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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin
Autoren: Philip Kerr
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richtige Spur, bevor er starb.»
    « Sie haben ihn gefoltert? »
    « Ja. Er sagte uns, Mutschmann habe ihm mal erzählt, wenn man mal wirklich hinter ihm her wäre und er nicht mehr aus noch ein wisse, dann würde er sich unter Umständen in einem Gefängnis oder einem KZ verstecken. Nun ja, er muß in der Tat nicht mehr aus noch ein gewußt haben, denn immerhin war eine Verbrecher bande hinter ihm her, von uns ganz zu schweigen."
    «Das ist ein alter Trick", erklärte Sohst. «Man vermeidet es, wegen einer Sache eingesperrt zu werden, indem man sich wegen einer anderen einlochen läßt."
    «Wir glauben, daß Mutschmann drei Nächte nach dem Tod von Paul Pfarr verhaftet und nach Dachau geschickt wurde", sagte Heydrich. Mit einem dünnen, selbstgefälligen Lächeln setzte er hinzu: «Tatsächlich hat er fast darum gebeten, eingelocht zu werden. Es scheint, daß er auf frischer Tat ertappt wurde, als er KPD-Parolen an die Mauer eines Kripo-Reviers in Neukölln schmierte."
    «Ein KZ ist gar nicht so schlimm, wenn man ein Kommunist ist", grinste Sohst. «Juden und Schwulen geht's da schon schlechter. In ein paar Jahren ist er wieder draußen.»
    Ich schüttelte den Kopf. «Ich verstehe das nicht", sagte ich. «Warum lassen Sie Mutschmann nicht einfach vom Kommandanten von Dachau verhören? Wozu brauchen Sie mich, zum Teufel?»
    Heydrich kreuzte die Arme und wippte mit seinem Knobelbecherfuß, daß er beinahe meine Kniescheibe berührte. «Würde ich den Kommandanten von Dachau hinzuziehen, müßte ich auch Himmler informieren, und das will ich nicht. Wissen Sie, der Reichsführer ist ein Idealist. Ohne Zweifel würde er es als seine Pflicht ansehen, diese Papiere dazu zu benutzen, jene zu bestrafen, die sich in seinen Augen schwerer Verbrechen gegen das Reich schuldig gemacht haben.»
    Ich mußte an Himmlers Brief an Paul Pfarr denken, den Marlene Sahm mir im Olympiastadion gezeigt hatte, und nickte.

    «Ich hingegen bin ein Pragmatiker und würde es vorziehen, die Papiere taktisch klug einzusetzen, je nachdem, in welcher Form und wo ich es für nötig halte.»
    «Mit anderen Worten, Sie wären sich für eine kleine Erpressung nicht zu schade. Habe ich recht?»
    Heydrich lächelte verkniffen. «Sie haben mich glatt durchschaut, Herr Gunther. Aber Sie müssen sich darüber im klaren sein, daß dies eine verdeckte Operation sein wird. Höchste Geheimhaltungsstufe. Sie dürfen über diese Unterhaltung unter keinen Umständen etwas verlauten lassen.»
    «Aber es muß doch bei der SS in Dachau einen Mann geben, dem Sie vertrauen können.»
    «Natürlich gibt es einen », antwortete Heydrich. «Aber wie stellen Sie sich das vor: Soll er Mutschmann auf den Leib rücken und ihn fragen, wo er die Papiere versteckt hat? Kommen Sie, Gunther, seien Sie vernünftig.»
    «Sie wollen also, daß ich Mutschmann finde und mich mit ihm anfreunde.»
    «Sie haben es erfaßt. Gewinnen Sie sein Vertrauen. Finden Sie raus, wo er die Papiere versteckt hat. Und wenn Sie das geschafft haben, geben Sie sich unserem Mann zu erkennen.»
    «Aber wie soll ich Mutschmann erkennen? »
    «Das einzige Foto ist das aus seiner Gefängnisakte », sagte Sohst und reichte mir ein Bild. Ich betrachtete es sorgfältig. «Es ist drei Jahre alt, und er wird natürlich kahlgeschoren sein, also wird's Ihnen nicht viel helfen. Außerdem dürfte er wahrscheinlich erheblich abgemagert sein. Ein Konzentrationslager verändert einen Menschen nun mal. Es gibt jedoch etwas, das Ihnen helfen könnte, ihn zu erkennen: Er hat am rechten Handgelenk ein ausgeprägtes Überbein, das er kaum entfernt haben kann.»
    Ich gab das Foto zurück. «Nicht viel, um weiterzumachen », sagte ich. «Angenommen, ich weigere mich?»
    « Werden Sie nicht», sagte Heydrich strahlend. «Sie gehen auf jeden Fall nach Dachau, wissen Sie. Der Unterschied ist bloß, wenn Sie für mich arbeiten, können Sie sicher sein, daß Sie wieder rauskommen. Und Ihr Geld bekämen Sie auch zurück.»
    «Ich scheine keine andere Wahl zu haben.»
    Heydrich grinste. «Genau so ist es », sagte er. «Sie haben keine Wahl. Wenn Sie wählen könnten, würden Sie sich weigern. Jeder würde das tun. Deshalb kann ich auch keinen meiner Männer hinschicken. Außerdem muß es geheim bleiben. Nein, Herr Gunther, leider sind Sie als Ex-Polizist die perfekte Besetzung für diese Rolle. Sie können alles gewinnen oder alles verlieren. Es hängt wirklich nur von Ihnen ab.»
    «Ich habe schon bessere Fälle übernommen», sagte
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