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Bestialisch

Titel: Bestialisch
Autoren: J.A. Kerley
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Schränke, die mich kritisch beäugten.
    »Ich will Ihren Ausweis sehen«, sagte der Typ, dessen Pranke auf meiner Brust lag. »Für die erste Etage brauchen Sie eine Sondergenehmigung.«
    »Der hat keinen Ausweis«, meinte der Cop neben ihm.
    Waltz kam schwer schnaufend herbeigelaufen. »Er gehört zu mir, Barney. Ryder ist okay, lass ihn in Ruhe.«
    »Ich habe den Befehl, nur Personen durchzulassen, die eine Erlaubnis haben oder zum NYPD gehören …«
    »Ich nehme das auf meine Kappe. Lass ihn jetzt endlich durch.«
    Mit einem keuchenden Waltz im Schlepptau lief ich die Treppe hoch. Als ich sah, dass Jeremy uns folgte, gab ich ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, er solle sich aus dem Staub machen. Ich konnte nur hoffen, dass er kapierte, was ich meinte. Oben preschte ich durch die Türen des riesigen Versammlungssaales und zwängte mich in den Raum. Ein paar hundert Frauen saßen an Tischen mit Wasserkaraffen und Gläsern. Pelham hatte auf einem Stuhl neben dem Podium Platz genommen. Eine Frau sprach ins Mikrophon und stellte die Kandidatin vor.
    »… unermüdliche Kämpferin für die Entrechteten …«
    Ich ließ den Blick durch den Saal schweifen und entdeckte einen griesgrämig dreinblickenden Bullard, der sein Handy hochhielt. Bullard? War er unser Mann?
    Ich schlich an der Wand entlang und riss ihm das Mobiltelefon aus der Hand, eine Billigmarke ohne Videofunktion. Damit war er aus dem Schneider.
    »Scheiße, was ist denn mit Ihnen los, Arschloch?«, flüsterte er und griff nach seinem Handy. »Ich telefoniere gerade mit Cluff. Die Verbindung ist miserabel.« Er presste das Telefon an sein Ohr. »Du musst lauter reden, Cluff, ich kann dich kaum verstehen.«
    Days Handy zirpte. Auf dem Display war ein schmaler, leerer Flur zu sehen. Wahrscheinlich ein Gang fürs Personal. Keine Ahnung, wo der nun wieder war.
    »… ist es mir eine Ehre, Ihnen die nächste Präsidentin der Vereinigten Staaten, die Kongressabgeordnete Cynthia Pelham …«
    Ich setzte mich in Bewegung. Bullard, der das verhindern wollte, hielt mich am Arm fest. Mit erhobenem Zeigefinger bedeutete er mir, noch kurz zu warten, während er stirnrunzelnd weitertelefonierte. Ich konzentrierte mich derweil auf Days Handy. Der Absender ging immer noch durch den Flur. Das Video war unscharf und viel zu dunkel. Und dann wurde das Display schwarz.
    Bullard beendete das Gespräch und wirkte ziemlich durcheinander. »Cluff hat sich noch ein bisschen mit Newark und Bridges beschäftigt und ist auf ein halbes Dutzend jugendlicher Straftäter gestoßen, die während Bernals und Andersons Dienstzeit in beiden Einrichtungen waren. Einer der Jungs hieß Jonathan Cargyle.«
    »Cargyle?«
    »Wie der Frischling vom Technischen Dienst. Er war vor ein paar Stunden hier und hat sich darum gekümmert, dass alles okay ist.«
    Ich blickte zum Podium hinüber. Pelham, die ganz in ihrem Element zu sein schien, lächelte.
    »… vermittelt mir ein großes Gefühl der Zufriedenheit, wenn ich in die Gesichter so vieler kompetenter Frauen blicke. Und ich gelobe hiermit, dass ich, sobald ich Präsidentin bin …«
    »Cargyle?« Vor meinem geistigen Auge sah ich diesen harmlosen Burschen, der mir noch nie ohne Werkzeug oder Handy über den Weg gelaufen war. »Was hat er gemacht?«
    »Hat oben auf der Bühne die Mikrophone oder so was getestet.«
    »… möchte sicherstellen, dass alle Frauen gleichberechtigt in allen Tätigkeitsfeldern …«
    Ich drehte mich um und sah, wie Cynthia Pelham in ein schwarzes Mikrophon sprach. Ein paar Meter weiter spähte Cargyle durch den Vorhang, hielt sein Handy hoch und schickte Day die Bilder ihres kolossalen Triumphes.
    Ich stürmte zum Podest vor und rief: »Alle runter. Sofort!« Meine Warnung löste Panik aus. Plötzlich schwamm ich gegen einen Strom aus schreienden und stolpernden Frauen. Klappstühle wurden umgeworfen, Gläser fielen zu Boden und zerbrachen. Pelham rührte sich nicht von der Stelle, was angesichts des Tumultes kaum verwunderte.
    Die Mitarbeiter vom Secret Service, die zu Pelhams Schutz abgestellt worden waren, wurden von der Meute überrannt. Drei Meter trennten mich vom Podium.
    Ich schubste eine Frau weg und sprang über eine Zuhörerin, die am Boden lag. Noch anderthalb Meter.
    Ich griff nach dem Mikrophon auf dem Metallständer und rannte damit zum Fenster. Auf dem Weg dorthin riss das Kabel ab. Mit aller Macht schleuderte ich das Mikro Richtung Scheibe, sah, wie es gegen das Sicherheitsglas knallte, abprallte
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