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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar
Autoren: Eoin Colfer
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nach ein paar Schritten inne. Diese Hitze war einfach grausam. Wäre ich zu den Pimpfen im Baby-Becken nur netter gewesen, dachte er reuevoll, später bin ich vielleicht froh über einen Balljungen.
    Der Ball hatte sich in den Tiefen eines borstigen Busches eingenistet. Benny schlug ihn heraus, wobei er ein Dutzend monströser Ameisen aufschreckte. Vielleicht versuchte er sich lieber an ein paar Hochschüssen. Irgendetwas, das ihn nicht so sehr anstrengte. Er stellte sich auf das Feld. Diese Tennisbälle ließen sich prächtig auf den Rasen setzen, aber sobald Luft unter ihnen war, flogen sie fast in die Erdumlaufbahn. Er schlug ein großes Stück aus der Grasnarbe und der Ball rotierte unberechenbar nach links weg. Benny jagte ihm wutschnaubend hinterher. Schon wieder ein misslungener Schuss. Natürlich lag das am Ball. Bestimmt. Er holte weit aus und schlug noch im Rennen rachsüchtig zu. Diesmal traf er nicht einmal den Ball. Aber wieder flogen ihm Grasbüschel um die Beine.
    Lautes Geschrei vom Spielfeldrand unterbrach seine wilden Schläge. Der Wachmann stürmte über das Feld auf ihn zu und brüllte wie ein Stier. Benny machte einen halben Schritt zurück, blieb aber dann stehen. Wenn der Glatzkopf in diesem Tempo weiterrannte, war er mit einem kleinen Ausweichmanöver vielleicht am besten bedient.
    Der Wachmann kam überraschend schnell für so einen Koloss vor Benny zum Stehen.
    »Wie geht’s?«, fragte Benny liebenswürdig.
    Der Wachmann wischte sich die schweißglänzende Stirn und hob eine Grassode auf.
    »Erde!«, sagte er.
    Benny nickte. »Hmm, hmm.« Erde gab es in Irland.
    »Du hast die Erde aufgerissen«, knurrte der Wachmann und versuchte, unerklärlichen Zorn hinunterzuschlucken. Benny pflückte den Dreckbollen von der riesigen Hand und trat ihn am Boden fest.
    »Ich repariere die Erde«, sagte er grinsend. Das war der Gipfel der Unverschämtheit, aber es machte Spaß.
    »Dieses Spielfeld ist nicht dazu da, dass man es mit Stöcken aufreißt.«
    »Das ist aber mal gutes Englisch!«
    »Pardon?«
    »Was?«
    Der Wachmann war ein stattlicher Mann und mit kleinen Jungen zu diskutieren passte gar nicht zu ihm.
    »Arbeiter haben diese Anlage gebaut«, sagte er mit rauer Stimme. »Zwei Jahre hat es gedauert, bis die Europäer zufrieden waren. Und jetzt haust du mit deinem Stock Löcher in das Spielfeld.«
    Benny wich aus. »Das ist kein Stock. Das ist ein Präzisionsinstrument.«
    Die unselige Kombination aus zähem Wexford-Akzent und Schläger schwingendem Benny trieb den Wachmann zum Handeln: Er stürzte sich auf den Schläger – schnell war er auch noch! – und bekam ihn zu fassen, bevor Benny ausweichen konnte. Aber im selben Augenblick gewann der Instinkt die Oberhand. Benny hörte förmlich, wie Pater Barty am Spielfeldrand schrie, während er sich drehte und die Schultern schräg nach hinten in den Angreifer rammte. Sobald er hörte, dass der Wachmann nach Luft schnappte, rannte er los. Diese kleinen Fouls waren prima. Im richtigen Winkel zum Schiedsrichter verübt, schwor der Stein und Bein, dass der Gegenspieler gefoult hatte.
    Benny kämpfte mit sich, ob er den Tennisball noch retten sollte oder nicht, und entschied sich dann dagegen. Der Typ verbarg vielleicht eine Machete oder ein paar in Curare getränkte Pfeile in seinem Overall. Möglicherweise war es in diesem Teil der Welt gar kein Verbrechen, einen irischen Jungen abzuschlachten. Wahrscheinlich nur schlechtes Benehmen. Der Wachmann würde mit einer Strafpredigt und einer Woche Fernsehverbot davonkommen.
     
    Dad lauschte einer Stimme am anderen Ende der Telefonleitung und starrte seinen ältesten Sohn zornig an. Benny machte den lahmen Versuch, eine unschuldige Miene aufzusetzen, aber Ma und Georgie beobachteten ihn von der Couch aus.
    »Ja … ähh … oui «, sagte Dad. »Ja, ich verstehe. Ich weiß. Ja, ich sag’s dem Jungen.« Es war offensichtlich, dass diese Unterwürfigkeit Dads beruflichen Aufstieg behinderte.
    »Er weiß, dass er nicht mehr zu Hause ist. Ja, da bin ich mir sicher. Noch einmal vielen Dank, Herr Gama …«. Pat Shaws Blick wurde einen Augenblick lang ganz weich. »Und noch was. Wenn Sie meinen Jungen noch ein einziges Mal auch nur berühren, rate ich Ihnen, ihre VHI bezahlt zu haben …. Was das ist? Die Krankenversicherung.«
    Dad knallte den Hörer auf die Gabel. Bennys kleiner Spaß war katastrophal danebengegangen. Er fürchtete, auch dafür die Schuld in die Schuhe geschoben zu bekommen. »Und?«
    »Und
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