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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition)
Autoren: D B Blettenberg
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...“
    „Ich weiß nicht, was Sie meinen.“
    „Lang, dürr, Haare wie Feuer.“
    Auch das schien dem Flötenspieler nicht weiterzuhelfen.
    „Was hast du dem Mann ausgerichtet?“
    „Welchem Mann?“
    Rojana schnaufte und zwang sich zur Geduld. Er spürte, wie sein Blutzuckerspiegel wieder absackte. „Wie viel?“
    Langsam erholte sich der Bettler vom Gedächtnisschwund, und sein Lächeln wurde zum Grinsen. „Fünfhundert!“
    Rojana holte noch zwei Hunderter aus der Tasche und zeigte dem Bettler die fünf Scheine. „Fünfhundert. Und wenn ich zufrieden bin, leg ich noch einen drauf.“
    „Okay“, lenkte der Bettler ein. „Ich weiß aber nicht, wer er ist ...“
    „Mach dir darum keine Sorgen. Ich kenne den Typ. Was hast du ihm gesagt? Du hast deine Flöte aus dem Mund genommen und ihm was geflüstert. Ich habe es genau gesehen.“
    Der Bettler schluckte und starrte auf die Baht-Noten. „World Hotel. Erster Stock. Zimmer zwölf.“
    „Hier in der Soi?“
    Der Bettler nickte und gab mit dem Daumen die Richtung an. „Fast am Ende der Gasse. Direkt neben der New Gold Jewelry .“ Vorsichtig nahm er die Scheine an sich.
    Rojana zückte noch einen Hunderter und winkte damit. „Und wer hat ihm das ausrichten lassen?“
    Für einige Sekunden hatte Geldgier das Gesicht des Bettlers zum Leuchten gebracht, aber kaum war die Zusatzfrage gestellt, erstarrte es in Todesangst.
    Tony Rojana hatte ein Gespür für Limits. Mehr war aus dem Mann nicht rauszuholen. Der Krüppel zitterte. Rojana verzichtete auf die Antwort und warf den Bonus neben die Beinstümpfe, bevor er dem Ende der Gasse zustrebte.
    World Hotel!
    Die Robe des Mannes hinter dem Empfangstisch war mit Abstand das Eleganteste, was die Absteige zu bieten hatte.
    Rojana schloss für einen Augenblick die Augen. Ein Mönch an der Rezeption? Als er erneut hinsah, war der Schädel des Mannes immer noch rasiert. „Vielleicht können Sie mir weiterhelfen, ich ...“
    Der Mönch war jung und lächelte verlegen, als er unterbrach. „Ich bin nur der Bruder.“
    „Bruder?“
    „Mein Bruder holt sich was zu essen. Er ist gleich wieder hier.“
    Wieder das Lächeln. „Ich besuche ihn nur.“
    „Dann muss ich mir den Weg wohl alleine suchen.“ Rojana nahm die Treppe.
    Im ersten Stock stand ein leerer Vogelkäfig. Aus einem der Zimmer tönte klebriger Thai-Pop, bis jemand das Radio leiser stellte. Das schlierige Gelb, in dem die Wände gestrichen waren, und die braunen Flecken im Putz, vermittelten den Eindruck, der ganze Gang sei mit räudigem Leopardenfell tapeziert.
    Rojana schnupperte. Er kannte den Geruch. In allen Varianten. Abgestanden, parfümiert, frisch verspritzt, wie auch immer: Schweiß und Sperma. Er war in einem Puff. Das war sicher. Ein heruntergekommenes Bordell mit einem Mönch als Aushilfe am Empfang. Das war Bangkok. Und einer der Gründe, warum er diese Stadt so liebte. Nichts war unmöglich. Alles war entschuldbar. Toleranz war Gesetz.
    Er hörte ein lautes Japsen, gepaart mit Stöhnen, unterlegt vom Pochen eines Bettgestells und quietschenden Sprungfedern. Die Geräusche führten ihn zu einem Zimmer am Ende des Ganges.
    Nummer 12.
    Rojana verharrte vor der Tür, starrte auf die 12 und konnte sich alles genau vorstellen.
    Die Nutte, wahrscheinlich noch ein halbes Kind, auf Ellenbogen und Knien. Der Kanadier wie ein Bock über ihr, sein Schwanz so dürr und lang wie Roger Wayday himself. Ekelhaft. Und dann dieses Gegrunze. Die Nutte tat ja nur so. Die Mädels sangen so hoch, wie der Einsatz war. Ab und zu bettelten sie sogar: Fick mich, fick mich oder Jaaahhh, tiefer! Die da drinnen nicht. Trotzdem. Alles schon gehört. Immer dieselbe Platte. Die Braut auf der anderen Seite der Tür hörte sich etwas unnatürlich an. Ihr Japsen klang eine Spur zu metallisch. Auch der Dürre grunzte ziemlich tief.
    Was sollte das Ganze? Rojana wandte sich ab.
    Insgeheim hatte er gehofft, den Kanadier endlich bei einem wichtigen Kontakt mit seinen Auftraggebern überraschen zu können. Wayday war kein Großer. Aber auch kleine Fische verhalfen einem gelegentlich zu einem großen Fang. Der Kanadier hatte Dreck am Stecken. Eindeutig. Aber anstatt den besten Reporter in der Stadt direkt zur Quelle eines Aufmachers zu lotsen, ging der Kerl einfach zum Vögeln. Es war nicht zu fassen. Verplemperte Tony Rojanas Zeit. Hurte rum. Trieb es mit einer gemieteten Puppe. Nicht mal zum Essen kam man wegen dem Typ.
    Das machte Rojana nun wirklich zornig.
    So zornig, dass er
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