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Betörende Versuchung

Betörende Versuchung

Titel: Betörende Versuchung
Autoren: Samantha James
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Deut besser als sie. Dein Blut ist verdorben«, tobte er, »so verdorben, wie sie es war. Keine anständige Frau wird dich nehmen, Junge. Keine anständige Frau wird dich je haben wollen ! «
    Justins Augen funkelten. In diesem Augenblick wollte er nur noch zuschlagen, zurück schla gen, den Vater so verletzen, wie der ihn verletzt hatte.
    »Wenn Ma m a so eine Hure war«, versetzte er schneidend, »wie kannst du dir dann sicher sein, dass du überhaupt der Vater deiner Kinder bist -«
    Plötzlich brach er ab. Er starrte seinen Vater an.
    »Lieber Himmel«, fuhr er dann kaum hörbar fort, »das bist du auch nicht, stimmt's?«
    Der Marquis gab keine Antwort. Das Schweigen wurde drückend.
    Justins Lippen verzogen sich. »Na, das ist ja großartig! Der Marquis von Thurston ... dem die Frau weggelaufen ist und die dann auf der Flucht nach Frankreich mit ihrem Liebhaber umgekommen ist... wurde mit ihren Kindern sitzen gelassen. Und er fragt sich immerdar, ob überhaupt eine von ihnen das seine ist! Und natürlich konntest du uns auch schlecht irgendwohin abschieben, richtig? Du musstest uns annehmen, weil du es einfach nicht wusstest.«
    Der Marquis war bleich geworden. »Halt den Mund, Junge. «
    Justin begann zu lachen. Und wenn er einmal lachte, konnte er nicht mehr aufhören ...
    »Aufhören!«, brüllte der Vater. Dann blitzte Arglist in seinen Augen auf. Er tat einen bedrohlichen Schritt nach vorn.
    Aber plötzl ich kam alles ganz anders. Der Ma rquis gab ein röchelndes Geräusch von sich. Die Augen traten ihm aus den Höhlen, seine Hand klammerte sich an das Halstuch ... dann sackte er in sich zusammen.
    Justin konnte den Blick nicht von dem Körper seines Vaters wenden, der auf dem polierten Marmorboden lag. Eine schreckliche Sekunde lang war er nicht im Stande sich zu rühren.
    Dann kehrte sein Verstand zurück, und er fiel an des Vaters Seite auf die Knie. Vorsichtig streckte er die Hand aus. »Vater? « , flüsterte er.
    Die leeren Augen des Marquis starrten an die Decke.
    Justin fing an zu zittern. Ein furchtbares, widerliches Gefühl ergriff ihn. Er sprang auf die Füße. Und dann rannte er bis zu seinem Zimmer, als wäre der Teufel höchstpersönlich ihm auf den Fersen ...
    Der Marquis war tot. Tot.
    Justin würde niemals jemandem erzählen, was in dieser Nacht zwischen ihnen beiden vorgefallen war. Er würde es immer als ein Geheimnis in seinem Innersten bewahren. Niemand würde j emals erfahren, dass er dabei gewesen war ... dass er es war, der seinen Vater umgebracht hatte.

Erstes Kapitel
    London, 1817
    Die Atmosphäre bei White's unterschied sich in keiner Weise von einem gewöhnlichen Abend. Eine Gruppe gut gekleideter Herren umkreiste den Glücksspieltisch. Durch den durchdringenden Brandy- und Zigarrengeruch war die Luft dick. Justin Sterling saß, die Beine lang ausgestreckt, in einem grünen Samtsessel und überflog in aller Ruhe die Tageszeitung, als habe er keine anderen Sorgen auf dieser Welt; und in der Tat hatte er auch keine. Mit seinen langen, übereinander geschlagenen Beinen bot er ein Bild der absoluten Entspannung.
    »Bei meiner Seele!«, unterbrach ihn eine spöttische Stimme. » Du hast dich also doch mal wieder herabgelassen, uns mit deiner Anwesenheit zu beehren! «
    Justin blinzelte über den Zeitungsrand, um dem Blick seines Freundes Gideon zu begegnen.
    Gideon schaute auf den daneben stehenden leeren Sessel. »Darf ich? «
    »Wie, da fragst du? « Justin legte die Zeitung beiseite. Gideon war bekannt dafür, dass er tat, was ihm gefiel -wann und wo es ihm gefiel. Ein Mann ganz nach Justins Geschmack.
    »Nun«, meinte Gideon, »nachdem ich deine schreckliche Laune erlebt habe, als du abgereist, dachte ich, wäre es wohl klüger. «
    Da war etwas dran. Selbst seine Schwägerin Devon hatte bei seiner Abreise eine Bemerkung über seine miserable Stimmung gemacht. Justin wusste selbst nicht, wieso er so schlecht gelaunt war. Er hatte keinen Mangel an Gesellschaft, weder an männlicher noch an weiblicher, und auch nicht an familiärer. Alles, wonach es ihm verlangte, war leicht zu bekommen. Was konnte sich ein Mann denn sonst noch wünschen?
    Er wusste es einfach nicht. Und genau das war der springende Punkt.
    Deshalb hatte er vor drei Monaten beschlossen, dass ein Tapetenwechsel gut tun würde, und hatte England verlassen, um nach Paris, Rom, Wien zu fahren ... Er reiste nach Herzenslust und vergnügte s ich nach Herzenslust.
    Jetzt war er wieder zurück.
    Und kein bisschen
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