Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bestialisch

Titel: Bestialisch
Autoren: J.A. Kerley
Vom Netzwerk:
Stelle. Er fixierte jemanden auf der anderen Seite der Lobby.
    »Jeremy?«
    »Pst.« Er starrte immer noch auf den gleichen Fleck.
    Pelham kam mit ihrer gesamten Entourage durch die Drehtür. Sie wurde von Mitarbeitern, Polizisten und zwei Männern mit Ohrmikrophon begleitet, die zum Secret Service gehörten. Mein Bruder tippte mir auf den Arm und zeigte mit dem Finger auf jemanden.
    »Dieser Bursche da drüben wirkt ziemlich eigenartig. Siehst du seine Augen?«
    Ich drehte mich um und sah einen blonden Jungen, noch keine zwanzig Jahre alt. Er war groß und wie ein Footballspieler gebaut. Der Knabe trug Anzug und Krawatte, hielt ein Klemmbrett in der einen Hand und in der anderen ein Handy vom selben Typ wie Days Mobiltelefon. Seine Augen sahen für meinen Geschmack ganz normal aus.
    »Daddys Sohn«, sang Jeremy.
    Ich stellte mich vor Pelhams Gruppe. Inzwischen hatte Bullard sich ihrer Entourage angeschlossen und hielt mit erhobener Hand die Fans der Präsidentschaftskandidatin in Schach. Der junge Mann hatte sich in dem weitläufigen Eingangsbereich vor einer Tür postiert, auf der KÜCHE ZWEI stand, und warf mir einen Blick zu. Jeremy hatte recht: Seine Augen erinnerten an Glasmurmeln. Da er mich offenbar nicht als Bedrohung empfand, schaute er zu Pelham hinüber, richtete seine Handykamera auf sie und schickte Daddy ein Video. Er konnte ja nicht wissen, dass seine Bilder bei einem Typ landeten, der sich im selben Raum wie er befand.
    »Entschuldigung, ich muss in die Küche«, sagte ich. »Die Horsd’æuvres sind fertig.«
    »Kein Problem«, murmelte er, trat beiseite und filmte weiter. Ich stieß die Tür auf und hielt sie mit dem Fuß offen. In dem Moment, wo Pelham vorbeirauschte, schlang ich den Arm um den Nacken des Burschen, bugsierte ihn in die Küche und rief nach dem Sicherheitsdienst.
    Innerhalb weniger Sekunden erschienen vier Männer und Waltz auf der Bildfläche. Ich drückte dem Burschen das Knie ins Kreuz und hatte ihn im Schwitzkasten. Als die Sicherheitsbeamten ihn übernahmen, schnappte der junge Mann um sich wie ein Hai. Seine Augen funkelten böse, und ihm stand Schaum vor dem Mund. Nach einer Weile gab der Junge seinen Widerstand auf und bekam Handschellen angelegt. Einer der Beamten filzte ihn und hielt dann einen laminierten Ausweis hoch.
    »Weist ihn als Mitarbeiter einer Studentenzeitung aus. Komisch, von dieser Uni habe ich noch nie gehört.«
    »Das ist eine Fälschung«, meinte ich. »Er besucht oder besuchte eine Einrichtung namens Camp Wilderness.«
    »Er hat auch ein kleines Messer dabei mit einer sieben Zentimeter langen Klinge.«
    »Reicht, um eine Halsschlagader zu durchtrennen«, fand Waltz.
    Der Bursche hatte nur ein Messer, Handy, ein paar Dollarscheine und eine U-Bahn-Karte dabei. Ich schaute ihm hinterher, als er abgeführt wurde.
    Waltz legte mir die Hand auf die Schulter. »Mann, wie nah ist er an Pelham herangekommen? Waren es drei Meter? Oder noch näher?«
    In meiner Tasche zirpte Days Handy. Leicht verdutzt fischte ich es heraus. Das Display zeigte, wie Pelham in der ersten Etage in den großen Saal trat und mutterseelenallein auf das Podium zuhielt, während die Leute an den Tischen sich erhoben und ihr applaudierten. Da alle Gäste und Hotelangestellten, die sich in diesem abgeschirmten Stockwerk aufhielten, überprüft worden waren, hatte sich Pelhams Schutztrupp in Luft aufgelöst.
    »Na super«, sagte Jeremy und warf einen Blick über meine Schulter. »Dann gibt es also noch einen zweiten Adlatus, der einen Schritt weitergekommen ist.«

KAPITEL 43
    Cluffs Arbeitsplatz sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Er saß in einem Wust aus Unterlagen, Fotos, Ordnern und Berichten, die er einfach vom Tisch gefegt hatte, um sich voll und ganz auf zwei Akten aus Jugendstrafanstalten zu konzentrieren. Er beugte sich über sie, überflog sie hastig und verglich den Bericht aus Newark mit dem vom Bridges-Jugendgefängnis, ehe er ein weiteres Mal das Datum auf den Aufnahmeformularen mit denen auf den Entlassungspapieren verglich und sich vergewisserte, dass die Namen übereinstimmten.
    Das muss noch gar nichts heißen. Menschen ändern sich … aber warum läuten dann bei mir die Alarmglocken?
    Er schnappte sich das Telefon und wählte eine Nummer.
    *
    Ich sprintete zur Treppe hinüber, schubste jeden weg, der mir in die Quere kam, lief die Stufen hoch und bekam von einem Muskelprotz von Polizisten einen Schlag auf das Brustbein verpasst. Neben ihm standen zwei weitere
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher