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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele
Autoren: Rachel Vincent
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Fleisch, brachten einen glühenden Schmerz mit sich, wie ich ihn nie für möglich gehalten hätte.
    Ich rang nach Luft, und seine Hand ließ von meinem Hals ab. Meine Welt schrumpfte, bis sie nur noch aus den Höllenqualen bestand, die sich von der Mitte meines Rumpfes aus bis in den hintersten Winkel meines Körpers ausbreiteten und mit den warmen Blutstrahlen aus meinem Fleisch flossen.
    Beck kroch auf das Bett, kniete sich neben mich und schaute meinem Todeskampf fasziniert zu. Mit gebrochenem Blick sah ich in sein Gesicht. Meine Hände zitterten, als ich sie zu meinem Bauch führte und sie über der Wunde und dem verhassten Dolch in der Luft hielt.
    „Tut es weh?“, wollte er interessiert wissen.
    Ich holte gequält Atem und leckte mir mit der trockenen Zunge über die noch trockeneren Lippen. „Finde es doch selbst heraus!“ Ich packte den Schaft und zog, schrie laut auf, als die Klingen sich aus meinem Fleisch herausbohrten. Und mit aller Kraft, die ich noch aufbringen konnte, rammte ich Beck die Doppelklinge von unten direkt ins Herz.

22. KAPITEL
    Beck riss die Augen auf. Er schnappte nach Luft, ein Geräusch, das ewig zu dauern schien. Blut sprudelte aus seiner Brust, lief an dem Dolch hinunter und tropfte auf meine Bettdecke.
    „So, hellion-geschmiedeter Stahl also, was?“, wisperte ich. Sah aus, als hätte ich etwas gefunden, mit dem man einen Inkubus ausschalten konnte. Blieb nur noch die Frage, ob das Ding auch seine Seele einfangen würde.
    Beck blinzelte noch einmal, sein Blick wurde langsam leer. Mit letzter Kraft stützte ich mich auf einem Ellbogen auf, drückte die andere Hand auf die klaffende Wunde in meinem Bauch, aus der mir das Blut über die Finger lief. Beck fiel rückwärts auf das Bett, sein Kopf hing über den Rand. Und während ich zusah, gelähmt und benommen von dem brennenden Schmerz in der Mitte meines Körpers, begann sich eine dunkle Aura um ihn zu bilden, die mit jeder Sekunde dunkler wurde.
    Er starb. Ich hatte ihn getötet. Doch mein Tod war damit nicht verhindert worden.
    Ich legte mich auf die Matratze zurück, geschüttelt von Schmerzen, wie ich sie mir niemals hätte vorstellen können. Das viele Blut … meines und seines … der metallene Geruch hing dicht und drückend in der Luft, ich konnte es praktisch auf der Zunge schmecken, und mit jedem meiner flachen Atemzüge wallte Brechreiz in mir auf.
    Ich griff mit der freien Hand in meine Hosentasche. Die Dunkelheit, die mein Sichtfeld immer weiter einschränkte, ängstigte mich mehr und mehr. Das war nicht Becks Todesaura, sondern mein Bewusstsein, das langsam erlosch. Ich starb. War mein Reaper schon hier? Todd hatte gesagt, ich würde ihn nicht sehen können.
    Ich klappte das Handy auf und hielt es gerade lange genug in der Hand, um Nummer 4 zu drücken. Zu mehr reichte die Kraft nicht mehr, meine Hand fiel schlaff auf das Bett zurück.
    Während das Freizeichen ertönte, drehte ich den Kopf und drückte meine linke Wange auf die Matratze. Beck lag nur Zentimeter von mir entfernt. Und während das Tuten leise aus dem Handy in meiner Hand drang, sah ich zu, wie seine Seele sich aus seinem Körper befreite und aufsteigen wollte. Doch gleichzeitig wurde sie zu seiner Brust gezogen, zu der Stelle, wo der Dolch steckte, wie Rauch, den ein Luftzug vom Kamin verwehte.
    Seine Seele war milchig und von schwarzen Streifen durchzogen. Todd meldete sich jetzt am anderen Ende, er hatte den Anruf angenommen, doch ich hatte nicht mehr die Kraft, um zu antworten. Ich starrte nur auf Becks Seele, die vom Dolchschaft angezogen und aufgenommen wurde, und nur eine Sekunde später war nichts mehr von ihr zu sehen.
    „Hallo?“, wiederholte Todd. „Kaylee? Ist alles in Ordnung bei dir?“
    Ich öffnete den Mund, doch mehr als ein schmerzerfülltes schwaches Stöhnen kam nicht aus meiner Kehle. Und dann war ich allein mit dem Laut meiner unregelmäßigen Atemzüge.
    „Kaylee?“ Todds Stimme klang jetzt irgendwie näher, und als er mir mit der Hand das Haar aus dem Gesicht strich, wäre ich zusammengezuckt, wenn ich noch die Kraft dazu hätte aufbringen können. „Nein …! Kaylee, wach auf. Bitte, wach auf.“
    Todd weinte. Ich hatte ihn noch nie weinen gehört.
    Ich zwang mich, die Augen leicht zu öffnen. Ja, er war hier, kniete vor dem Bett, sein Handy in der Hand. „Tut mir leid“, formte ich stumm mit den Lippen, denn für Worte war ich zu schwach. Es tat mir so unheimlich leid, was ich Nash angetan hatte. Aber ich konnte es
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