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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection
Autoren: Uwe Klausner
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in den besten Familien vor.«
    »Sie sollten Märchenerzähler werden, Kuragin – oder im Russischen Staatszirkus als Clown anheuern.«
    »Nach Ihnen, Slavín – falls Sie nichts dagegen haben«, fuhr Kuragin ungerührt fort und spöttelte: »Wer anders als Sie wäre so dumm, auf eine derartige Finte hereinzufallen? Nebenbei – der Mann an Ihrer Seite, mein Duzfreund Sasa, arbeitet seit Jahren für den MGB. Ein Glücksfall für uns, dass Sie so weitsichtig waren, gerade ihn um Hilfe zu bitten.«
    Der Blick, den Slavín dem Piloten zuwarf, sprach Bände, wovon sich der Leutnant und Informant des MGB, dem die Zufriedenheit ins unrasierte Gesicht geschrieben stand, aber nicht im Geringsten beeindruckt zeigte.
    »Ich sehe, Sie beginnen zu begreifen«, sprach Kuragin mit tonloser Stimme, »das erspart uns eine Menge Zeit. Woher ich wissen will, weshalb Sie sich Hals über Kopf nach Berlin begeben haben? Ganz einfach. Mir kam der Zufall zu Hilfe, so etwas soll es ja ab und zu noch geben. Dass Sie im Begriff waren, uns mit Ihrer Anwesenheit zu beehren, war mir dank Sasas Tipp natürlich nicht verborgen geblieben, die Frage war nur, weshalb.«
    »Fantasie haben Sie ja, das muss Ihnen der Neid lassen.«
    »Und jede Menge Informationen, Slavín –«, konterte Kuragin, dem das Gespräch unbändige Freude zu bereiten schien, »oder wollen Sie etwa bestreiten, dass das Dokument, das sich in Ihrem Jackett befindet, rein zufällig dorthin gelangt ist? Jetzt machen Sie mal einen Punkt, Genosse, für so dumm werden Sie mich doch wohl hoffentlich nicht halten. Ihr Pech, dass Sie gegenüber meinem Freund Sasa, dessen Nachricht mich vor gerade einmal zwei Stunden erreicht hat, im Gegensatz zu Ihren sonstigen Gepflogenheiten ungewöhnlich redselig waren. Mal ehrlich, Slavín – finden Sie nicht auch, dass die Suche nach dem Bernsteinzimmer eine Nummer zu groß für Sie ist?«
    »Das Bernsteinzimmer, was Sie nicht sagen.«
    »Machen wir uns nichts vor, Slavín – Sie stehen mit dem Rücken zur Wand. Jede Wette, dass Sie kooperieren werden.«
    »Wenn Sie sich da mal nicht täuschen, Kuragin.«
    »Wohl kaum. Sie werden mir jetzt die Karte aushändigen, in deren Besitz Sie mithilfe Ihres alten Weggefährten aus DDR-Tagen …«
    »Woher wollen Sie das wissen, Kuragin?«
    »… gekommen sind. Woher, fragen Sie? Offen gestanden, Slavín, Sie enttäuschen mich. Erst plaudern Sie alles brühwarm an Sasa aus, und dann bekommen Sie nicht einmal mit, dass die beiden Telefonate mit Ihrem Stasi-Kumpel vom MGB abgehört werden. Ich muss schon sagen, Genosse, ich hätte Sie wirklich für gewiefter gehalten.«
    »Scher dich zum Teufel, Hurensohn!«
    »Nicht, bevor Sie mir verraten haben, für wen Sie arbeiten, Slavín.«
    »Aus mir kriegen Sie nichts raus, kapiert?«
    »Für Besuchow, stimmt’s?«
    »Wenn Sie alles so genau wissen, wieso fragen Sie mich dann überhaupt?«
    »Vielleicht, weil ich gerne aus Ihrem Munde hören würde, dass die Verbindungen von Besuchow bis nach Moskau reichen. Nach allem, was man so hört, sogar bis in den Kreml.«
    »Finden Sie nicht, das sollte Ihnen zu denken geben?«, trotzte Slavín, wild entschlossen, seine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen. »Oder legen Sie es darauf an, mit Berija persönlich aneinanderzugeraten?«
    »Besten Dank, Slavín«, entgegnete Kuragin lapidar, während die Berijew auf eine Gewitterfront zuflog. »Genau das wollte ich hören.« Aus ihrem Zentrum, in etwa auf halbem Weg zwischen Berlin und der Oder, schossen die Blitze gleich bündelweise hervor, und je näher das Flugboot dem Unwetter kam, umso dichter die Mixtur aus Graupel und scharfkantigen Hagelkörnern, die von außen gegen das Cockpitfenster prasselten. »Jetzt ist mir einiges klar.«
    »Wenn wir krepieren, dann alle, oder sehe ich das falsch?«
    Kuragin brach in schallendes Gelächter aus, wurde jedoch umgehend wieder ernst. »Höchste Zeit für eine kurze Nachricht nach Odessa, finden Sie nicht auch?«
    »Wüsste nicht, wozu das …«
    Auf einen Schlag wie umgewandelt, drückte Kuragin seinem Vordermann die Waffe so heftig gegen die Schläfe, dass Slavín das Wort im Mund stecken blieb. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Einauge –«, flüsterte er, »Sie werden schön brav sein, über Funk unsere Position durchgeben und so tun, als ob wir kurz vor dem Abstürzen sind. Frei nach dem Motto: je dramatischer, desto besser. Auf geht’s, oder brauchen Sie eine Extraeinladung?«
    »Fick dich selbst, du …«
    »Sasa, das
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