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Beth

Beth

Titel: Beth
Autoren: Vampira VA
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den wir euch - und dem Haus - gewähren. Eine einzige Nacht bleibt euch, nachdem wir gegangen sind. Dann ...«
    Die Bleichen setzten sich in Bewegung. Stumm nahmen sie Abschied. Einer nach dem anderen schritt an Raoul und Marie vorbei, die Treppe hinauf.
    Als Raoul seine Frau genauer ansah, erfaßte ihn Schwindel. Sie war in einer Weise verändert, daß er sie nicht länger schön denken mußte. Sie war es. Sie war .
    »Marie?«
    »Ich weiß. Ich fühle es auch. Es ist - unbeschreiblich. Sie haben das getan. Allmächtiger .«
    Als Zoe an ihnen vorbei wollte, verstellte Raoul ihr den Weg.
    »Halt!« sagte er. »Wer seid ihr? Woher habt ihr diese Macht, die ... Seiner gleichkommt? Ihr könnt nicht einfach gehen! Ihr könnt die Jahre, die ich euch geopfert habe, nicht mit einer einzigen Nacht aufwiegen ...!«
    Um Zoes bleiche Lippen schmiegte sich Verachtung. »Wir können und werden. Und jetzt mach den Weg frei, oder die Schonfrist ist verwirkt!«
    Raoul trat beiseite.
    Kurz darauf war er mit Marie allein.
    Einer wunderschönen, begehrenswerten Marie, die das Salz nie zerschunden hatte und der Raouls Alter nichts auszumachen schien.
    »Vater ist tot«, hallten Loths Worte in dem ehemaligen Uhrmacher nach.
    Was war geschehen? War der Unheimliche, der diese Kinder einst gestohlen und hierher gebracht hatte, tatsächlich gestorben? Konnte einer wie er überhaupt sterben, und wenn ja, woran oder . wodurch?
    Eine Tür schlug.
    Das Haus schien in seinen Grundfesten zu seufzen. Oder zu ächzen.
    »Sie sind gegangen«, wisperte Marie. Er hatte gar nicht mehr gewußt, was für eine verführerische Stimme sie in ihrer Jugend, in ihrem ersten Leben besessen hatte.
    »Ja«, sagte er einsilbig. Er fühlte sich müde. Er fühlte sich ausgenutzt. Und weggeworfen.
    »Du wirst in meinen Armen sterben«, hauchte Marie. »In meinem Schoß. Ich werde versuchen, es dir leicht zu machen. Obwohl ...«
    »Obwohl?«
    »... ich mich selbst fürchte.«
    »Du bist tot!« Er wußte nicht, woher die Lust kam, ihr wehzutun. Sie noch einmal zu verletzen. Sie dafür bezahlen zu lassen, was sie ihm einst angetan hatte, bevor er sie mit einem Tuch um den Hals erdrosselt hatte. »Du hast es längst hinter dir - alles!«
    »Das ist nicht wahr. Daß ich weiß, was uns erwartet, macht es viel schlimmer .«
    Er schwieg. Dann zog er sie an sich und vergrub seine Hände in ihren Haaren. Tränen rollten aus seinen Augen. Das Salz darin ließ sie erstarren. Doch dann entspannte sie wieder, zog ihn zu Boden.
    »Komm her. Berühre mich. Ich fühle mich gut an. Noch ein einziges Mal fühle ich mich gut an. Und du ... du bist auch verändert. Jung und stark. Ich wünschte, ich hätte einen Spiegel, daß du mir glaubst .«
    Er glaubte ihr nicht. Sie log. Sie meinte es gut. Raoul vergrub sein Gesicht zwischen ihren Brüsten. Sie hatte sich das Kleid selbst vom Leib gerissen. Es lag am Boden, dämpfte die Kälte aus dem Mittelpunkt der Erde.
    Sie war so weich, so zart. Und sie duftete wie damals, als er das erste Mal bei und auf ihr gelegen hatte. Nachts im Heu eines Bauern, als er in ihre warme, feuchte Grotte vorgestoßen war. Wie von Sinnen ...
    Raoul hörte auf, sich diese letzte Gnade verderben zu wollen. Er küßte Maries Bauch und ihr Geschlecht. Es schmeckte köstlich. Er konnte nicht glauben, wie lange er ohne diesen Genuß ausgekommen war, wie lange es ihm genügt hatte, einfach bei ihr zu sein.
    »Ich liebe dich«, flüsterte seine Frau.
    Sie war nicht tot.
    Sie war nie tot, dachte Steen. Er schloß die Augen, um zu glauben, was er sich vorgaukelte. Ich bin nicht alt, und Marie liegt nicht im Salz. Ich habe nie die Hand gegen sie erhoben, sie hat mich nie verhöhnt. Dies ist eine Nacht von vielen, die noch folgen werden in unserer kleinen Wohnung über den Uhren.
    Immer wieder drang er in sie. Im Rhythmus des Tickens, das in seinem Kopf erwacht war.
    Das ganze Haus tickte. Eine Nacht lang. Weder er noch Marie merkten, wie es schließlich aufhörte.
    Abrupt.
    Und für immer .
    *
    38 Jahre später Uruk, Mesopotamien
    Tyk, der Vampir, transformierte aus seiner Fledermausgestalt zurück in die biegsame Form eines jungen Mannes. In der Mitte einer Senke lag die Treppe, die Mos Iranshars Männer auf Geheiß der Frau, die jetzt regungslos im Sand lag, freigegraben hatten.
    Tyk kannte die Frau nicht. Er wußte nur, daß er selbst ebenfalls auf Geheiß aktiv geworden war. Von allein wäre er nie auf die Idee gekommen, Bagdad, wo seine Sippe beheimatet war, den
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