Einen Moment lang hing die Mondstaubwolke durchscheinend wie ein zarter Nebel um diese riesigen, zu Tode erschrockenen Augen, dann rannte Katous einmal im Kreis und machte einen blinden Satz, der ihn glatt zwischen den Geländerstangen hindurch und über den Rand des Balkons trug.
    Bei dem Geräusch, das sein Körper verursachte, als er unten auf dem Gehweg aufschlug, drehte Hudson seine Sensoren.
    Stephanie rannte zum Geländer, und ich hinterdrein. Zu unseren Füßen stieß der Mondstaub eine weitere Wolke feinster Fasern aus. Katous lag sechs Stockwerke weiter unten zerschmettert auf dem Gehweg.
    »Verdammt!« rief Stephanie. »Dieser Prototyp hat an Forschung und Entwicklung allein eine Viertelmillion verschlungen!«
    Hudson sagte: »Ein nichtregistriertes Geräusch beim unteren Eingang. Soll ich den Sicherheitsdienst alarmieren?«
    »Was soll ich nur Norman sagen! Ich habe versprochen, den Babysitter für das Ding zu spielen und darauf aufzupassen!«
    »Wiederholung. Ein nichtregistriertes Geräusch beim unteren Eingang. Soll ich den Sicherheitsdienst alarmieren?«
    »Nein, Hudson«, sagte ich. »Keine Maßnahmen.« Ich starrte hinab auf das blutige rosa Fell und war plötzlich erfüllt von Mitleid und Abscheu: Mitleid mit dem verängstigten Hund und Abscheu gegen Stephanie und mich selbst.
    »Na ja«, sagte Stephanie. Ihre perfekten Lippen zuckten. »Vielleicht benötigte der IQ tatsächlich ein wenig Anhebung. Ich sehe schon die Käseblätter der Nutzer vor mir: FURCHT VOR PHALLISCHEN PHAZELIEN: HYSTERISCHER HUND HÜPFT VON HOCHHAUS!« Sie warf den Kopf zurück und lachte; ihr rotes Haar flatterte im
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