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Betreutes Trinken

Betreutes Trinken

Titel: Betreutes Trinken
Autoren: Katinka Buddenkotte
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warum Andi die ganze Angelegenheit für einen Schweinestall hält.
    Der scheint nach seinen Überlegungen nun zu ganz anderen Schlüssen gekommen zu sein und tut sie kund: »Wenigstens kriegt sie jetzt kein Geld, ha!« Seine Freude darüber dauert nur kurz an, er fügt knurrend hinzu: »Was schon blöd ist, denn das Haus vom ›Dead Horst‹, das ist ein ziemlich lukratives Objekt. Kann man was draus machen, und da bin ich nicht der Einzige, der das spitzgekriegt hat.
    Heute früh habe ich einen ganz komischen Anruf erhalten. Jemand interessiert sich für die Kneipe, also für das Haus. Will dafür viel mehr zahlen, als es wert ist. War komisch, weil es ja noch gar nicht offiziell auf dem Markt ist. Aber ich bekäme immerhin noch die fette Provision. Und ich glaube, das wäre sehr …«
    Sag jetzt nicht befriedigend, Andreas Jahn, oder der Kuchen wird sich als Fehlinvestition herausstellen. »… gerecht.« Danke, Andi.
    Während er endlich eine Gabel von seinem Kuchenbrei nimmt, fällt ihm da noch was ein: »Es sei denn, du willst die Kneipe übernehmen natürlich. Das wäre noch gerechter. Wenn du die Kohle hast, meine ich.«
    Ich ringe mir ein Lächeln ab: »Wo denkst du hin? Glaubst du, ich bin heimlich reich? Und hätte dich all die Jahre belogen?«
    Andi wischt sie den Mund ab, mit seinem Hemdsärmel: »Ne, Quatsch. Du nicht. Wie sagt man bei uns daheim: Sag, was wahr ist, zahl, was bar ist, und trink’, was klar ist . Magst du einen Schnaps haben, Doki?
    »Nä. Lass mal, danke.«
    »Hast Recht. Ich geh zahlen, okay?«
    Soll er diese Rechnung übernehmen. Kann er bestimmt von der Steuer absetzen. War ja ein Geschäftsessen, quasi.

XLIV
    B evor jemand deine Pläne durchkreuzt: Mach es selbst.
    »Bis auf Weiteres geschlossen« steht an der Kneipentür. Das ist gut. Nicht »In Kürze Neueröffnung« oder gar »Under New Management«.
    Kneipe dicht, alles offen.
    Oben bei Raffi brennt Licht. Wo sollte das junge Glück auch sonst hin? Wird wohl auf die Dauer ein bisschen eng werden, mit dem kleinen Kind und der großen Schlange. Na, ist ja nicht für lange. Kann mir nicht vorstellen, dass der neue Hausherr sie als Mieter behalten möchte.
    Ich kann Katja immer noch nicht hassen, wegen Mutterschutz. Außerdem muss ich ihr zugestehen, dass sie mich schön weit von ihrem neuen Leben fernhalten wollte, damit ich nicht eines Tages ihren Nachwuchs zu Gesicht bekomme und den schiefen Eckzahn bemerke. Und Gunnar – tja. Es wäre schon ganz rücksichtsvoll von den beiden, wenn sie schön weit wegziehen würden, vielleicht nach Leipzig oder auf den Uranus. Kinder brauchen ja viel Freiraum, um sich zu entwickeln.
    Um die anderen mache ich mir viel mehr Gedanken. Wo soll Albert seine Dialoge üben, wenn nicht an der Theke? Na, Gin Tonic gibt es überall, und Publikum auch. Holger kam nur wegen Marie. Agnes wird eine coole Staatsanwältin, da freue ich mich drauf. Harald muss Bomben entschärfen. Felix Gitarre spielen.
    Toddy und Linda werden auch etwas finden, zusammen. Oder jeder für sich.
    Und was tue ich jetzt?
    Einen letzten Punkt auf meiner Liste abhaken. Einen nicht ganz unwichtigen, großen schwarzen Punkt. Ich rufe ihn an.
    Vladimir nennt mir seine Adresse. Er buchstabiert sie sogar. Entweder will er mich dringend sehen oder er verarscht mich. Als ich mir die fertigen Worte auf dem Notizzettel ansehe, befürchte ich das letztere. Aber ich mache mich auf den Weg dorthin.
    Als ich in der Bahn sitze, wünschte ich mir, ich hätte meine gute Jeans angezogen. Und mir doch noch eine Perücke zugelegt. Aber selbst damit wäre ich noch underdressed.
    Die Menschen, die in dieser Linie unterwegs sind, sind fast ausschließlich ältere Damen, die angezogen sind, als wären sie bei der Queen zum Tee eingeladen. Ein paar jüngere Frauen, die noch viel jünger aussehen wollen, wirken, als wären sie mit dem Enkel der Monarchin zum Sport verabredet. Gelbe Polohemden zu beigen Hosen, ein Ausdruck im Gesicht, der Bände spricht: »Klar, dass der Jeep ausgerechnet heute in die Werkstatt musste und ich die Bahn erwische, in der eine junge Obdachlose rumhockt. Hoffentlich will sie mir keine Zeitung andrehen.«
    Ich lächele den Polofrauen aufmunternd zu, sie wenden sich ab. Bis auf eine, die mir zuruft: »Hallo Frau Wundermann, sie arbeiten doch bei meiner Tochter, oder? Die Lara! Laraaa! Die Blonde.« Na, das grenzt es ein.
    »Richtig«, rufe ich zurück und gebe Laras Mutter immerhin doch noch die volle Punktzahl im Kniggetest. Zum
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