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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen
Autoren: Brown Sandra
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schwerwiegend, bleibt abzuwarten, aber viele werden die Meinung vertreten, wir hätten einen von Gott höchst persönlich Berufenen vernichtet.«
    Â»Bruder Gabriel war nicht das Sprachrohr Gottes«, widersprach Gillian heftig.
    Â»Hoffentlich kommen die anderen auch zu diesem Schluss, sobald alle Anklagen gegen ihn veröffentlicht werden.«
    Eine ganze Weile herrschte betroffenes Schweigen. Gillian fiel wieder ein, dass Chiefs Kollege seine Tochter in die Tempelschule geschickt hatte. Wie würden die Leute reagieren, wenn sie erführen, dass Bruder Gabriel das personifizierte Böse gewesen war? Legionen von Jüngern würden sich beraubt fühlen. Andere würden sich weigern, die Wahrheit zu akzeptieren, und vielleicht mit Gewalt antworten. Nie hätte sie sich damals, als Dale Gordon sie mit Chief gesehen hatte, träumen lassen, welche weit reichenden Folgen diese Begegnung haben sollte.
    Sie fragte: »Hat man die Busse gefunden?«
    Tobias nickte. »Direkt auf dem Weg nach Mexiko. Voll gepackt mit Fernsehgeräten. Und mit siebenundvierzig Kindern.«
    Gillian stieß einen langen Seufzer der Erleichterung aus.
    Â»Alle schienen gesund zu sein. Allerdings hatten sie Angst, als sie aus den Bussen geholt wurden. Die Polizei von New Mexico kümmert sich um sie; sie ist außerordentlich kooperativ,
auf Bitten des Gouverneurs. Eine Anmerkung: Unter dem Pflegepersonal, das die Kinder heute Abend fortgeschafft hat, befanden sich Dorothy Pugh und Hennings Schwester, der zwei von den Kindern gehörten.«
    Â»Gezeugt von Bruder Gabriel?«
    Â»Vermutlich. Bei ihrer Verhaftung hat sie den Beamten angespuckt, als er danach gefragt hat.«
    Â»Und das Baby der Andersons?«
    Â»In dieser Altersgruppe gab es mehrere Jungen. Man muss erst feststellen, welcher ihrer ist.«
    Â»Chief und ich haben versprochen, sie anzurufen, wenn wir etwas wissen. Ich habe ihre private Handynummer.«
    Tobias rutschte unbehaglich herum und hüstelte hinter seiner Hand. »Diesbezüglich gibt es einen hässlichen Gesichtspunkt, den Sie vielleicht noch nicht bedacht haben.« Gillian und die Übrigen schauten ihn erwartungsvoll an. »Vielleicht wollen die Andersons den Jungen mittlerweile nicht mehr haben. Offen gestanden vermute ich, dass die meisten Paare, deren Kinder entführt wurden, sie ablehnen werden, wenn sie erfahren, wer der leibliche Vater ist. Von einem anonym ausgewählten Spender schwanger zu werden, ist eine Sache. Wenn man aber weiß, dass das eigene Kind einen Irren zum Vater hat …« Den Rest ließ er unausgesprochen.
    Â»Himmel«, sagte Lawson, »daran hatte ich gar nicht gedacht.«
    Gillian schon. Dieser Gedanke nagte an ihr, seit die Vermutung, Dale Gordon habe in seinem Labor Sperma vertauscht, zum ersten Mal aufgetaucht war. Allein bei dem Gedanken daran hatte sie sich auf dem Gehsteig übergeben müssen.
    Auch jetzt machte diese Vorstellung sie wieder ganz krank. Zitternd hob sie beide Hände an die Lippen und blies darauf, um ihre kalten Finger zu wärmen. Blicklos starrte sie in die Luft. Als sie schließlich wieder klar sehen konnte, merkte sie, dass das Gespräch erlahmt war, und jeder nur sie anstarrte.
    Tobias räusperte sich. »Vermutlich spreche ich im Namen
aller. Warum haben Sie das getan? Warum haben Sie sich als Melina ausgegeben?«
    Ihre Augen wanderten von ihm zu Lawson, und danach von Lawson zu Chief, ohne dass sie dessen Blick lange ertragen konnte. Deshalb wandte sie sich an Lawson. »Daran war eine Bemerkung von Ihnen schuld.«
    Beinahe hätte er seine Dr. Pepper-Dose fallen gelassen. »Von mir?«
    Â»Als die beiden Polizisten an jenem Morgen in Melinas Haus kamen, haben sie mich nicht namentlich angesprochen. Und wenn doch, habe ich’s nicht mitbekommen. Sie haben mich aus tiefstem Schlaf geweckt. Ich habe nur begriffen, dass meine Zwillingsschwester ermordet worden war.«
    Â»Warum sind Sie überhaupt in Melinas Haus gewesen?«
    Â»Nachdem ich…« Sie zögerte. Anstatt Chiefs Namen zu nennen, sagte sie: »Nachdem ich das Mansion verlassen hatte, bin ich nach Hause gefahren. Melina schlief schon. Ich habe sie geweckt und noch eine Weile mit ihr geredet. Daher wusste ich auch, dass Jem mit dem Anhänger da gewesen war. Ich habe ihn dort auf dem Nachttisch liegen gelassen. Melina hat mir Jems Besuch in allen Details erzählt. Deshalb konnte ich Jem auch zu
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