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Berlin 1933-1945: Stadt und Gesellschaft im Nationalsozialismus (German Edition)

Berlin 1933-1945: Stadt und Gesellschaft im Nationalsozialismus (German Edition)

Titel: Berlin 1933-1945: Stadt und Gesellschaft im Nationalsozialismus (German Edition)
Autoren: Unbekannt
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Jugendlichen vielfaltige Möglichkeiten zum selbstbestimmten Zeitvertreib. Vor allem Mädchen und junge Frauen scheinen die Chance genutzt zu haben, die Grenzen bestehender weiblicher Rollenbilder zu überschreiten. Den Cliquen und den zum Teil gewalttätigen Jugendgruppen kam hierbei besondere Bedeutung zu. Eine direkte Folge des Nationalsozialismus sind sie allerdings nicht, wie die Entwickung nach 1945 zeigt.
     
    EVA BALZ
    (geb. 1983) promoviert an der Ruhr-Universität Bochum zum Thema »Die Rückerstattung jüdischer Vermögen in West-Berlin«.

EIN SELBSTZERSTÖRERISCHER BRUDERKAMPF
Das protestantische Berlin (1930–1945)

Resümee
    Es ist nicht ganz einfach, für die historische Performance des zerrissenen und zerstrittenen hauptstädtischen Protestantismus im »Dritten Reich« ein Resümee zu ziehen. Eine Erfolgsgeschichte war das jedenfalls nicht. Mit besseren Gründen ließe sich von einer Geschichte der Verirrungen, des Streits und des Versagens sprechen. Und noch einmal gefragt: Wer eigentlich waren die Berliner Protestanten? Die nazifreundlichen Deutschen Christen, die in den Kirchenleitungen, bei Pfarrern wie an der kirchlichen Basis eine so einflussreiche, teils beherrschende Rolle spielten? Die Opposition der BK-Bewegung mit ihrem orthodox-puristischen Rekurs auf die Bibel – zugleich eine Fraktion, die durch ein merkwürdig anachronistisch-konservativ anmutendes Weltbild geprägt war? Oder vielleicht eher kirchenferne, unabhängige liberale Protestanten wie die Harnacks, die sich durch keine Kirchenfraktion vertreten sahen und die es – bei aller Zurückgezogenheit – am protestantischen Rand zu dieser Zeit auch noch gab?
    Die gegensätzlichen Biographien des Pfarrers Karl Themel und der Historikerin und Studienrätin Elisabeth Schmitz verdeutlichen die extreme Zerrissenheit des zeitgenössischen Protestantismus in Berlin, der so nichtidentisch mit sich selbst war, dass er unter ein und demselben Konfessionsbegriff eigentlich kaum sinnvoll zu fassen ist. Während Themel als passionierter NS-Sippenforscher in der »Kirchenbuchstelle Alt-Berlin« Christen jüdischer Herkunft aufspürte, um sie den Verfolgungsbehörden zu »melden«, verfasste die am Rande der Kirchenopposition kritisch mitwirkende Schmitz aus eigener Initiative ihre (anonyme) Denkschrift zum Schutz verfolgter Juden und christlicher »Nichtarier« und mahnte ihre schweigende BK immer wieder, öffentlich und laut in dieser Sache zu sprechen. Themel baute mit kirchlichen Mitarbeitern und Finanzmitteln eine eigene »Judenkartei« auf und leitete seine lebensgefährlichen Forschungsergebnisse an Staats- und Parteistellen weiter. Während Schmitz (wie andere Mistreiterinnen und Mitstreiter in ihrem »dahlemitischen«
Umkreis) verfolgten Personen Unterkunft und andere lebensrettende Hilfen gewährte, veröffentlichte Themel im Dezember 1941, als die Deportationen in Berlin bereits begonnen hatten, eine stolze Leistungsbilanz seiner kirchlichen Sippenforschungsstelle, die bis zu diesem Zeitpunkt in über 2600 Fällen eine jüdische Abstammung von evangelischen Christen herausgefunden hatte. Karl Themel und Elisabeth Schmitz waren beide Mitglieder derselben evangelischen Kirche.
    »Schatten« und »Licht« hielten sich hier nicht die Waage. Wer das Ganze der historischen Performance des hauptstädtischen Protestantismus im »Dritten Reich« zu überschauen bereit ist und wer dessen faktischen Auftritt auf der Geschichtsbühne an dessen eigenen religiös-theologischen Prämissen misst, der wird kaum anders können, als von einer protestantischen Moralkatastrophe in der Stunde der Wahrheit zu sprechen.
     
    PROF. DR. MANFRED GAILUS
    (geb. 1949), apl. Professor für Neuere Geschichte an der Technischen Universität Berlin.

Resümee
    Die hier unternommene Betrachtung der Wohnungspolitik und Bauwirtschaft lässt sich in fünf Punkten zusammenfassen. Erstens wurde die Machtübernahme der nationalsozialistischen Stadtverwaltung im Berliner Wohnungswesen begünstigt von einer tiefen Krise des bestehenden Institutionensystems der Wohnungsbauförderung. Den Nationalsozialisten gelang es, durch Anknüpfung an großstadtfeindliche Siedlungskonzepte, rücksichtslose Unterdrückung und Vertreibung der führenden Vertreter des »Neuen Bauens« sowie durch gewisse Teilerfolge bei der Eindämmung der Wohnungskrise ihre Macht in den ersten Jahren nach 1933 abzusichern. Dabei hat, zweitens, die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung und politisch
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