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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition)
Autoren: D B Blettenberg
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am oberen Treppenabsatz kehrt machte, den Gang hinunterstürmte und Selbstgespräche führte.
    „Ich muss diesem gelbrot behaarten Knochengerüst wenigstens den Fick vermiesen!“
    Rojana starrte erneut auf die Zimmernummer.
    Dann trat er mit dem rechten Fuß zu. Die Tür knallte in den Raum, schlug hart gegen die Innenwand und gab den Blick auf das Bett frei. Es war frisch bezogen und leer. Kein nacktes Paar. Keine Frau. Nur drei bekleidete Männer. Sie saßen auf Klappstühlen vor einem Fernseher, ohne dem Programm weiter Beachtung zu schenken. Stattdessen sahen sie dem Eindringling entgegen.
    Rojana blieb konsterniert stehen.
    Roger Wayday stand zunächst der Mund offen, dann grinste er und rubbelte sich mit einer Hand nervös die Karottenhaare. Der ältere Chinese trug einen konservativgrauen Einreiher zu weißem Hemd und dunkler Krawatte und zeigte ein ernstes Gesicht. Die Brille mit dem schweren Hornrahmen machte die Miene noch düsterer. Der jüngere Chinese hatte etwas Modernes von Armani an, machte schmale Lippen und zielte mit einem Revolver auf den unerbetenen Besucher.
    Rojana nahm die Hände hoch, grinste kurz in die Mündung und schaute dann auf den Bildschirm über dem Videogerät. Die Stellung stimmte. Ansonsten entsprach der Porno nicht den Fantasien, die er auf dem Flur entwickelt hatte. Laut genug ging es immer noch zu.
    „Stell den Ton leiser“, sagte der ältere Chinese zum Kanadier.
    Der Dürre war dankbar für die Vorgabe. Fahrig machte er sich am Lautstärkeregler zu schaffen, bis das Paar auf dem Bildschirm seiner Beschäftigung stumm nachging.
    „Machen Sie die Tür zu, und setzen Sie sich“, sagte der Senior und deutete zum Bett.
    Rojana kam der Aufforderung nach. Widerspruch war in dieser Situation nicht das Richtige. Mit Bedauern dachte er an den Toyota. Der Wagen war sein Werkzeuglager. Ein Schnellfeuergewehr, eine Magnum, drei Handgranaten, Tränengas. Selbst der Spaten hätte jetzt nützlich sein können. Aber er hatte ja nichts Besseres zu tun, als unbewaffnet hinter diesem Kleinkriminellen herzurennen. Nicht mal Kamera und Tonband waren dabei.
    „Wir hatten bislang noch nicht die Ehre“, sagte der ältere Chinese. „Ich darf mich vorstellen. James Yang. Sie werden noch nicht von mir gehört haben – hoffe ich.“ Er lächelte sparsam. „Sie hingegen sind uns natürlich ein Begriff.“ Er ließ das Kompliment einige Sekunden auf den Eindringling einwirken und fuhr dann mit amüsiertem Unterton fort: „Der große Tony Rojana. Der erfolgreichste Bluthund, den Thailands größtes Boulevardblatt aufzubieten hat. Angeblich ständig im Einsatz und auf alle Eventualitäten vorbereitet. Umso erstaunter bin ich, Sie weder angemeldet noch bewaffnet zu sehen ...“
    Rojana schnaubte ergeben. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als weiter zuzuhören.
    Der Armani-Chinese versuchte, sich am Gespräch zu beteiligen. „Deine Mutter hat’s wohl mal mit ’nem Neger gemacht“, kommentierte er Rojanas dichtes Kraushaar und den üppigen Hängeschnäuzer.
    „Lass die Sprüche, Richy, und steck den Revolver weg. Wir wollen uns doch bitte wie Gentlemen benehmen“, befahl James Yang, bevor er Rojana zulächelte. „Entschuldigen Sie bitte sein Benehmen.“ Dann wieder zu Richy: „Der Mann ist so sehr Thai wie du und ich – auch wenn sein Vater Amerikaner war.“ Er sah Rojana an, als erwarte er Beifall.
    Rojana betastete die Narbe über seiner linken Augenbraue. „Er war aus Puerto Rico.“ Er hatte gute Lust, Richy zu tranchieren.
    Einige Zimmer weiter sülzte erneut Popmusik aus dem Radio und untermalte die Aktionen auf dem Bildschirm. Rojana konnte gut erkennen, was das Paar trieb. Es inspirierte ihn zu einer kleinen Provokation. Irgendwie musste er Bewegung in die Sache bringen. Er grinste dem Kanadier dreist ins Gesicht und deutete zum Bildschirm. „Da kannst du genau sehen, was du bist, Roger: Ein mieser Schwanzlutscher!“
    Noch bevor Wayday darauf reagieren konnte, befahl ihm Yang: „Schalt das Zeug ab.“
    Der Dürre gehorchte. Mehr als einen beleidigten Gesichtsausdruck hatte er Rojana sowieso nicht entgegenzusetzen.
    James Yang befingerte seine Krawatte. „Dies ist wohl nicht der angemessene Ort für ein wichtiges Gespräch. Ich schlage vor, Sie gehen jetzt und ...“, der Blick, den er auf seine goldene Armbanduhr warf, war lang genug, um alle Brillanten zu zählen, „... in einer Stunde treffen Sie mich im Ming Palace im Indra Hotel. Ich lade Sie zum Jam Cha ein, und wir
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