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Besessen

Besessen

Titel: Besessen
Autoren: Jennifer Armintrout
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sollte.
    „Das tut mir leid.“ Ich hatte zu wenig Kraft, mir fiel kein besserer Trost für ihn ein. „Aber vielleicht können wir beide uns dann amüsieren. Zwei zurückgewiesene Vampire, die sich in der großen Stadt eine schöne Zeit machen.“
    „Es gibt da ein paar großartige Blues-Clubs.“ Noch ein gutes Argument für Chicago.
    „Ich möchte Nathan nicht alleine lassen. Ich mache mir Sorgen um ihn.“ Ich brach ab, weil diese sinnlose Hoffnung sich zwischen meinen Rippen regte. „Lass mich mit ihm reden. Vielleicht kommen wir doch wieder zusammen.“
    „Die Einladung gilt, wann immer du möchtest“, sagte er und wandte den Blick wieder der Straße zu. „Es ist eine große Wohnung. Ich bin immer froh über Gäste. Dann ist sie nicht so leer.“
    „Aber das ist nicht der Grund, warum du so selten dort bist.“ Sein freundlicher Gesichtsausdruck wurde verschlossen. „Du hast dort mit deinem Schöpfer gewohnt.“
    Max nickte. „Es ist ein komisches Gefühl, wenn man ein Blutsband mit jemandem hat, und dann ist es plötzlich nicht mehr da. Dinge, die einen nie gestört haben, können so … weh tun.“
    „Ich weiß.“ Ich lachte bitter. „Glaub mir, das weiß ich.“
    Bella tauchte später am Morgen in der Wohnung auf. Nathan schlief, und als sie fragte, ob sie Cyrus mit hochbringen könnte, sagte ich, es sei in Ordnung.
    Ich saß mit ihm am Küchentisch, und Cyrus stierte mit trübem Blick auf ein Erdnussbuttersandwich mit Marmelade, das ich ihm zubereitet hatte. Um seine Augen lagen immer noch hässliche violette Ringe, aber sein Gesicht war gesäubert worden. Kurze genähte Linien waren deutlich auf seiner bleichen Haut am Haaransatz und am Kinn zu sehen. Seine Lippen waren geschwollen und aufgeplatzt, und er zuckte zusammen, als er einen Schluck von der Cola nahm, die ich ihm hingestellt hatte.
    „Was hast du dir nur dabei gedacht?“ Ich wollte nicht so wütend klingen, aber er hatte mir einen furchtbaren Schreck eingejagt. Ich erinnerte mich, wie meine Mutter mich, wenn sie mich wieder einmal beim Sicherheitsdienst im Kaufhaus oder aus dem Garten einer unbekannten Spielgefährtin abholte, hart am Arm packte und mir ernste Vorwürfe machte, ich hätte sie zu Tode erschreckt. Als Cyrus verschwunden war, hatte ich zum ersten Mal verstanden, wie sie sich gefühlt haben musste.
    Er schaute nicht hoch. „Ich weiß nicht. Ich wollte, dass sie mich umbringen. Aber dann war ich dort, und die Wächter von Vater … sie schlugen mich, und mir ist klar geworden, dass ich nicht sterben will. Ich wehrte mich mit aller Kraft gegen sie. Aber kaum war ich ihnen entkommen, war derSchmerz zurück. Ich weiß nicht, was das ist, Carrie. Wenn ich es spüre, will ich nur noch sterben. Aber wenn ich dann dem Tod … Warum tut es so weh, Carrie?“
    „Es sind Schuldgefühle. Sie sollen wehtun.“
    Ich fuhr herum. Nathan stand in der Küchentür. Sein Blick war hart, sein Gesicht schlaff vor Müdigkeit. Unter den Ärmeln seines T-Shirts waren die dunklen Linien der verheilenden Symbole zu erkennen.
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Falls Nathan sich jetzt an Cyrus rächen wollte, dann gab es keine Möglichkeit für mich, wie ich es verhindern konnte. Nathan war zu stark und ein viel besserer Kämpfer als ich. Außerdem hatte ich ihm nicht einmal etwas antun können, als er mich völlig von Sinnen auf den Boden des Buchladens geworfen hatte.
    Cyrus richtete sich etwas auf, aber sein Gesicht verriet keine Emotion. „Nolen.“
    Nathan warf mir einen Blick zu, doch in seinen Augen war nicht zu erkennen, was er tun würde. „Sie hat dich nicht verwandelt?“
    Er schüttelte den Kopf und führte dabei die Coladose an seinen Mund. „Sie hat mich an die Schläger meines Vaters ausgeliefert.“
    „Schade, dass du dabei nicht draufgegangen bist.“ Nathan lehnte sich an den Türrahmen und blickte nachdenklich auf ihn herab.
    Nachdem Cyrus getrunken hatte, wischte er sich den Mund ab. „Ich verstehe.“
    Nathan löste sich von der Tür und stellte sich vor uns. „Was, keine kleine arrogante Bemerkung? Willst du mir nicht beweisen, wie weit du mir intellektuell überlegen bist?“
    „Hör auf“, warnte ich ihn.
    „Lass ihn.“ Cyrus seufzte, er klang müde und resigniert. Nathan öffnete den Mund, aber er sagte nichts. Cyrus schaute zu ihm hoch und lächelte traurig. „Das ist mein Geschenk an dich, Nolen. Spuck aus, was du mir Gemeines sagen musst.“
    „Warum? Damit du dich nicht mehr schuldig fühlen musst
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