Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Besatzungszone Erde - dystopischer Roman (German Edition)

Besatzungszone Erde - dystopischer Roman (German Edition)

Titel: Besatzungszone Erde - dystopischer Roman (German Edition)
Autoren: Adam Franosch
Vom Netzwerk:
souverän. Der Junge blickte hilfeflehend zu seinem Großvater. Aber als auch er nickte, las der Junge weiter.
       »Was bedeutet fünf vor zwölf?«, wollte Hector Junior jetzt ehrlich wissen.
       »Das bedeutet 9 Uhr 99. Früher hatte man ein 24 Stundensystem«, antworte Nathan kurz.
       »Papa! Onkel Nathan macht sich über mich lustig!«, beschwerte sich der Junge sofort bei seinem Vater.
       »Nein, das stimmt wirklich. Das wurde einige Jahre vor deiner Geburt geändert. Früher hatte ein Tag wirklich 24 Stunden«, erklärte Hector IV. dem jüngsten Familienmitglied.
       »Warum sollte dann fünf vor zwölf das gleiche bedeuten, wie 9 Uhr 99? Das müsste doch eins vor 24 heißen.«
       »Weil man zwei mal zwölf Stunden hatte. Zwölf vor dem Mittag und Zwölf danach«, erläuterte Nathans Bruder weiter.
       »Das klingt absurd und erklärt trotzdem keineswegs, warum es dann nicht eins vor zwölf heißt?«, wollte der Junge trotzig von seinem Vater wissen.
       »Weil eine Stunde 60 Minuten hatte und … mh naja, diese in, wie soll ich sagen, in fünf Minuten Schritte eingeteilt war. Also die letzte Einheit sozusagen, vor der letzten Stunde.« Der Junge schaute ungläubig.
       »Du meinst ein Tag hatte 24 Stunden. Nein, zweimal Zwölf und jede Stunde hatte 60 Minuten, eingeteilt in fünf Minuten Einheiten. Wie lange war eine Minute? Vielleicht 88 Sekunden?«, machte sich der Knabe über das veraltete Zeitsystem lustig.
       »Nein, eine Minute hatte wieder 60 Sekunden«, korrigierte ihn sein Vater etwas verunsichert. Auch ihm war nicht bewusst gewesen, dass ein Zeitsystem, das so lange für jeden selbstverständlich blieb, für einen Außenstehenden so absurd klingen musste. Um Hilfe bittend, sah er seinen Vater an, der das bestimmt besser erklären könnte. Breit grinsend begann der Großvater zu erklären: »Seit, ich weiß nicht hunderten, eher tausenden von Jahren, gab es ein System, in dem jeder Tag 24 Stunden hatte. Das hatte etwas mit damaligen Sonnenuhren und den Winkeln zu tun. Eine Stunde hatte 60 Minuten und jede Sekunde hatte ebenfalls 60 Sekunden. Das erscheint nicht sinnvoll, aber die Menschen waren das so gewohnt. Die Zahl sechzig, bezogen sich auf frühere Zahlensysteme, die später vom Dezimalsystem abgelöst wurden. Zum Beispiel stellte es früher eine relative Schwierigkeit dar, Kilometer pro Stunde, in Meter pro Minuten umzurechnen. Als Beispiel sind 10km/h in Metern pro Minute«, er tippte schnell vor sich auf der Tischplatte, »10 000 geteilt durch 60. Das kann man nicht im Kopf rechnen. 166,66.« Er ließ seinem Enkel kurz Zeit der Rechnung zu folgen, bevor er weiter sprach. »Die Unterteilung in kleineren Einheiten als Sekunden, die Millisekunden usw., kamen später und wurden im Dezimalsystem eingeführt. Jedoch ging das für Stunden und Minuten nicht. Die Menschen hielten viel zu sehr an ihrem gewohntem System fest. Viel zu viele hätten dafür Partei ergreifen müssen, um das System zu ändern«, erklärte er seinem zweifelndem Enkel.
       »Aber wie konnte man die alten Stunden in unsere neuen umwandeln?«, fragte der jüngste Hector.
       »24 mal 60 mal 60 ergeben 86 400 Sekunden am Tag. Und bevor jemand darüber staunt, wie schnell ich das errechnet habe, muss ich zugeben, dass ich mich mit diesen Zahlen mehr als einmal beschäftigt habe, als wir sie damals einführen mussten. Unser neues System hat zehn Stunden mit je hundert Minuten. Jede Minute besteht aus hundert Sekunden. Zehn mal hundert mal hundert. Das ergibt 100 000 Sekunden am Tag. Aber was genau ist eine Sekunde? Wer von uns könnte sie ganz exakt ohne Uhr ermessen? Keiner! Also passten wir die neue Sekundenlänge an. Eine alte Sekunde dauerte damals etwa 15 % länger. Also unsere neuen Sekunden sind etwa 15% kürzer, aber das merkt niemand. Kein Mensch besitzt so eine genaues Zeitgefühl um zu erkennen, dass seine Sekunde etwas schneller ablief. Außerdem ersetzten neue Uhren die alten per Gesetz. Es stand eine hohe Strafe auf den Besitz alter Chronographen. Hector du wirst bestimmt auch darüber staunen, wenn ich dir noch von einer weiteren Unvollkommenheit des alten Zeitsystem erzähle. Es ging etwa sechs Stunden pro Jahr nach. Das musste alle vier Jahre durch ein zusätzlichen Tag ausgeglichen werden. Ja ich meine das ernst, schau nicht so ungläubig Hector. Es gab jedes vierte Jahr ein sogenanntes Schaltjahr. In diesen Jahren gab es 366 Tage. Dieses wurde durch die neu angepasste Sekundenlänge
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher