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Betörende Versuchung

Betörende Versuchung

Titel: Betörende Versuchung
Autoren: Samantha James
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bereits durchfuhr - wie Dutzende von Messerstichen im ganzen Körper. Eine Sekunde lang war er wie gelähmt. Konnte nicht einmal atmen. Der Schmerz war so heftig, dass er glaubte das Bewusstsein zu verlieren.
    Schließlich rollte er sich auf den Rücken. Der Vater stand über ihm, sein Gesichtsausdruck düster und glühend vor Wut. Tief beugte sich der Marquis zu ihm herunter. »Steh auf, sofort! « , befahl er. Grob umfasste er den anderen Arm des Jungen und zog ihn hoch.
    Als sie nebeneinander standen, stand Justins Hand in einem unnatürlichen Winkel von seinem Gelenk ab. Der Schmerz war so stark, dass er würgen musste. Tapfer kämpfte er dagegen an, biss die Zähne zusammen und funkelte seinen Vater an.
    »Hör auf damit! « , bellte der Vater auf seine übliche Art. » Lass es sein! «
    »Womit soll ich denn aufhören? « , fragte Justin. Die offensichtliche Ruhe des Jungen machte den Vater nur noch wütender.
    »Schau mich nicht so an! «
    »Wie denn? «
    »So wie ... wie s ie es getan hat ! «
    Der Junge spürte, wie etwas in ihm aufstieg, eine unsägliche Wut, ein Gefühl, das er nicht unterdrücken konnte - und auch nicht wollte. In diesem Augenblick hasste er seinen Vater. Er hasste ihn dafür, wie er seinen Bruder Sebastian unablässig streng kontrollierte, dafür, wie er seine kleine Schwester Julianna einfach ignorierte. Ihm war es egal, dass de r Vater ihn nun mit der Birkenru te züchtigen würde.
    Er hasste ihn ... und er ahnte, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte.
    »Wer, sie ? «, fragte er eisig. »Meinst du Mama? «
    Blinde Wut loderte in den Augen des Vaters auf. »Halt den Mund, Junge ! Sei still ! «
    Er versetzte Justin einen Schlag ins Gesicht.
    Der Junge ging erneut zu Boden. Doch dieses Mal kam er aus eigener Kraft wieder auf die Füße. Mit blitzenden Augen schaute er seinen Vater an. »Nein, das werde ich nicht! « , rief er. »Sie konnte dich genauso wenig leiden wie ich, Papa, genauso wenig wie Sebastian ... oder jeder andere Mensch! Wahrscheinlich ist sie deshalb weggegangen! «
    Der Marquis schnappte nach Luft. »Wie kannst du es wagen, so zu mir zu sprechen! Bösartig bist du, das ist es, J unge. Absolut bösartig! « Unflätige Ausdrücke kamen über seine Lippen.
    Es war nicht das erste INW, dass sein Vater ihn dermaßen beschimpfte - und es sollte auch nicht das letzte Mal sein. Von diesen Beschimpfungen erzählte er niemandem. Nicht einmal Sebastian ...
    Die ganze Zeit über bot der Junge seinem Vater stolz die Stirn. Kein schmerzverzerrtes Gesicht, er blinzelte nicht einmal - obwohl j edes Wort seinem Herzen, seiner ganzen Seele einen Stich versetzte. Als schließlich ein düsteres Schweigen herrschte, reckte er lediglich das Kinn etwas höher.
    »Ich schätze, Sie sind jetzt fertig, Sir? «
    Sein Tonfall war voller Verachtung und einer Kälte, zu der er in seinem Alter, nach seiner kurzen Lebenserfahrung überhaupt nicht in der Lage sein sollte. Er schürzte spöttisch die Lippen, und da holte der Marquis zu einem weiteren Faustschlag aus.
    Und plötzlich war Sebastian da. Er schob sich zwischen die beiden. »Papa, hör auf!«, schrie der Ältere. »Sieh mal, Justins Hand ... da stimmt doch was nicht ! «
    Und in der Tat, so war es.
    Ein Arzt wurde herbeigerufen. Justin lag im Haus auf seinem Bett. Der Arzt hob eine Braue.
    »Es ist gebrochen«, verkündete er. »Ich denke, ich kann den Knochen wieder zusammenfügen, mein Junge, aber ich will ehrlich sein: Es wird höllisch wehtun. Wenn du also schreien willst ... «
    Der Marquis stand lauernd direkt hinter dem Arzt.
    Justins Blick traf den seines Vaters. Der Kloß in seinem Hals war so groß wie ein Apfel. Ihm brannten die Augen ... der Anblick des Vaters verzerrte sich für einen Moment, bevor er ihn wieder deutlich erkennen konnte.
    In diesem Augenblick erhaschte er ein befriedigtes Grinsen auf dem Gesicht seines Vaters - und er erkannte, dass dieser nur darauf wartete, dass er sich wand, jammerte und weinte. Er presste die Lippen zusammen. Seine Mutter hatte sich nicht unterkriegen lassen. Sebastian auch nicht. Und auch er würde dem Vater den Gefallen nicht tun.
    Sebastian drückte Justins Schulter. »Justin«, flüsterte er. »Es ist in Ordnung, wenn du -«
    »Ist es nicht « , lehnte der Junge entschieden ab. Er richtete den Blick fest auf den Vater. »Ich werde nicht weinen. Niemals! «
    Der Arzt nickte ihm zu und beugte sich über ihn. Es war ein schreckliches Knacken zu vernehmen, als der Knochen wieder an seinen
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