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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection
Autoren: Uwe Klausner
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paar Kornblumen und ließ sie unter den erstaunten Blicken der beiden Totengräber auf den schmucklosen Eichenholzsarg fallen.
    »Sieh mal einer an, Herr Kommissar – so kenne ich Sie ja gar nicht.«
    Viel zu erschöpft, um sich überhaupt noch über etwas zu wundern, verharrte Sydow auf der Stelle und sah den Totengräbern, die den Hinzugekommenen neugierig musterten, bei der Arbeit zu. Nach einiger Zeit, als dieser direkt neben ihm stand, rang er sich zu einer Erwiderung durch. »Vor Ihnen ist man auch nirgendwo sicher –«, flachste er und ergänzte: »Nicht mal auf dem Friedhof. Apropos, da fällt mir gerade ein: Wollten wir beide uns nicht duzen?«
    »Nichts dagegen«, willigte Kuragin ein. »Jetzt, wo ich den Dienst quittiert habe, brauchen wir beide kein schlechtes Gewissen mehr dabei zu haben.«
    Sydow zog die Brauen hoch, bedachte Kuragin mit einem kurzen Blick und sagte: »Na dann – willkommen in der Freiheit.«
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite«, gab Kuragin zurück, wenngleich nicht so, dass Sydow ihm hundertprozentig glaubte. »Ich habe sogar ein kleines Geschenk mitgebracht«, kündigte er daraufhin an, zog einen Umschlag hervor und drückte ihn Sydow in die Hand. »Ich denke, du weißt, worum es sich dabei handelt.«
    Einigermaßen überrascht, wog Sydow das Kuvert in seiner Hand, betrachtete es von allen Seiten und fragte: »Hast du dir das auch genau überlegt?«
    Kuragin lächelte. »Das mit meiner Kündigung? Na klar.«
    »Trotzdem, ich finde, die Karte …«
    »… gehört dir!«, vollendete Kuragin bestimmt. »Tu damit, was du für richtig hältst. Was mich betrifft, werde ich keine Ansprüche darauf erheben.«
    »Ernsthaft?«
    Kuragin, mindestens ebenso erschöpft, nickte. »Nur keine Hemmungen, ich habe mir die Sache gut überlegt.«
    Weiterhin unschlüssig, starrte Sydow geraume Zeit ins Leere und ließ die Ereignisse der letzten 24 Stunden an sich vorüberziehen.
    Im Anschluss daran atmete er tief durch, warf den Umschlag in Kempas Grab und wandte sich zum Gehen.

36
     
    Berlin-Wannsee, Seestraße | 21.20 h
     
    »Und was wird mit ihm geschehen?«, fragte Lea von Oertzen, packte das Verbandszeug zusammen und verschwand kurz in der Küche, um ihrem Patienten, der es sich auf der Terrasse bequem gemacht hatte, etwas zu trinken zu holen. »Ich meine, das werden die Russen doch nicht einfach so auf sich sitzen lassen. Von der Mafia, mit der dieser Holländer anscheinend handelseinig geworden war, gar nicht zu reden.«
    »Das genau ist das Problem, da muss ich dir recht geben«, stimmte Sydow zu, legte seinen Fuß hoch und betrachtete den Wannsee, auf dessen spiegelglatter Oberfläche sich das Licht der untergehenden Sonne spiegelte. Hier, umgeben von Birken, englischem Rasen und Schmuckbeeten, konnte man es wirklich aushalten, und so ließ er fünf gerade sein, die Arme auf der Lehne der schmiedeeisernen Gartenbank ruhen und die Aura, welche Leas selbst geschaffene Idylle verbreitete, auf sich wirken. »Er wird nicht umhinkommen, möglichst rasch eine neue Identität anzunehmen.«
    »Und Jensen?«, fragte Lea, ein Tablett mit Sandwiches, einer Teekanne und Keksen in der Hand, als sie sich wieder zu ihm gesellte. »Was wird aus ihm?«
    Sydow lächelte verschmitzt. »Den habe ich fürs Erste bei Tante Lu einquartiert«, verriet er seiner Gastgeberin. »Mal sehen, wie er die Nacht übersteht. Tja, und morgen wird er mir noch mal Rede und Antwort stehen müssen. Das meiste ist zwar geklärt, aber eben noch nicht alles.«
    »Also Sieg auf der ganzen Linie«, sagte Lea, stellte das Tablett auf den Gartentisch und wollte sich gerade neben ihn setzen, als es laut und vernehmlich klingelte.
    »Für dich, Tom!«, rief sie ihm kurz darauf aus dem Wohnzimmer zu und begab sich wieder auf die Terrasse.
    Bis Sydow sich wieder zu ihr gesellt hatte, war kaum eine Minute vergangen. »Der Polizeipräsident!«, verkündete er mit breitem Grinsen, nahm Leas Gesicht zwischen die Hände und drückte ihr einen Kuss auf den Mund.
    »Und was hat er gesagt?«, wollte sie wissen, sichtlich angetan von einem Gefühlsausbruch, wie sie ihn so sicherlich nicht erwartet hatte, ergriff Sydows Hand und sah ihn erwartungsvoll an.
    »Dass aus Gründen, die ihm der Innensenator nicht nennen wollte, meine Beförderung vorerst auf Eis gelegt worden ist!«, triumphierte Sydow, schloss seine Jugendliebe in die Arme und flüsterte: »Lea – das muss gefeiert werden!«
     

Epilog
     
     
     
    Sankt Petersburg /
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