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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar
Autoren: Eoin Colfer
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bitte?«
    »Von einem Skorpion, Madame. Das ist ein kleines Spinnentier mit einem giftigen Stachel. In Afrika beheimatet.«
    »Ich weiß, was ein Skorpion ist, Mister Khayssi.«
    »Keine Sorge, Madame. In den letzten drei Jahren hatten wir nur einen einzigen Skorpion in Marhaba. Und nicht eine einzige Schlange.«
    Benny hörte auf zu schmollen und spitzte die Ohren. »Schlangen? Moment mal!«
    Talal Khayssi lächelte nachsichtig. »Junger Mann, bitte lass mich ausreden. Wenn du überhaupt jemals von einem Skorpion gestochen wirst, hast du über eine Stunde Zeit, um dich in ein Krankenhaus zu begeben.«
    »Ach wirklich? Das ist ja toll.«
    »Benny! Dieser Ton bringt uns auch nicht weiter.«
    »In der Fabrik gibt es eine Krankenschwester. Und hier habe ich ein Blatt Papier. Dort steht auf Französisch und Arabisch ›Ich bin von einem Skorpion gestochen worden‹«.
    »Und was ist mit Englisch?«
    »Ich bin davon ausgegangen, dass Sie Englisch können, Mister Shaw. Aber das Englisch der Krankenschwester ist vielleicht nicht so gut.«
    »Das ja sehr beruhigend.«
    »Vergeuden Sie keine Energie damit, sich darüber aufzuregen, Mrs Shaw. Die Chancen, dass so etwas passiert, sind minimal.«
    Benny und Dad drückten beide unbewusst ihren Wirbel platt.
    »Und was ist mit den Schlangen?«, fragte Dad.
    Talal Khayssi starrte auf sein Klemmbrett. »Schlangen wurden, wie ich bereits erwähnte, hier im Dorf noch nie gesehen. Sie klettern nicht gerne über Mauern.« Er lachte. Es war ein nervöses Lachen. »Und Ihre Kinder sind so groß, dass sie nicht mehr ganz verschlungen werden können.«
    George wurde blass. Benny war klar, dass er schon aus Prinzip grinsen sollte, aber in seinem Magen ging es gerade zu wie in einer Wäscheschleuder.
    »Es besteht die Möglichkeit, dass kleine Reptilien im Schutz der Nacht unter dem Tor hindurchschlüpfen. Wenn ein Familienmitglied gebissen wird, merken Sie sich bitte die Farbe der Schlange und kommen Sie umgehend zur Fabrik.«
    »Gibt es irgendeine Farbe, vor der man sich besonders in Acht nehmen muss?«
    »Nein, nein Mister Shaw. Die Bisse der meisten Giftschlangen verursachen nur Übelkeit und Schwellungen an der Bissstelle … außer vielleicht bei schwarzen Schlangen. Bei schwarz nehmen Sie sich in Acht. Aber, wie gesagt, es wurden noch nie Schlangen hier im Dorf gesehen. Es ist schon sehr lange her, ja, einige Monate, dass wir in Sfax einen tödlichen Zwischenfall mit einer Schlange hatten.«
    Jessica griff nach Khayssis Wasserglas und trank es in wenigen Schlucken leer.
    »Und dann gibt es da noch Aids«, sagte der Verwalter strahlend.
    »Oh Jesus, Maria und Josef«, stöhnte Jessica.
    »Eigentlich ist die Ansteckungsgefahr hier weitaus geringer als in Großbritannien. Aber wenn Sie ganz sicher sein wollen, bitten Sie beim Barbier immer um eine neue Klinge.«
    »Neue Klinge? Na klar.«
    »Ruhe, Bernard!«, schnappte Dad. »Haben Sie sonst noch irgendwelche gute Nachrichten, Khayssi?« Kein ›Mister‹ mehr.
    »Natürlich«, strahlte Talal Khayssi. »Ihr Wagen ist da. Ein Toyota Landcruiser, Allrad.«
    Dad kämpfte gegen ein Grinsen an und verlor. Seine Kinder in Lebensgefahr zu wissen war nicht ganz so schlimm, wenn ein großer chromblitzender Geländewagen in der Einfahrt stand.
    »Auf dem Armaturenbrett liegt ein Funkgerät. Laden Sie es jede Nacht auf und führen Sie es unterwegs immer mit sich. Sie sind … äh … Zulu Drei. Die Zentrale ist Bravo One.«
    »Falls ich eine Panne habe, nicht wahr?«
    »Ja, oder einen Unfall. Wir Tunesier regen uns manchmal ein bisschen auf, wenn einer von uns verletzt wird. Normalerweise haben wir selbst Schuld. Die Jugendlichen auf ihren Mopeds sind einfach unberechenbar. Passen Sie vor allem während des Ramadan auf. Da fahren sie oft besonders schnell und unaufmerksam. Wenn Sie in einen Unfall verwickelt werden, verriegeln sie alle Türen und fahren Sie direkt zum nächsten Posten der Garde Nationale.«
    »Sonst?«
    »Sonst könnte ein fundamentalistisch gesinnter Passant auf die Idee kommen, einen Aufruhr anzuzetteln.«
    »Einen Aufruhr! Man hat uns gesagt, das sei ein politisch stabiles Land!«
    »Das ist es auch, Madame«, protestierte Khayssi, »ich schildere Ihnen doch nur die schlimmsten Möglichkeiten. All diese Dinge können passieren, aber es ist höchst unwahrscheinlich, dass sie passieren.«
    »Verstehe.«
    Der Tunesier bemerkte, dass sein Glas leer war. Er erhob sich, um zu gehen.
    »Ach ja, noch was. Bitte seien Sie besonders
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