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Besessen

Besessen

Titel: Besessen
Autoren: Jennifer Armintrout
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Vermutung. Doch warum sollte sein guter alter Daddy ihn als Mensch zurückgeholt haben? Es ergab keinen Sinn.
    Moment, sein Vater musste ja nicht allein dahinterstecken. Cyrus war stolz auf seinen unter Vampiren weithin bekannten Namen. Vielleicht hatte eine fanatische Gruppe ihnerweckt, in der Hoffnung auf Gunst oder Ruhm.
    Oder sie brauchten ihn als Opfer.
    Auch das war nicht abwegig. Cyrus selbst hatte seinem Vater durch Jahrhunderte geholfen, Vampire zu opfern. Aber das Schlüsselwort war Vampir. Warum war er ein Mensch?
    Allmählich entspannte er sich, als jemand schüchtern an der Tür klopfte.
    „Was?“ Er nahm das nächste Objekt – ein Stück Seife – und schleuderte es gegen die Tür.
    Das Mäuschen kam mit einem Stapel gefalteter Kleider herein. „Vater Bart war kleiner als Sie. Und beleibter.“
    „Heb die Seife auf.“ Cyrus musterte sie, als sie sich bückte. Nicht weltbewegend, entschied er und drehte den Kopf nach hinten, um ihre Rückseite zu studieren.
    Früher hätte er sich an ihr gütlich getan. Sie hatte lange schlanke Beine, die sich bestimmt göttlich anfühlten, wenn sie sich um seine Hüften schlangen. Ihre Haare waren gerade lang genug, um ihr daran den Kopf in den Nacken zu ziehen und ihre Kehle für einen Biss zu entblößen. Aber ihr Gesicht war zu unschuldig, ihre ganze Art zu furchtsam. Ihr dünnes Baumwollsommerkleid erzählte endlose Geschichten von Fahrten zum Supermarkt in Papas Laster, während dazu Garth Brooks’ Ruf der Landstraße aus den offenen Fenstern plärrte.
    Der Vampir Cyrus hätte sein Vergnügen mit ihr gehabt und ihr Blut in einer Nacht ausgesaugt. Sie wäre gestorben, ohne das Morgengrauen des nächsten Tages zu erleben.
    Jetzt vermisste er Blut noch mehr als zu Zeiten, in denen er ziellos auf der anderen Seite des Schleiers schwebte. Doch er wollte nicht mehr daran denken.
    Als sie aufstand und ihm die Seife reichte, entriss er sie ihr. „Was ist das?“, fauchte er sie wütend an und zeigte auf die Wäsche. „Polyester?“
    „Ich weiß nicht.“
    „Schön. Lies die verdammten Schildchen. Bist du denn völlig unfähig?“ Ungeduldig zerrte er das Hemd von dem Stapel und studierte die Pflegehinweise, bevor er es mit Abscheu zur Seite warf. „Ich trage nur Naturfasern.“
    Das Mädchen nickte verunsichert. „Ich denke nicht, das Vater Bart so was hatte.“
    „Der tote Priester ist nicht mein verdammtes Problem!“ Er schlug die Fäuste ins Wasser, das über den Wannenrand schwappte.
    Das Mäuschen fuhr zurück und schrie auf. Der Anblick ihres verängstigten Gesichts verbesserte Cyrus’ Laune beträchtlich.
    „Verschwinde. Wenn du für mich keine tragbaren Kleider finden kannst, musst du eben die Idioten da oben fragen.“ Er lehnte sich in der Wanne zurück und lauschte mit geschlossenen Augen ihrer demütig bettelnden Litanei, sie nicht zu ihnen zu schicken.
    Max kam fünf Stunden nach meinem Anruf. Ich lag auf Nathans Bett unter Decken begraben, klammerte mich an seinen Geruch wie an einen Rettungsanker und versuchte das Radio zu ignorieren, das Nathan immer angestellt ließ. Der klassische Rocksender war gerade in der Mitte einer Fleetwood-Mac-Retrospektive. Die letzten Töne von Gypsy verklangen, als krachend die Eingangstür aufflog.
    „Carrie?“ Etwas Schweres schlug auf den Boden. Vielleicht die Sporttasche, die Max immer bei sich trug. Laute Schritte kamen den Flur entlang, und ich kletterte eilig aus den Laken, als er auf der Türschwelle zum Stehen kam.
    „Was ist los? Wo ist Nathan?“ Max sah sich im Zimmer um, als ob er ihn hier finden könnte.
    „Fort.“ War es die Erleichterung, dass ich jetzt einen Verbündeten in meinem Albtraum hatte, oder erreichte die Wucht der Ereignisse mich erst jetzt? Jedenfalls brach meine Stimme, und Tränen liefen mir übers Gesicht. „Er ist fort.“
    „Oh Gott, Carrie.“ Max sackte auf das Bett und legte die Arme um mich. Ich vergrub meinen Kopf an seiner Schulter, seine Jacke roch nach Leder und Zigarettenrauch. Er drückte mich kurz an sich, bevor er ein Stück abrückte. Dann machte er eine Geste, als würde er sich einen Pfahl durch die Brust rammen. „Fort?“
    Ich schüttelte den Kopf und wischte mir die Tränen aus den Augen. „Nicht so. Er war hier. Sein Körper war hier. Aber es war nicht er.“
    „War er besessen?“
    „Nicht direkt.“ Wie konnte ich es erklären? „Da war nichts von Nathan übrig. Kannst du das Radio ausmachen?“
    Max nickte und fummelte am Radiowecker. Go your
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