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Besessen

Besessen

Titel: Besessen
Autoren: Jennifer Armintrout
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verstehen.
    „Ich kann ihn nicht zurück in die Wohnung bringen. Nathan würde ihn nicht ertragen.“ Ich hob hilflos die Schultern. Cyrus hatte heute Nacht schon genug durchgemacht. Viel mehr könnte er wahrscheinlich nicht überleben.
    Und ich auch nicht. Diese ganze Sache mit dem Ritual und dem Scherbenhaufen, den es nach sich gezogen hatte, war einfach zu viel gewesen. Ich musste allein sein und über alles nachdenken. Noch eine grausame Ironie des Schicksals, dass ich noch vor wenigen Tagen allein auf der Straße vor Einsamkeit fast verrückt geworden war.
    Max erschien wieder und pflückte sich trockene Blätter aus den Haaren. Anscheinend war er über ein paar Hecken gesprungen – oder hatte sich durch sie hindurchgekämpft.
    „Hast du sie gefunden?“, rief ich und lief ihm entgegen.
    „Die Vampire? Sind verschwunden. Ich hab ein paar gesehen, die den Park dort drüben durchsuchen, aber ich glaube nicht, dass sie mich gesehen haben. Ich bin zu dem Haus zurück und hab den Alarm ausgelöst. Die Bullen werden bald hier sein, und dann verschwinden sie hoffentlich.“
    Just in diesem Moment trieb der Wind den weit entfernten, blechernen Klang von sich nähernden Sirenen zu uns. Ich seufzte. „Verdammt.“
    „Komm, lass uns gehen“, drängte Max. Wir rannten zurück zum Wagen, wo ich Cyrus mit Bellas Hilfe überredete, sich auf den Rücksitz zu setzen. Wir stiegen alle ein, und Max fuhr die kurze Strecke zur nächsten Notaufnahme. Auf den reservierten Plätzen für die Rettungsfahrzeuge hielt er an und ließ Bella und Cyrus aussteigen. Ich gab ihr strikte Anweisungen, Cyrus nicht in die psychiatrische Abteilung einweisen zu lassen.
    Ob Bella ihn danach zurück in die Wohnung brachte oder ob er einfach auf sich selbst gestellt seiner Wege ging, ich wusste es nicht. Mir schnürte es jedenfalls die Kehle zu bei dem Gedanken, wie Cyrus obdachlos und ohne Geld in der sterblichen Welt überleben sollte.
    Oder schlimmer, wie es ihm ergehen würde, wenn er zurückzu Dahlia ging.
    Für einen zärtlichen Abschied war er noch nicht wieder klar genug, und Max und mir lief die Zeit davon. Bald ging die Sonne auf, wir mussten zurück.
    Es war keine lange Strecke, aber irgendwie schafften wir es, dass an jeder Kreuzung die Ampel auf Rot sprang. Die dauernde Warterei war unangenehm, und wir saßen eine ganze Weile schweigend nebeneinander, dann drehte Max das Radio leiser und sagte: „Wenn du möchtest, kannst du mit mir nach Chicago kommen.“
    „Warum sollte ich?“, fragte ich teilnahmslos, als wäre Max in dieser Nacht nicht Zeuge geworden, wie Nathan und ich uns ziemlich hässlich mehr oder weniger voneinander getrennt hatten.
    Er zuckte mit den Achseln. „Du hast ziemlich viel durchgemacht. Teufel, so wie Nathan dich vorhin behandelt hat, nach allem, was du für ihn getan hast – an deiner Stelle müsste ich erst mal ein wenig Abstand von dem Ganzen gewinnen.“
    „Abstand gewinnen. Das klingt nicht schlecht.“ Ich zwang mich zu einem Lächeln. „Chicago, was?“
    „Ja. Mir gehört dort eine ziemlich geniale Wohnung mit Blick auf den Grant Park.“ Er lachte leise. „Nicht mein Stil, aber ich hab sie geschenkt bekommen. Ich bin nicht oft dort. Wahrscheinlich muss man erst mal gut durchlüften.“
    Ich biss mir auf die Lippe, während ich mir den Gedanken durch den Kopf gehen ließ. Chicago war nicht weit weg. Ich konnte in einer Nacht zurückfahren, wenn ich Nathan unbedingt sehen musste. Und ich würde aus der Stadt herauskommen und die Dinge aus einer etwas größeren Distanz betrachten können. Max würde mich nicht immer unter seinen Fittichen halten, so wie Nathan. Allerdings –
    „Ich weiß es nicht. Ich muss es mir überlegen.“ Ich machte mir Sorgen, wie Nathan auf sich selbst gestellt reagierte, falls der Souleater ihn noch einmal mit einem Zauber belegte. Außerdem hatte ich keine Ahnung, was Nathan eigentlich vorhatte. Er konnte nicht in der Stadt bleiben, selbst wenn der Souleater nur sein Spielchen mit ihm trieb. Abgesehen davon wollte ich nicht irgendwelchen romantischen Plänen im Weg stehen, die Bella und Max vielleicht schon geschmiedet hatten. „Du solltest vielleicht Bella fragen, was sie davon hält.“
    „Ich glaube nicht, dass das für Bella ein Problem ist. Wir werden uns wahrscheinlich nicht mehr treffen, wenn das alles hier vorbei ist.“ Seine Stimme klang unbekümmert, aber sein Lächeln verschwand. Es machte ihm etwas aus, dass er sie so schnell wieder verlieren
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