Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele
Autoren: Rachel Vincent
Vom Netzwerk:
Todd nicht sagen, und somit würde er es auch Nash nicht mehr erklären können.
    „Du kommst wieder in Ordnung.“ Er ließ das Handy fallen, schob den Arm unter meine Schultern, den anderen unter meine Knie. „Kannst du die Wunde abdrücken?“
    Ich konnte nicht einmal den Kopf schütteln. Ich konnte mich überhaupt nicht mehr bewegen.
    „Ich bringe dich ins Krankenhaus. Aber das schaffe ich mit dir auf dem Arm nicht in einem Mal. Ich werde ein paar Stopps einlegen müssen, okay?“
    Ich konnte auch nicht antworten, aber das war auch nicht wichtig. Ich schloss die Augen und riss sie sofort wieder auf, als etwas Kühles und Nasses auf mein Gesicht fiel. Ich war draußen, auf einem Parkplatz, den ich nicht erkannte, und es nieselte leicht. Der Parkplatz verschwand, das nächste Mal stoppte Todd in einem Park, während er mich an seine Brust gepresst hielt. Er weinte noch immer.
    Meine Augen schlossen sich von allein, und nur eine Sekunde später stach mir der vertraute Geruch von Desinfektionsmitteln in die Nase, grelles Licht fiel auf meine Lider.
    Ich blinzelte. Der Krankenhauskorridor, voll mit Geräten und Maschinen und Stimmen, unterlegt von dem metallenen Rattern von Rollen auf Linoleumboden. Todd legte mich auf einem freien Bett im Gang ab und drückte mir etwas auf die blutende Wunde. Es tat nicht weh, eigentlich hätte mich das ängstigen müssen. Doch nichts ängstigte mich mehr, als Todd weinen zu sehen.
    Reaper weinten nicht. Niemals. Aber ich hatte Todd zum Weinen gebracht. Und er wusste noch nicht einmal, was ich getan hatte.
    „Sie kriegen dich wieder hin, Kaylee“, flüsterte er mir ins Ohr. „Ganz bestimmt.“
    Ich schüttelte schwach den Kopf, doch er trat von dem Bett zurück und zog seine Hand aus meiner. Er drehte sich in die Richtung, aus der die meisten Geräusche kamen. „Hey, wir brauchen dringend Hilfe hier! Das Mädchen verblutet!“
    „Mein Dad …“, formte ich mit den Lippen, und Todd nickte. Dann war er verschwunden.
    Nur eine Sekunde später konnte ich eilige Schritte auf mich zukommen hören. Die erste Schwester bog um die Ecke, in einer Schwesterntracht mit Looney-Tunes-Muster. „Ach du heilige …“ Sie rief laut etwas, das ich nicht verstand, und mehr Leute kamen angerannt. Mit dem Bett wurde ich in einen Raum voller Maschinen und Geräte gerollt, jemand begann, die restliche Kleidung, die ich noch trug, mit einer Schere aufzuschneiden. Minuten später – oder Sekunden, ich hatte kein Zeitgefühl mehr – kam Todd zurück, mit meinem Vater im Schlepptau.
    „Kaylee!“, schrie mein Dad entsetzt, und ein Krankenpfleger hielt ihn zurück. „Das ist meine Tochter!“
    „Wie sind Sie überhaupt hier reingekommen, Sir?“
    Doch mein Dad antwortete nicht, sondern holte aus und verpasste dem Pfleger einen Kinnhaken. Der Mann sackte prompt zusammen. Im nächsten Augenblick war mein Dad an meiner Seite, und irgendjemand rief, dass er bleiben könne, solange er nicht im Weg stand.
    „Kaylee …“ Tränen rollten über seine Wangen, als er mir übers Haar strich. Jemand stieß ihn zur Seite, um mir eine Sauerstoffmaske aufs Gesicht zu setzen, dann war er wieder an meinem Bett, zusammen mit Todd.
    Sie sahen auf mich herab, beide mit Tränen in den Augen, und jedes Mal, wenn ich blinzelte, wurde es schwerer, die Lider wieder anzuheben. Ich hörte die Fragen nicht mehr, hörte weder das Summen der Maschinen noch das Knistern der Plastikverpackungen, die aufgerissen wurden. Ich spürte weder die Spritzen noch das Desinfektionsmittel, auch nicht den Pulsmesser, der mir auf die Fingerspitze gesteckt wurde. Ich sah nur Todd und meinen Dad. Die Männer, die mich liebten. Ich wünschte, ich könnte ihnen sagen, wie leid es mir tat, dass ich alles ruiniert hatte.
    Dann blinzelte ich noch einmal, und die Welt um mich herum wurde dunkel. Plötzlich war da ein kleiner rothaariger Junge, er wirkte so völlig fehl am Platz in einem OP auf der Notfallstation. Er zog Todd beiseite und sagte etwas zu ihm, das ich nicht hören konnte.
    Levi.
    Es war so weit, Levi war gekommen, um meine Seele zu holen.
    Doch stattdessen gab er Todd ein Stück Papier, schaute ihn mit ernster Miene an, während er erst las, dann den Mund aufsperrte und schließlich den Kopf schüttelte. Levi sagte wieder etwas und zeigte mit der Hand auf mich. Todd verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte wieder den Kopf. Und endlich verstand ich.
    Nicht Levi war mein Reaper, sondern Todd. Indem er mich ins Krankenhaus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher