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Bereitwillig (German Edition)

Bereitwillig (German Edition)

Titel: Bereitwillig (German Edition)
Autoren: Natalie Rabengut
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antwortete Charly und schon ging die Tür auf. Mabel musste den Impuls unterdrücken, sich mit ihren Händen zu bedecken.
    „Mabel, du siehst umwerfend aus. Wow.“ Charly wirkte ehrlich beeindruckt und mit schüchterner Stimme fragte Ian von draußen: „Darf ich auch gucken? Nur ganz kurz?“
    Mabel ließ entwaffnet ihre Schultern sinken und nickte. Charly drückte die Tür auf und Ian spähte hinein. „Junge, Junge! Wenn ich nicht schwul wäre, würde ich dich als Freund so sicherlich nicht losziehen lassen. Dann würde ich vielmehr genau jetzt meine Liebe zu dir entdecken und dich vögeln.“
    „Das ist ja ein Kompliment“, murrte Mabel und blickte verstohlen in den Spiegel. Nein, das bringst du nicht über dich.
    „Ian, kannst du vielleicht ein Paar Schuhe besorgen? Welche Größe hast du?“ Charly sah sie auffordernd an und Mabel wollte protestieren, doch sie ahnte, dass es sowieso nutzlos sein würde und antwortete: „42, die werden hier sicherlich nichts in meiner Größe haben.“  
    Ian verschwand und Charly musterte sie noch einmal: „Du siehst wirklich fantastisch aus – ich wünschte, ich könnte mitkommen. Meinst du, wenn wir die Sache mit Patricia hinter uns gebracht haben, kannst du mir vielleicht eine Einladung in diesen Club besorgen?“
    Mabel spürte, dass gerade nicht der Moment für Witze war und nickte nur. Charly schenkte ihr ein warmes Lächeln, da klopfte es gegen die Kabinentür.
    Wortlos reichte Ian ein Paar schwarze High Heels hinein, die mit einem kleinen Riemchen am Knöchel geschlossen wurden. Amüsiert beobachtete Charly, wie Mabel sich umständlich bückte, um zu verhindern, dass ihre Brüste aus der Korsage fielen. Ein wenig wacklig richtete Mabel sich auf und musste zugeben, dass sie so tatsächlich etwas hermachte. Doch, du siehst scharf aus.
    „Kannst du auf solchen Schuhen laufen?“, fragte Charly.
    Mabel schüttelte den Kopf. „Ich fürchte nein. So groß wie ich bin, habe ich nie welche getragen. Männer trauen sich ja ohnehin schon kaum an mich heran.“  
    „Dann üben wir das noch ein bisschen – wir haben ja noch anderthalb Tage, das wird schon klappen.“

    Eine dreiviertel Stunde später hatte Charly Ian nach Hause geschickt und stand mit Mabel an dem Tresen eines Kosmetiksalons. Ohne ihr etwas davon gesagt zu haben, hatte sie zwei Termine dort vereinbart. Mabel hatte sich längst ihrem Schicksal ergeben und trottete hinter ihrer Freundin her. Selbst bei dem Wort „Waxing“ zuckte sie nicht mehr zusammen.
    Charly nahm ihre Aufgabe, Mabel auf den Abend im Aviditas vorzubereiten, sehr ernst. Mabels Finger verkrampften sich bereits leicht um den Griff der Tüte mit ihren Einkäufen aus dem Sexshop, wenn sie daran dachte, dass sie Samstagabend tatsächlich in diesem Outfit unter Leute gehen sollte.
    Sie hörte nur noch, wie Charly ihre Kosmetikerin Simone anwies, sich gründlich um Mabel zu kümmern. Sie seufzte und legte sich auf die Liege, die mit einem weißen, flauschigen Handtuch bedeckt war.

    Nachdem die Minuten am Freitag zähflüssig vor sich hingetropft waren, konnte Mabel nicht fassen, wie schnell der Samstag an ihr vorbeigerast war. Es war bereits 21 Uhr und gleich würden Charly und Ian kommen, um ihr Mut zuzusprechen und ihr Outfit ein letztes Mal abzusegnen.
    Sie konnte nun relativ passabel auf den hohen Absätzen laufen und hatte sich an das völlig nackte Gefühl zwischen ihren Schenkeln gewöhnt. Sie hatte an ihrem schmalen Streifen Haare gehangen, aber Simone war unerbittlich gewesen.
    Noch trug Mabel ihren ausgeleierten Jogginganzug und hatte ihre langen, braunen Haare in ein Handtuch gewickelt, das kunstvoll um ihren Kopf geschlungen war – aber ihr Outfit hing schon mahnend an der Schranktür.  
    Sie bedauerte es, dass sie sich entschieden hatte, selbst zum Club zu fahren und kein Taxi zu nehmen. So konnte sie sich vorher nicht einmal gehörig Mut antrinken. Aber gemeinsam mit Ian und Charly hatte sie beschlossen, dass es klüger wäre, dass eigene Auto in Reichweite zu haben und so jederzeit die Flucht ergreifen zu können.  
    Das Klingeln des Telefons ließ sie zusammenzucken. Himmel, deine Nerven sind tatsächlich etwas überreizt.  
    „Sinclair?“
    „Hey Mabel, hier ist Paul.“
    Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus – das passierte immer, wenn Paul anrief.  
    „Wie geht’s dir, Paul?“
    „Gut – aber gleich bestimmt noch besser, wenn du Zeit für mich hast, Baby.“
    Mabel leckte sich über die Lippen.
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