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Beruehmt und beruechtigt

Beruehmt und beruechtigt

Titel: Beruehmt und beruechtigt
Autoren: Cecily von Ziegesar
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»Ich sehe, wir denken das Gleiche.« Er klopfte an die Tasche seines Samtblazers und seine Schlüssel klimperten. »Ich hab keinen Tropfen getrunken. Nichts wie weg, okay?«
    »Bin schon unterwegs.«

35 Eine Waverly-Eule sollte wenigstens den Eindruck erwecken, als versuche sie, die Regeln einzuhalten
    Callie schreckte auf. Sie war in einen alkoholisierten Halbschlaf gesunken und hatte so intensiv geträumt, so lebhaft, so detailliert, dass ihr der Traum fast real vorkam. Sie lag mit Easy unter ihrer Kaschmirdecke, beide in Unterwäsche, und seine Fingerspitzen glitten ihr über den nackten Bauch und ließen sie erschauern. Er roch genau wie er immer roch, nach Pferden und Heu und Zigaretten, und als er sie küsste, hätte Callie schwören können, dass seine Lippen in dem Moment wirklich die ihren berührten.
    Nur dass es nicht Easy war, der sie küsste. Es war Heath Ferro. »Wach auf, Dornröschen.«
    Callie wich zurück und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. Die Tränen traten ihr beinahe in die Augen, als sie merkte, dass es nicht Easy war und dass sie nicht in ihrem Bett lagen. Ihr halb ausgezogener Körper lehnte am Samtsofa des Hotels. Der Couchtisch vor ihr war mit leeren Weingläsern und zerknüllten Servietten bedeckt. Ein Paar graugrüner Ralph-Lauren-Boxershorts lag ebenfalls zerknüllt auf dem Tisch. Jemand auf dem Sofa flocht ihr Haar zu einem Zopf. Sie sah auf. Tinsley.
    »Nicht wieder wegkippen.« Callie ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. Keiner sonst war noch wach oder gar auf zwei Beinen unterwegs. Benny Cunningham lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Perserteppich. Ihr Kleid war hochgerutscht, dass man ihren roten Calvin-Klein-Tanga sehen konnte. Gott, wie wäre es Callie peinlich gewesen, wenn Benny wach gewesen wäre. Einen Moment lang überlegte Callie, mit ihrem Handy ein Foto von Benny zu schießen, aber sie hatte keine Ahnung, wo sie das Ding gelassen hatte. Außerdem hatte Heath jetzt seine Zunge in ihr Ohr gesteckt.
    »Hau ab, Heath.« Callie wollte aufzustehen, aber ihre Beine gehorchten nicht richtig, und sie sackte wieder zu Boden.
    »Hast du die Regel schon wieder vergessen?«, fragte Heath benommen. »Das ist der Seid-nett-zu-Heath-Tag.«
    »Komm.« Tinsley kletterte auf Heaths Schoß. »Er ist der Einzige, der die Party bei vollem Bewusstsein durchgestanden hat. Er hat eine Belohnung verdient.«
    »Ach ja, ja!« Heath seufzte. »Bitte eine Belohnung.«
    Callie tastete nach einem Glas, in dem noch ein Rest Wein war. Rasch trank sie es leer. Was würde ihre Mutter sagen, wenn sie ihre Tochter jetzt sehen würde, wie sie den Rest Wein von jemand anderem austrank (wahrscheinlich mit Spucke drin!) und dabei war, mit dem liederlichsten Jungen von Waverly in einer verwüsteten Suite des Boston-Ritz zu knutschen? Sie würde einen Herzinfarkt kriegen. Das allerdings machte die Idee fast erträglich.
    Tinsley kicherte und richtete sich langsam über Heaths Schoß auf. Sie schüttelte ihre dunkle Mähne aus und sah ungeduldig auf ihn nieder.
    »Kommt, wir gehen auf den Balkon«, schlug Heath mit einem boshaften, besoffenen Grinsen vor. »Die Sonne geht bald auf. Man kann sie über dem Hafen von Boston aufsteigen sehen.« Auf dem Weg zu der gläsernen Schiebetür schnappte er sich eine Plüschdecke, die über die Körper von Ryan und Alison am Boden gebreitet war. Beide schnarchten. »Die können wir vielleicht brauchen.«
    » Das hier aber nicht«, sagte Tinsley, ließ den Bademantel von den Schultern gleiten und hüpfte in nichts anderem als BH und Slip zur Balkontür. Den Bademantel ließ sie über Ryan und Alison fallen, die seelenruhig weiterschliefen. »Ich glaube nämlich, dass man auf dem Balkon »ohne-was-an« sein darf. Wenn du mitkommst, zieh dich also erst mal um.« Sie grinste Callie vielsagend an.
    Callie stürzte rasch noch etwas Wein hinunter. Sollte sie sich von Tinsley übertrumpfen lassen? Diesmal nicht! Ihr konnte es sowieso egal sein. Easy war nirgends zu sehen, seit ein paar Stunden schon nicht mehr, soweit sich Callie überhaupt erinnern konnte. Sie kam sich völlig verloren vor. Als ob die ganze Welt Kopf stünde. Wen kümmerte es also, ob sie einen weiteren riesigen Fehler machte? Es war fast beruhigend zu wissen, dass sie aktiv daran mitarbeitete, ihr eigenes Leben zu ruinieren, statt es einfach passieren zu lassen.
    »Ich komm gleich nach.« Damit streifte sie ihr rotes Kleid über den Kopf und trat auf den Balkon. Sie wollte Tinsley nicht gewinnen
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